Herne/Bochum. Ein betrunkener Gewalttäter schlägt um sich und verteilt Küsse und Umarmungen. Zuletzt boxte der 35-Jährige Kinder. Nun wurde er verurteilt.
Nach einem Prügelangriff auf Kinder in Herne muss ein dauerbetrunkener Gewalttäter ins Gefängnis. Auch Frauen waren vor dem Mann nicht sicher.
Mehr als ein Jahr nach einer Serie von sexuellen Übergriffen und Gewaltausrastern in Herne und Umgebung ist ein vorbestrafter Gewalttäter am Bochumer Schöffengericht zu insgesamt zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Weil der 35-Jährige bei sämtlichen Taten sturzbetrunken war, wurde zudem eine Unterbringung in einer geschlossenen Entziehungsanstalt angeordnet.
Der dreifache Vater aus Oer-Erkenschwick hatte beim Prozessauftakt Anfang Oktober sofort erklärt, dass er an sämtliche angeklagte Vorfälle so gut wie keine Erinnerung mehr habe. „Wir vermuten, dass das alles so passiert ist. Er hat regelmäßig einen kompletten Filmriss, wenn er Alkohol trinkt. Das ist ihm alles hochgradig peinlich“, hatte sein Verteidiger Jens Tuschhoff erklärt. Abstreiten wolle man die Übergriffe und Attacken keinesfalls.
Herne: Kind mit Faust in den Magen geboxt
Es war der 22. April 2022, als der wieder einmal betrunkene Mann gegen 20.30 Uhr auf einem Spielplatz in Herne-Börnig aufgetaucht war. Wie er dort hingekommen ist, vermochte er nicht mehr zu erklären. Vier minderjährige Kinder spielten auf dem Spielplatz gerade Basketball. Der Angeklagte soll einem Kind mit seiner Faust in den Magen geboxt, einem anderen Kind einen Schlag gegen die Schläfe versetzt haben. „Aus Angst“, so hatte es die Anklage formuliert, wehrten sich die Herner Kinder auch nicht, als der Angeklagte am Ende einem Kind noch einen Rucksack wegnahm. Inhalt: ein Taschenrechner und ein Etui.
Vier Monate später hatte der 35-Jährige am Busbahnhof in Recklinghausen erst eine 16-jährige und später noch eine 14-jährige Schülerin belästigt, in Gespräche verwickelt, die Jugendlichen gestreichelt, ins Gesicht geküsst und an das Gesäß gefasst. „Beide Zeuginnen waren angewidert vom Verhalten des Angeklagten“, hieß es im Prozess. Nahezu deckungsgleich reagierte eine Kioskverkäuferin im Emsland, die von dem zeitweise dorthin verzogenen 35-Jährigen zu Beginn im Januar 2023 überfallartig mit Küssen im Gesicht übersät und umarmt worden war. Wieder zurück im Ruhrgebiet hatte der nach einem Sachverständigengutachten massiv Alkoholkranke schließlich am 20. Februar diverse Besucher in einem Einkaufszentrum in Marl begrapscht, belästigt und bedrängt.
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Die vom Schöffengericht verhängte Strafe teilt sich aus rechtlichen Gründen auf zwei separate Haftstrafen auf - einmal 16 Monate und einmal 14 Monate. Die Zeit des Aufenthalts in einer geschlossenen Alkoholentzugsklinik ist auf die verhängte Haftzeit (zweieinhalb Jahre) anzurechnen.