Herne. Der Fußball rollt längst auch in der virtuellen Welt. Am Wochenende fand die Qualifikation für die Herner E-Sport-Stadtmeisterschaften statt.

Eine alte Fußballweisheit lautet: Wichtig ist auf dem Platz. Die hat selbstverständlich noch ihre Gültigkeit, doch weil der Fußball längst in der virtuellen Welt rollt, könnte man sie abwandeln. Wichtig ist an der Konsole - wie am Wochenende im Herner Stadtteilzentrum Pluto bei den Herne E-Sport-Stadtmeisterschaften. Die WAZ hat die Duelle an den Bildschirmen beobachtet.

Der Raum ist abgedunkelt. Ein wenig Licht scheint durch die geöffneten Türen von draußen herein. Doch als einziges sind die 16 Gesichter erleuchtet. Das Bildschirmblau lässt jedes von Ärger verzogene Kopfneigen, jedes Nicken als Ausdruck von Freude. Nicht umsonst liegt der Fokus auf diesen 16 Gesichtern und 32 Händen. Sie alle sind da, um sich in Zweier-Teams für das Finale der ersten Herner eSport-Meisterschaft im Videospiel FIFA, die „GG Open“, zu qualifizieren.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Mike Lautenschläger aus der eSport-Abteilung des DSC Wanne-Eickel Handball. Von den zwölf gemeldeten Teams hatten sich am ersten Qualifikationstag im Stadtteilzentrum Pluto zehn eingefunden, acht Teams kämpften am Freitag um vier Startplätze für das Finale im Dezember in den Flottmann-Hallen.

Eine Premiere kann so ihre Tücken haben, da macht dieses Quali-Turnier keine Ausnahme. Es sei noch „Work in Progress“, bestätigt Lautenschläger. Es lief noch nicht alles so rund wie der Fußball. Am Donnerstag etwa streikte der Ton bei der Übertragung auf der Streaming-Plattform „Twitch“. Auch die Verantwortlichen lernen noch dazu, wollen die noch folgenden drei Quali-Turniere immer etwas besser und reibungsloser gestalten.

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Bei den Teilnehmern klappt es schon. „Es lief alles bislang total friedlich und positiv ab“, freut sich Lautenschläger. Die Sicherheitsmitarbeiter, die auch aufgrund der offenen Tür vor Ort sind, hätten sich positiv überrascht über die Stimmungslage geäußert. Und so bleibt es auch am zweiten Tag. Kein Controller fliegt durch den Raum, die Bildschirme bleiben intakt und auch die Handshakes arten nicht in ein Kräftemessen aus. Sportlich fair – so wie sich das die Organisatoren gewünscht haben. Alles kann aber nicht in Erfüllung gehen – das weiß auch Lautenschläger. Kein Mädchen- oder Frauen-Duo hatte sich angemeldet. Alle Teilnehmer im Alter von 11 bis 40 waren Jungen und Männer. „Das ist etwas, woran wir arbeiten werden“, betont er.

Auch beim E-Sport brauchen die Teilnehmer Kondition

Trotzdem überwiegt die Zufriedenheit. Auch bei Nikolai Ammann, der für die Stadt Herne das Projekt betreut. „Das ist das größte und aufregendste Projekt in den acht Jahren auf meiner Position“, sagt er. „Es ist ein neuer Bereich, in dem ich privat und beruflich sonst nicht unterwegs bin.“ Besonders freue ihn die Unterstützung der Ehrenamtler. „Das beeindruckt mich doppelt und dreifach.“ In erster Linie geht es bei den „GG Open“ und den Quali-Turnieren um eSport, aber auch der Sport soll nicht zu kurz kommen. „Gerade die jüngeren Spieler haben erzählt, dass sie nach drei Spielen schon ziemlich groggy waren“, berichtet Lautenschläger. Ohne Kondition werde es in so einer Wettkampfsituation schwierig.

>>> DAS SIND DIE WEITEREN QUALIFIKATIONSTERMINE

Nach der Premiere folgen noch drei Quali-Turniere: im Stadtteilzentrum H2Ö (7./8. September), Sporthalle Wanne-Süd (12./13. Oktober) und in der Akademie Mont-Cenis (9./10. November). Die Anmeldemöglichkeiten werden über die Internetseite der „GG Open“ verkündet. Da die Austragungsorte größer werden, wird auch das Begleitprogramm für Zuschauer und Interessierte erweitert. Und die Teams, die sich noch nicht für das Finale qualifiziert haben, können ihr Glück beim nächsten Turnier versuchen.