Herne. Eine Herner Schule ist nach Schulschluss zum Drogen-Hotspot geworden. Nun sollen Kameras und Sensoren helfen. Was geplant ist.

  • In Herne will die Stadt prüfen, ob die Realschule Crange mit Videokameras überwacht werden kann.
  • Das hatte zuletzt die Politik gefordert, weil der Schulhof Drogenumschlagplatz geworden ist.
  • Hintergrund ist ein Hilferuf der Schule an der Semlerstraße.

Die Stadt Herne will prüfen, ob an der Realschule Crange eine Videoüberwachung sowie Radar- und Sensortechnik eingerichtet werden können. Auf diese Weise sollen die Sicherheit verbessert und Straftaten wie Vandalismus verhindert werden. Einem entsprechenden Vorstoß von SPD und CDU hat nun die Politik zugestimmt. Das letzte Wort hat jetzt der Schulausschuss am Donnerstag, 16. November. Hintergrund ist ein Hilferuf der Realschule: Dealer und Drogensüchtige bevölkerten nach Schulschluss den Schulhof, so hatte die Schule im Juni Alarm geschlagen.

„Dramatisch“ nannte SPD-Ratsherr Matthias Bluhm die Lage an der Realschule Crange, als er den Vorschlag der rot-schwarzen Ratskoalition jetzt im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung vorstellte. Nach Schulschluss sei das Gelände an der Semlerstraße ein Umschlagplatz von Drogen, außerdem würden sie dort konsumiert. Bluhm lobte die Schulleitung, dass sie das Problem publik gemacht habe und nicht – etwa aus Angst vor sinkenden Anmeldezahlen – verschweige. Nun müsse der Schule auch geholfen werden, forderte er.

„Hotspot“ für Drogenhandel

In der Tat sprechen die Verantwortlichen der Schule Klartext. Schulfremde Dealer und Drogensüchtige veranstalteten abends „wilde Partys und Orgien“, sagte der stellvertretende Schulleiter Marc Bethke im Juni zur WAZ. Er bestätigte damit den Ratsherrn Bluhm, der den Schulhof nach Schulschluss einen „Hotspot“ für Drogenhandel und -konsum genannt hatte. Folge seien neben üblen Hinterlassenschaften wie Drogenutensilien und Müll vor allem Ärger und Ängste in der Schulgemeinde. Bethke fürchtet, dass die Drogenproblematik in die Schule hereingetragen wird. Er forderte deshalb einen Zaun ums Schulgelände – so wie er vor über drei Jahren auch um die Gesamtschule Wanne-Eickel gesetzt wurde, um Dealer abzuschrecken. Dort habe die Einzäunung funktioniert.

Vorbild für Herne? Ein Radarsensor (rechts) wacht nach Schulschluss über den Schulhof der Turmschule in Gelsenkirchen. Halten sich dort Menschen auf, schlägt das Gerät Alarm.
Vorbild für Herne? Ein Radarsensor (rechts) wacht nach Schulschluss über den Schulhof der Turmschule in Gelsenkirchen. Halten sich dort Menschen auf, schlägt das Gerät Alarm. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Einen weiteren Zaun lehnen SPD und CDU aber ab. Man könne jetzt nicht anfangen, alle Schulen einzuzäunen, sagte Ratsherr Bluhm im Ausschuss. Besser sei es, moderne Methoden anzuwenden. Dazu zähle eine Videoüberwachung durch Kameras, aber auch besagte Radar- und Sensortechnik. Er verwies auf ein Pilotprojekt in Gelsenkirchen. Dort werden Schulhöfe und Spielplätze, die besonders von Vandalismus und Ruhestörung betroffen sind, außerhalb der Schulzeiten mit Sensoren überwacht. Halten sich dort Menschen auf, geht eine Meldung bei der Stadt ein, und der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) rückt aus. Im Rahmen eines Pilotprojekts, so Rot-Schwarz, soll nun an der Semlerstraße ausprobiert werden, ob mittels moderner Technik auch in Herne öffentliche Gebäude und Flächen und in diesem Fall vor allem auch Kinder geschützt werden können.

Bei der Stadt stieß der Vorstoß auf Zustimmung: „Sie laufen bei uns offene Türen ein“, sagte Ordnungsdezernent Frank Burbulla im Sicherheitsausschuss. „Wir müssen uns dringend aufstellen, um Gebäude, aber auch Schülerinnen und Schüler zu schützen“, sagte auch er. Allein: Es gebe hohe Hürden für eine Kameraüberwachung: „Der Rechtsraum ist nicht trivial.“ Und Felix Horn, Chef der Herner Polizeiinspektion, gab zu bedenken, dass im Falle einer Kameraüberwachung auch jemand vor den Monitoren sitzen müsse, der gegebenenfalls Alarm schlägt und Polizeibeamte an den Einsatzort dirigiert.

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Dennoch: Politik und Stadt waren sich einig, die Möglichkeit eines Pilotprojekts zu prüfen; nur die Linken enthielten sich. Im Falle eines Erfolgs könnten auch andere Gebäude auf diese Weise geschützt werden. Damit könnte auch Vandalismus – wie zuletzt im Otto-Hahn-Gymnasium – verhindert werden. Dort hatten Jugendliche über das Pfingstwochenende 2022 die Schule verwüstet und für einen riesigen Sachschaden gesorgt. Die Verwaltung will sich bei der Prüfung auch in Gelsenkirchen nach den Erfahrungen der Nachbarstadt mit der Sensortechnik informieren, kündigte der Ordnungsdezernent an.