Herne. Herne kann auf eine große Erweiterung eines heimischen Industriebetriebs hoffen. Geplant sind Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe.
Herne steht dicht vor einer der größten industriellen Ansiedlungen der vergangenen Jahrzehnte. Und diese ist in einer Branche geplant, die im Zuge des Abschieds von den fossilen Brennstoffen zurzeit ein extremes Wachstum erfährt: Wärmepumpen.
Genau genommen ist es keine Neuansiedlung, sondern eine Erweiterung - aber die hat es in sich: Die Waterkotte GmbH, einer der Pioniere im Bereich der Wärmepumpentechnik, will sich auf dem gesamten Areal des ehemaligen Güterbahnhofs Horsthausen an der Hunbergstraße niederlassen. Das umfasst stattliche 40.000 Quadratmeter. Bislang hat das Unternehmen seinen Sitz im Gewerbegebiet an der Gewerkenstraße, doch dort platze man aus allen Nähten, erzählt Waterkotte-Geschäftsführer Thomas Wazynski.
Beim Besuch der WAZ im Unternehmen im Mai berichtete Wazynski von einer extremen Nachfrage nach Wärmepumpen, weil im Zuge der dramatisch gestiegenen Energiepreise nach Wegen gesucht wird, sich unabhängig von Öl oder Erdgas zu machen. In diesem Jahr liege der Umsatz bei rund 42 Millionen Euro, in den nächsten Jahren werde er Richtung 70 Millionen Euro wachsen.
Produktionsbeginn ist für 2025 angepeilt
Auf dem Areal sollen sowohl die Produktion als auch die Logistik und die Verwaltung untergebracht werden. Der bisherige Firmensitz soll aber nicht aufgegeben werden und stattdessen Akademie- und Schulungsstandort werden. Mit der räumlichen Vergrößerung soll selbstverständlich auch die Produktionskapazität deutlich erhöht werden – von 4000 Anlagen auf 20.000 Wärmepumpen. Die Investitionssumme in den neuen Standort dürfte deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen. Der Zeitplan sieht vor, dass die Fertigung an der neuen Stätte im Jahr 2025 startet.
Das Potenzial sei riesig, so Thomas Wazynski, denn Waterkotte baue Wärmepumpen für Großanlagen, damit habe man im schwedischen Mutterkonzern Nibe ein Alleinstellungsmerkmal. Durch dessen weltweiten Vertrieb böten sich Waterkotte große Chancen.
40.000 Quadratmeter – eine zusammenhängende Fläche dieser Größe in Herne zu bekommen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Doch das Unternehmen habe unbedingt in Herne bleiben wollen – einerseits, weil es sich hier heimisch fühlt und das Erbe des Gründers bewahren wolle, andererseits, weil man so die wertvollen Fachkräfte halten könne. Der bisherige Firmensitz liegt in Laufentfernung vom – vermutlich – neuen.
Ein Baustein für die „grünste Industrieregion der Welt“
Vor dem endgültigen Vollzug gibt es noch einen winzigen Vorbehalt. Im Grundsatz sind sich die Stadt Herne als Grundstückeigentümerin und das Unternehmen einig, doch der Mutterkonzern Nibe ist aktiennotiert, deshalb sind verschiedene Börsenregularien einzuhalten. Deshalb unterzeichneten Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda und Thomas Wazynski am Donnerstag im Rathaus eine sogenannte „Exklusivitätsvereinbarung“. Die besagt im Kern, dass Herne diese Fläche für Waterkotte bis zum 31. Januar des kommenden Jahres reserviert.
Dudda bezeichnete die Pläne von Waterkotte als wichtigen Meilenstein in der Herner Industrielandschaft. In den vergangenen Jahren habe es gerade aus den Industriebetrieben fast immer nur negative Nachrichten – sprich Schließungen – gegeben. So eine Ansiedlung habe es lange nicht gegeben. Zum Vergleich: Die Fertigung des Elektrotransporters Cenntro findet in einem deutlich kleineren Rahmen statt. Dass Waterkotte auf dem Feld der Wärmepumpen agiere, passe genau in die Strategie, das Ruhrgebiet zur grünsten Industrieregion der Welt zu machen, so der OB. Dudda sieht auch wertvolle Verbindungen zum Forschungsbereich Ruhr Valley, der in Herne ansässig ist. Der lege auch einen Schwerpunkt auf den Bereich Energie.
>>> VERSCHIEDENE PLÄNE FÜR DAS AREAL
■ Für das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Herne hat es in der Vergangenheit verschiedene Pläne gegeben. Unter anderem war es als Standort für die neue Herner Feuerwache vorgesehen. Im Juni hatte die Stadt Pläne für ein Gewerbegebiet an dieser Stelle präsentiert.