Herne. Vor fast einem Jahr hat der Herner Wärmepumpen-Produzent verkündet, dass er deutlich erweitern will. Doch seitdem herrscht Stillstand.

Die Hoffnungen waren groß im Herner Rathaus im vergangenen November. Damals stellte Oberbürgermeister Frank Dudda gemeinsam mit dem Herner Wärmepumpen-Produzenten Waterkotte dessen Expansionspläne vor. Doch seitdem gibt es keinen sichtbaren Fortschritt. So ist der Stand der Dinge.

Zur Erinnerung: Die Waterkotte GmbH, einer der Pioniere im Bereich der Wärmepumpen, will angesichts des Booms in der Branche auf der Brache des ehemaligen Güterbahnhofs Horsthausen an der Hunbergstraße einen weiteren Produktionsstandort bauen, der Firmensitz an der Gewerkenstraße platzt nach den Worten der Geschäftsführung aus allen Nähten. Im November unterzeichneten die Stadt und das Unternehmen eine sogenannte Exklusivitätsvereinbarung. Wesentlicher Bestandteil: Die Stadt Herne reserviert diese etwa 40.000 Quadratmeter große Fläche für Waterkotte bis zum 31. Januar 2023.

Erstellung eines Altlasten-Gutachtens dauerte neun Monate

Diese Frist ist also längst verstrichen, doch etwas Greifbares gebe es noch nicht, sagen die Waterkotte-Geschäftsführer Thomas Wazynski und Andreas Jung. Die Gespräche mit der Stadt Herne seien im Gang. Bislang liege lediglich ein Gutachten zu Altlasten vor, das habe rund neun Monate gedauert. Bei der Vorstellung der Pläne im vergangenen November nannten Wazynski und Jung das Jahr 2025 als Termin für den Produktionsbeginn. Das scheint ein sehr straffer Zeitplan angesichts der Tatsache, dass noch ein Bauantrag gestellt und genehmigt werden muss und dann noch das Gebäude gebaut und eingerichtet werden muss.

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Fest steht: Das Unternehmen ist nach wie vor fest zur Expansion entschlossen. Einen Nachfrage-Einbruch angesichts des politischen Gerangels um das sogenannte Heizungsgesetz gebe es nicht, sagen Wazynski und Jung im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion, allerdings spüre man die Verunsicherung, die die Politik verursacht habe. „Es gibt aber lediglich eine kleine Delle, tendenziell bleibt die Wärmepumpe aber auf dem Vormarsch“, so Wazynski und Jung. Schon im kommenden Jahr rechnen beide mit der Fortsetzung des Booms.

Alle wichtigen Kennziffern deuten auf weiteres Wachstum

Deshalb treibe man auch Innovationen voran, unter anderem bei den Kältemitteln. Der Hintergrund: Die EU will eine neue Verordnung verabschieden, die eine Verwendung der meisten aktuell verwendeten Kältemittel möglicherweise bereits ab 2025 verbieten soll. Als zukunftssicher gelten danach hauptsächlich natürliche Kältemittel, wie das für Wärmepumpen besonders gut geeignete Propan. Darauf bereitet sich Waterkotte vor.

Bei Waterkotte selbst deuteten alle wichtigen Kennziffern Richtung weiteres Wachstum. Für das laufende Jahr habe man mit einem Umsatz von etwa 52 Millionen Euro kalkuliert, die würden sicher erreicht. Im kommenden Jahr könnte der Umsatz über die 60-Millionen-Marke klettern. Glücklicherweise hänge Waterkotte mit seinem Absatz nicht in erster Linie am Wohnungsneubau, der ja bekanntlich so stark eingebrochen ist, dass Olaf Scholz Branchenvertreter sogar zum Gipfeltreffen ins Kanzleramt lud. Aufträge für Waterkotte kämen auch aus dem Renovierungsmarkt.

Waterkotte sucht weiter Mitarbeiter für die wachsende Belegschaft

Die Auftragslage sei nach wie vor noch so gut, dass die Belegschaft weiterhin Überstunden mache. „Wir suchen auch weiter Mitarbeiter, die eine gewisse handwerkliche Ausbildung haben“, so Wazynski. Noch werde man auf dem Arbeitsmarkt fündig. Waterkotte habe zurzeit rund 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Tendenz ebenfalls steigend. All dies führe eben dazu, dass die vorhandenen Produktionskapazitäten nicht mehr ausreichten. Zwar habe man in der Nachbarschaft die ein oder andere Fläche angemietet, doch dies reiche auf mittelfristige Sicht nicht. Die einzige Lösung sei eine deutliche räumliche Expansion.