Der Ärger über parkende Lkw-Zugmaschinen in Unser Fritz nimmt kein Ende. Manche Anwohner klagen über nächtlichen Lärm auf einem Aldi-Parkplatz.

Andrea und Hans Pohlmann sind entnervt: Nachts finden sie kaum noch Schlaf, seinen Balkon kann das Herner Ehepaar auch nur noch in Ausnahmefällen benutzen. Als Grund nennen sie Lärm und Dreck von Lkw-Zugmaschinen. Das Problem besteht seit Jahren, eine Lösung scheint nicht in Sicht.

Um den Ärger der Pohlmanns einordnen zu können, muss man ein paar Jahre zurückschauen. Bereits im Jahr 2016 hatte sich Hans Pohlmann bei der Herner WAZ-Redaktion gemeldet. Er wohnt mit seiner Frau im kleinen Gewerbegebiet an der Resser Straße in Unser Fritz. Damals steuerten die Lkw-Fahrer mit ihren Zugmaschinen die dortigen Parkstreifen an, um zu übernachten - auch an Wochenenden. Schon damals nervten Pohlmann die laufenden Motoren, auch menschliche Hinterlassenschaften zwischen den Gebäuden brachten nicht nur ihn auf die Palme. Als die ansässigen Betriebe gemeinsam bei der Stadt Druck machten, stellte diese Parkverbotsschilder auf. Seitdem bleiben die Parkstreifen leer, doch das Problem hat sich ganz offensichtlich verlagert...

Andrea Pohlmann ärgert sich über den nächtlichen Lärm auf dem Aldi-Parkplatz. Sie finde kaum noch Schlaf,
Andrea Pohlmann ärgert sich über den nächtlichen Lärm auf dem Aldi-Parkplatz. Sie finde kaum noch Schlaf, © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

…auf den Parkplatz des Discounters Aldi, der ebenfalls an der Resser Straße eine Filiale hat. Den nutzen die Lkw-Fahrer nun als Parkplatz - auch über Nacht. Und das bereitet gerade den Pohlmanns ein Problem. Denn das Fenster ihres Schlafzimmers liegt genau Richtung Aldi-Parkplatz. „Die kommen teilweise noch um Mitternacht, dann leuchten die Scheinwerfer, und die Motoren laufen“, schildert Andrea Pohlmann im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion ihren Ärger. Gefeiert würde auch teilweise, ihre Notdurft würden die Fahrer teilweise hinter der Packstation, die neben dem Discounter steht, verrichten. Von Nachtruhe könne kaum noch eine Rede sein. Dem Ehepaar tun die Fahrer leid, „die haben ja auch keine Lebensqualität“, so Andrea Pohlmann. Ihr Mann kann die Situation nur allzu gut selbst einschätzen. Er sitzt während der Woche selbst „auf dem Bock“ und sei nur an den Wochenenden zu Hause.

Lkw-Fahrer ignorieren das nächtliche Parkverbot auf dem Aldi-Parkplatz

Dass er und seine Frau dann auch keine Ruhe hätten, dürfe einfach kein Dauerzustand sein. Die Stadt Herne kann in dieser Angelegenheit nicht helfen. Im Gegensatz zu den Parkstreifen ist der Parkplatz nicht öffentlicher Verkehrsraum, sondern Privatgelände des Discounters. „Wir haben schon X Gespräche mit Aldi geführt“, erzählt Andrea Pohlmann. Das Unternehmen hat inzwischen auch gehandelt und Schilder montiert, die darauf hinweisen, dass nach Ladenschluss dort nicht mehr geparkt werden darf. Wörtlich heißt es: „Das Parken ist von 22 - 6 Uhr nicht gestattet/verboten. Unberechtigt parkende Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt.“

Doch die Fahrer scheinen dieses Verbot zu ignorieren, dass jemals ein Lkw abgeschleppt worden ist, ist nicht bekannt. Bei Aldi ist man sich der misslichen Lage bewusst. „Wir sehen das selbst nicht gerne, aber wir führen nachts keine Kontrollen durch“, sagt ein Sprecher auf WAZ-Anfrage. Die Anwohner könnten mit Hinweis auf das Verbot die Polizei anrufen...

Ärger auch im KGV Dannekamp

...eine Idee, die Pohlmanns längst hatten und intensiv genutzt hätten. Ihr Mann habe mehr als 300 mal bei der Polizei angerufen, dort sei sein Name inzwischen bestens bekannt. Doch auch die Intervention bei der Polizei hatte bislang keinerlei Erfolg.

Parkende Zugmaschinen sind seit Jahren ein Dauerbrenner in Unser Fritz. Anfang vergangenen Jahres hatten sich Mitglieder des Kleingartenvereins Dannekamp darüber beschwert, dass ihr Gelände - das gegenüber vom Aldi-Parkplatz liegt - immer mehr vermülle. Die Art des Mülls, zum Beispiel Behälter für Gaskocher, deutete darauf hin, dass die Verursacher die Lkw-Fahrer sind.

Am Container-Terminal hat sich seit 2020 nichts geändert. Bis zu 60 Zugmaschinen stehen dort an den Wochenenden - trotz absoluten Halteverbots.
Am Container-Terminal hat sich seit 2020 nichts geändert. Bis zu 60 Zugmaschinen stehen dort an den Wochenenden - trotz absoluten Halteverbots. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Auch beim Container-Terminal Herne kennt man sich mit dem Thema bestens aus. Die Herner WAZ hatte zuletzt 2020 darüber berichtet, dass in der kleinen Straße am Westhafen gerade an den Wochenenden mehrere Dutzend Zugmaschinen stehen. Die Fahrer verbringen dort die Wartezeit, um montags wieder Ladung aufzunehmen. Augenscheinlich hat sich die Situation seitdem nicht verändert, wie eine Stichprobe vor Ort offenbarte. Die Schilder, die ein absolutes Halteverbot zeigen, stören die Fahrer offensichtlich nicht, und das hat seinen Grund: Die Fahrzeuge sind in Bulgarien und weiteren südosteuropäischen Ländern angemeldet. Das Geld für ein Knöllchen dort einzutreiben, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein.