Gelsenkirchen. Der Schulhof der Turmschule in Gelsenkirchen-Rotthausen wird außerhalb der Schulzeiten fortan mit neuer Technik überwacht. Was dahinter steckt.
Immer wieder ist der Spielplatz an der Robert-Koch-Straße vermüllt, nachdem vor allem Jugendliche dort die Hinterlassenschaften ihrer Gelage achtlos in den Sand und auf den Grünweg werfen. Um diesem Problem Herr zu werden, wollte die Stadt Gelsenkirchen eigentlich eben dort mithilfe technischer Überwachung für Besserung sorgen. Doch daraus wurde nichts. „Leider hat es sich herausgestellt, dass die Versorgung der Anlage mit Strom sehr viel aufwändiger ist, als zunächst gedacht“, so ein Sprecher der Stadt.
Doch an Orten, an denen vielfach über Lärm, Müll und Vandalismus geklagt wird, mangelt es einer Großstadt wie Gelsenkirchen nicht. Mit einiger Verzögerung wurde nun deshalb am Freitag (18.11.) die Turmschule in Rotthausen mit der Künstlichen Intelligenz (KI) ausgestattet.
Radarüberwachung in Gelsenkirchen gegen Vandalismus
„Radarüberwachung“ steht auf den neuen Schildern an der Schule, versehen mit dem Hinweis, dass keine persönlichen Daten erhoben werden. An der Fassade der Schule ist in ca. fünf Metern Höhe die Radartechnik montiert, die den Schulhof in einem Winkel von 180 Grad und mit einer Reichweite von 90 Metern erfasst. Halten sich hier Personen außerhalb der Nutzungszeiten nach 20 Uhr oder nach Einbruch der Dunkelheit auf, geht eine Meldung an die städtische Leitstelle für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Dann wird der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) beauftragt, vor Ort nach dem Rechten zu sehen.
- Zerstörte Traglufthalle in Gelsenkirchen: So geht es weiter
- Neue Radartechnik: So überwacht Gelsenkirchen Spielplätze
- Sinnloser Vandalismus in Gelsenkirchen: KI schnell testen!
„Als ‘Vernetzte Stadt’ sind wir Vorreiter bei dem Einsatz von KI für Sicherheit und Ordnung. Es ist das Ziel, den KOD effizienter einzusetzen. Er soll zielgerichtet dort zur Stelle sein, wo es zu Ordnungswidrigkeiten kommt“, erklärt Gelsenkirchens Ordnungsdezernent Simon Nowack (CDU).
Thomas Richter, Abteilungsleiter im städtischen Referat Öffentliche Sicherheit und Ordnung, gibt einen Einblick in die bisherige Praxis: „Spielplätze oder Schulhöfe begeht der Ordnungsdienst mehrmals am Tag, aber in neun von zehn Fällen, ist dort niemand anzutreffen. So sind Kräfte gebunden, die wir künftig dank der technischen Neuerung an anderer Stelle einsetzen können.“
„Es werden keine personenbezogenen Daten erfasst“
Die Überwachung im öffentlichen Raum ist ein sensibles Thema, das weiß Dietmar Bethke von der Firma Comnet GmbH, die im Auftrag der Stadt die Radarüberwachung einrichtet: „Da achten wir strikt auf den Datenschutz, es werden keine personenbezogenen Daten erfasst.“ Werden der Leitstelle innerhalb der Überwachungszeiten Personen auf dem Schulhof gemeldet, so werden diese nur als rote Punkte dargestellt. „Keine Person ist über die Radarerfassung zu identifizieren. Es wird lediglich angezeigt, dass sich Personen vor Ort befinden“, erläutert Bethke. Um Interessierte über den Einsatz der neuen Technik und ihre Hintergründe zu informieren, ist hinter dem QR-Code auf der Beschilderung eine entsprechende Information in mehreren Sprachen hinterlegt.
Nach der Turmschule soll die Radartechnik als Nächstes an der Gemeinschaftsgrundschule Dörmannsweg eingerichtet werden. Bewährt sich die KI, soll sie künftig an weiteren Orten für mehr Sicherheit und Ordnung sorgen. Neben dem Radareinsatz will man an anderen Orten mit einer anderen Technik arbeiten. „Beim Bolzplatz an der Caubstraße wollen wir Sensoren einsetzen, die ab einem bestimmten Lärmpegel anschlagen und dies der Leitstelle melden. Auch diese Technik soll helfen, den Ordnungsdienst effizienter einzusetzen“, so Thomas Richter.
Wir taggen GElsen: Videos und Bilder aus Gelsenkirchen finden Sie auch auf unserem Instagram-Kanal GEtaggt. Oder besuchen Sie die WAZ Gelsenkirchen auf Facebook.
Ob oder in welchem Umfang das gelingt, wird ein halbes Jahr nach dem Projektstart überprüft. „Da sind wir natürlich sehr gespannt. Auch der Frage, wie die Überwachung von den Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen wird, wird nachgegangen. Wir stellen alles auf den Prüfstand und werden nachjustieren, wo es nötig ist und auch an der Lernfähigkeit der Künstlichen Intelligenz arbeiten“, kündigt Stadtrat Nowack an.
Gespannt ist auch Schulleiterin Britta Czysch: „Vandalismus wie eingeschlagene Scheiben, beschädigte Türen, zerbrochene Flaschen und die Lärmbelästigung für unsere Nachbarn durch Personen, die nichts auf dem Schulhof zu suchen haben, sind immer wiederkehrende Probleme. Wenn die Radarüberwachung abschreckend wirken würde, wäre viel erreicht.“