Herne. Verkehrsunfälle können dramatische Folgen haben. Bei einem Bochumer war eine Beinarterie zerfetzt. In Herne wurde er vor der Amputation bewahrt.
Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit - und plötzlich ist alles anders: 2022 ereigneten sich in NRW mehr als 63.000 Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Häufig kommt es vor, dass die Betroffenen mehrere Verletzungen gleichzeitig erleiden. Wie im Fall von Wolfgang Müller. Dem 57-jährigen Bochumer - der seinen richtigen Namen nicht preisgeben möchte - wurde im Juli 2023 als Radfahrer die Vorfahrt von einer Autofahrerin genommen, er wurde frontal von deren Auto erfasst. Neben mehreren Knochenbrüchen trug er eine lebensgefährliche Verletzung davon: Seine linke Beinarterie wurde völlig zerfetzt. Das Team der Gefäßchirurgie des Marien Hospitals Herne rettete in einer fünfstündigen Notoperation das Bein des Patienten und verhinderte eine Beinamputation.
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Als Müller ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sahen die Ärzte sofort die Dramatik der Lage: Das linke Bein des Bochumers war kalt. Weitere Untersuchungen zeigten, dass nicht nur sein Knie gebrochen und das Kreuzband gerissen, sondern auch die Beinarterie völlig zerfetzt war. Es herrschte dringender Handlungsbedarf: Innerhalb von sechs Stunden muss in so einem Fall die Durchblutung im Bein wiederhergestellt werden. Passiert das nicht, stirbt das Bein ab und muss abgenommen werden. Hinzu kommt der hohe Blutverlust, der lebensbedrohlich sein kann. Notfälle mit beschädigten Gefäßen kommen nur in vier bis zehn Prozent aller Unfälle vor. Aber sie sind bei diesen die Haupttodesursache. Das Team der Klinik für Gefäßchirurgie führte noch in der Nacht eine fünfstündige Notoperation durch.
Rettende Bypass-Operation
Dafür wurde eine Bypass-OP durchgeführt. „Dabei werden ein gesundes Blutgefäß oder eine Kunststoff-Gefäßprothese zur Überbrückung genutzt, um die Durchblutung des Beins wiederherzustellen“, erklärt Abdul Rahman Hamad, Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie. „Zudem wurde ein großer Bluterguss aufgrund einer Rissquetschwunde entfernt.“
Erfahrung zahlt sich im Notfall aus
Bypass-Operationen gehören zu den häufigeren gefäßchirurgischen Eingriffen. Sie sind zum Beispiel oft bei der Schaufensterkrankheit oder anderen Gefäßverengungen nötig. „Wir führen in der Klinik häufig geplante Bypass-Operationen durch“, erzählt PD Dominic Mühlberger, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie im Marien Hospital. „Allerdings ist in solchen Fällen die Arterie in der Regel nicht durch einen Unfall zerstört. Zusätzlich ist das Spiel gegen die Zeit bei einer Not-OP eine Herausforderung. Aus ärztlicher Sicht sind die geplanten Eingriffe gleichzeitig ein Training für diese Notfälle, bei denen es schnell gehen muss“, betont der erfahrene Arzt.
Enge gruppenübergreifende Zusammenarbeit
Der Patient – sein Leben lang ein passionierter Sportler – ist dem gefäßchirurgischen Team sehr dankbar: „Dr. Mühlberger und sein Team haben mein Bein gerettet.“ Nach mehreren Tage auf der Intensivstation stand für Müller die Behandlung seiner weiteren Verletzungen an. Nach mehr als drei Wochen konnte er die ersten Gehversuche unternehmen – ein Meilenstein für ihn. Bis zu seiner vollständigen Genesung ist es ein langer Prozess, bei dem ihn Ärzte, Pfleger, Physiotherapeuten und Psychologen der St. Elisabeth Gruppe tatkräftig unterstützen. Müller: „Das Team um Dr. Mühlberger und das Pflegepersonal auf der Intensiv- und der Normalstation haben eine super Arbeit geleistet. Ich habe ein festes Ziel vor Augen: Trotz der gerissenen Kreuzbänder will ich wieder normal laufen können und wieder sportlich aktiv werden.“