Herne. Die Herner Sparkasse schließt zwei SB-Standorte. Sie fürchtet Sprengstoff-Attacken. Sodingens Bezirksbürgermeister spricht von einer Katastrophe.
Die Herner Sparkasse schließt ihre beiden SB- also Selbstbedienungsstandorte in Elpes Hof und Bickern. Das kündigt die Sparkasse an. Grund seien Sicherheitsbedenken: Im Falle einer Automatensprengung seien Menschenleben in Gefahr. Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) nennt die Begründung für Elpes Hof „nachvollziehbar“. Für die Kundinnen und Kunden sei das Aus aber eine „Katastrophe“, sagt er zur WAZ.
Die beiden Standorte in Elpes Hof (Langforthstraße 17) und Bickern (Bickernstraße 17) sollen laut Unternehmen am Montag, 16. Oktober, dichtgemacht werden. Dieser Schritt basiere auf einem Sicherheitskonzept der Sparkasse, das auch die Empfehlungen des Landeskriminalamtes Düsseldorf einbeziehe, teilte die Sparkasse am Montag, 25. September, in einer Mitteilung mit. Hauptanlass für die Schließung sei eine Analyse potenzieller Gefährdungen, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen einer Geldautomaten-Sprengung auf die Sicherheit von Anwohnerinnen und Anwohner sowie die nahe gelegene Wohnbebauung.
Herner Sparkasse war schon zweimal Ziel von Sprengstoff-Attacken
Das Bundeskriminalamt habe 2022 eine weitere Zunahme von Geldautomaten-Sprengungen verzeichnet. Dieser anhaltende Trend zu Sprengangriffen und die Aggressivität der Attacken hätten die Risikolage für die Geldautomaten-Infrastruktur erheblich verschärft. Neben Sachschäden bestehe oft auch eine beträchtliche Gefahr für unbeteiligte Dritte. Die Herner Sparkasse sei selbst bereits zweimal das Ziel solcher Angriffe auf ihre Geldautomaten gewesen. Gemeint ist unter anderem die Sprengung im Sommer vor zwei Jahren in Constantin; damals flogen Trümmerteile 50 Meter weit (siehe auch Kasten). In Zusammenarbeit mit der Polizei seien daher Untersuchungen der Standorte über Risiken bei Angriffen auf Geldautomaten durchgeführt worden. Ergebnis: Zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger sowie der umliegenden Gebäude habe das Unternehmen nun entschieden, die beiden Standorte zu schließen.
Die Bargeld-Versorgung der Sparkassenkunden bleibe aber gewährleistet, betont das Unternehmen. Kundinnen und Kunden aus Elpes Hof könnten beispielsweise zur Geschäftsstelle nach Horsthausen an die Horsthauser Straße 205, sagt Sparkassensprecher Jörg Velling zur WAZ, Kundinnen und Kunden in Bickern könnten zur Niederlassung Wanne an die Hauptstraße 224 oder zur Geschäftsstelle Röhlinghausen an die Edmund-Weber-Straße 201 wechseln. So einfach sei das nicht, meint Bezirksbürgermeister Mathias Grunert.
Das Aus in Elpes Hof sei eine „riesige Einschränkung“. Von Elpes Hof nach Horsthausen zu gehen, das sei vor allem für Seniorinnen und Senioren „unrealistisch“. Der Weg sei zu Fuß zu weit, und es gebe nicht mal eine direkte Busverbindung. Immerhin: Bei Netto in Elpes Hof (Jürgens Hof 71) gebe es Bargeld an der Discounter-Kasse. Viele Seniorinnen und Senioren scheuten diesen Service aber. Sie wollten kein Geld in der Öffentlichkeit annehmen.
Als zusätzliche Maßnahme zur Verhinderung von Sprengstoffangriffen habe die Sparkasse bereits die nächtlichen Öffnungszeiten aller Selbstbedienungs-Foyers eingeschränkt. Diese seien jetzt von 23 bis 5.30 Uhr geschlossen, so die Sparkasse in ihrer Mitteilung weiter. So sollen Angriffe während der Nachtstunden erschwert werden.
>>> Automaten-Sprengungen bei der Sparkasse und der Commerzbank
Unbekannte hinterließen bei einer nächtlichen Sprengung des SB-Geldautomaten an der Mülhauser Straße in Herne-Constantin am 13. Juni 2021 eine Schneise der Verwüstung. Auf 100.000 Euro hatte die Polizei damals den Sachschaden geschätzt. Die Trümmerteile hatten mehrere Autos sowie ein Wohnhaus beschädigt. Die Sparkasse machte anschließend den SB-Standort dicht.
Zuletzt erwischte es in der Nacht zum 27. Juli 2023 einen Geldautomaten der Commerzbank-Filiale an der Heinrichstraße in Herne-Mitte. Folgen einer Sprengung waren zersprungene Scheiben, herausgebrochene Rahmen, eine ausgerissene Decke. „Der Schaden am Gebäude ist enorm“, sagte eine Sprecherin der Commerzbank nach der Tat auf WAZ-Anfrage. Sie fügt an: „Wir sind aber froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist.“