Herne. Der Wanner Kanu-Verein in Herne muss sein Grundstück räumen: Es steht einen Bauprojekt im Weg. Der Club forderte ein neues Areal – vergeblich.

Der Wanner Kanu-Verein erhält kein eigenes Grundstück. Das hat die Stadt Herne dem Verein nun mitgeteilt. Der Club muss sein bisheriges Grundstück am Rhein-Herne-Kanal räumen, weil es dem neuen Wohnquartier „Grimberger Pier“ im Wege steht. Die Vorsitzende Yvonne Fuhrmann kritisiert die Stadt scharf: Diese habe dem Verein zunächst mitgeteilt, dass er ein eigenes Grundstück bekommt, später habe sie diese Zusage gebrochen. Die Stadt weist diesen Vorwurf zurück.

Zum Hintergrund: Der Wanner Kanu-Verein (WKV) hat in Unser Fritz direkt am Kanal seit vielen Jahren ein Grundstück gemietet – mit Bootshaus, Lagerhalle, Jugend- und Fitnessraum sowie Außengelände. Zuletzt hatte der Club, dem etwa 50 Aktive angehören, die Kündigung erhalten. Die Skiba-Gruppe baut am Kanal das Wohnquartier Grimberger Feld mit 90 Wohnungen. In dem neuen Quartier, das haben die Verantwortlichen dem Club zugesagt, könne er unterkommen: in der ehemaligen Dannekampschule, die zum Wohn-, Kita-und Dienstleistungsstandort umgebaut wird. Diese Lösung, hatte der Verein stets kritisiert, sei keine Lösung: zu wenig Platz für Material und Geräte und vor allem für die Jugendarbeit, die groß geschrieben werde. Der Verein hatte deshalb ein eigenes Grundstück von der Stadt gefordert.

Bedient: Yvonne Fuhrmann, Vorsitzende des Wanner Kanu-Vereins.
Bedient: Yvonne Fuhrmann, Vorsitzende des Wanner Kanu-Vereins. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Das sei dem WKV zwischenzeitlich auch zugesagt worden: auf der anderen Seite des Kanals. Telefonisch, so die Vereinsvorsitzende Fuhrmann, habe ihr ein städtischer Mitarbeiter mitgeteilt, dass eine Fläche am Kanal gefunden und sie die Vereinsmitglieder darüber informieren könne. Das habe sie getan, und die Freude sei groß gewesen. Bis die kalte Dusche gefolgt sei. In einem Brief aus dem Rathaus sei ihr mitgeteilt worden: „Das Grundstück steht leider nicht zur Verfügung.“ Die Verwaltung begründe das mit planungsrechtlichen Bedenken, weil es sich bei dem Grundstück um eine Grünfläche handele, außerdem gebe es „Bedenken aus Sicht des Klimaschutzes und der Klimafolgenanpassung“.

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Sie sei entsetzt, weil die Stadt dem Verein erst eine Zu- und dann eine Absage gegeben habe. Das sieht die Verwaltung ganz anders. „Die Stadt Herne hat dem Verein nicht zugesagt, das Grundstück zur Verfügung zu stellen“, sagt Stadtsprecherin Carina Loose auf Anfrage der WAZ. Die Stadt habe lediglich die Prüfung eines Areals zugesagt. Diese sei inzwischen durchgeführt worden – und habe ergeben, dass das Grundstück nicht an den Club gehen könne. Vereinsvorsitzende Fuhrmann schüttelt ob dieser Aussage nur mit dem Kopf. Und kündigt an: „Ich kämpfe weiter.“ Ein neues Zuhause in ehemaligen Schulräumen wäre eine Katastrophe – und könnte schnell zum Ende des Vereins führen.

Das will Martin Kortmann, Vorsitzender des Sportausschusses, unbedingt verhindern. „Wir lassen den Verein nicht im Regen stehen“, sagt der SPD-Ratsherr zur WAZ. In Kürze gebe es ein Treffen mit Verein, Stadt und Politik, dann soll nach Lösungen gesucht werden, mit denen alle Beteiligten, vor allem auch der Club, gut leben können.

Will dem Verein helfen: Martin Kortmann, Vorsitzender des Sportausschusses (l.), hier beim SPD-Sommerempfang mit Bäderchef Lothar Przybyl.
Will dem Verein helfen: Martin Kortmann, Vorsitzender des Sportausschusses (l.), hier beim SPD-Sommerempfang mit Bäderchef Lothar Przybyl. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

>>> WEITERE INFORMATIONEN: Grimberger Pier

Die Skiba-Gruppe will auf einem 11.500 Quadratmeter großen Areal nahe der Künstlerzeche Unser Fritz bis 2026 für rund 30 Millionen Euro das Wohnquartier „Grimberger Pier“ bauen. Im Zentrum liegt die ehemalige Dannekampschule, die in Kürze als erstes umgebaut werden soll. Aus Klassenräumen und Fluren sollen unter anderem 15 Apartments – alle etwa 35 Quadratmeter groß – und eine Kita entstehen.

Nach dem Umbau der Schule soll drumherum der Wohnkomplex entstehen. Geplant seien dort 75 Wohnungen zwischen 47 und 82 Quadratmetern, 20 Prozent von ihnen sollen öffentlich gefördert werden, so der Investor. Weitere Informationen zum geplanten Wohnquartier lesen Sie hier.