Oberhausen. Freitag wäre Adi Preißler 100 Jahre alt geworden. Der Trainer ist Legende in Oberhausen und auch beim BVB. Er führte RWO in die Bundesliga.

Natürlich, in Duisburg ist er geboren und gestorben, in Dortmund wird er heute noch verehrt und findet Huldigung in Chroniken und auf Mauern des BVB-Stadions. Aber in Oberhausen ist er auch Legende, mit ihm gelang RWO der Bundesliga-Aufstieg. Heute würde Alfred „Adi“ Preißler 100 Jahre alt. So alt, und manchmal kommt’s einem wie gestern vor.

Mit Preißler in der Hauptrolle können mehrere Kapitel im großen Buch Ruhrgebietsfußball geschrieben werden: Da sind die Anfangsjahre beim damaligen Duisburger SC 1900, da sind die aufstrebenden Jahre beim zur Legende gewordenen Duisburger SV, da ist der Krieg, der ihm „50 Jahre meines Lebens geklaut“ hat, wie er mal sagte, da sind dann die großen Jahre bei Borussia Dortmund mit den Meisterschaften von 1956 und 1957 (mit zwei identischen Mannschaften!), da ist schließlich die Trainerlaufbahn. In der kommt Oberhausen ins Spiel.

Nachdem die Kleeblätter 1968 mit Werner Stahl knapp am Erreichen der Bundesliga-Aufstiegsrunde gescheitert waren, engagierte Peter „Pascha“ Maaßen zur Saison 68/69 Adi Preißler. Der hatte sich in den 60er Jahren als Trainer schon einen Namen gemacht, hatte in der Regionalliga Südwest den FK Pirmasens und Borussia Neunkirchen zu Meisterschaften geführt und ans Tor zur Bundesliga klopfen lassen. Nun zog es ihn zurück in die Heimat an Rhein und Ruhr.

Gebürtiger Rheinländer mit jovialem Wesen

An der Landwehr stieß der Mann mit dem markanten breiten Scheitel, dem etwas schaukelnden Gang und dem jovialen Wesen des gebürtigen Rheinländers auf eine recht intakte Mannschaft. Im Finale der Saison 67/68 war ihr die Luft ausgegangen, sie hatte dem Essener Namensvetter den Vortritt lassen müssen – auch in die Bundesliga.

Wie stark RWO damals war, beurteilte Jahrzehnte später mal Lothar Kobluhn: „In der Saison wäre vielleicht jeder Trainer mit uns Meister geworden.“ Der stets sehr selbstbewusste „Lo“ gab aber auch zu: „Adi war der beste Trainer, den ich je hatte.“ Das sagt heute noch Franz Krauthausen, der in seiner Karriere auch Leute wie Udo Lattek zu seinen Fußballlehrern zählte: „Wir hatten alle einen Riesenrespekt vor Adi Preißler, weil wir wussten, dass er einer der ganz Großen im deutschen Fußball gewesen war, aber wir haben ihn auch geliebt, weil er gerade für Jüngere eine echte Vaterfigur war.“

Keine taktischen Zwänge, lieber Improvisation

Das RWO-Aufstiegsteam von 1969 mit Präsident Peter Maaßen (links) und Trainer Adi Preißler (rechts).
Das RWO-Aufstiegsteam von 1969 mit Präsident Peter Maaßen (links) und Trainer Adi Preißler (rechts). © NRZ | Privat

Preißler war von seinem Naturell her auch als Trainer eher ein Spieler als ein Schleifer, er setzte eher auf individuelles Können und genialische Improvisation als auf einstudierte Züge und taktische Korsettstangen.

„Ja“, sagt Krauthausen, „er ließ uns Raum.“ Das galt für Spiel und Training ebenso wie für das Leben außerhalb des Platzes. Auch da wollte Preißler sich nicht einmischen, auch wenn er ziemlich genau wusste, was bisweilen vor sich ging.

War’s mal zu toll getrieben zwischendurch, nahm er seine“alten Pfannebäcker“ auch ins Gebet, aber das war so ähnlich wie der Einsatz von Medizinbällen im Training: „Die kamen auf den Platz, wenn der ‘Pascha’ an der Landwehr vorfuhr“, erinnert sich Krauthausen lachend.

Ansonsten ging es dem einstigen Vorzauberer der „Drei Alfredos“ des BVB (Kelbassa, Niepieklo, Preißler – alle hießen Alfred und schossen Tor um Tor) ums Spiel. Was er von Taktiktafeln hielt, charakterisiert am besten vielleicht sein zur Legende gewordener Spruch. „Grau ist im Leben alle Theorie, aber entscheidend is’ aufm Platz.“

Niemals abgestiegen

Abgestiegen ist er übrigens nie, weit vorher endete sein Kontrakt mit den Kleeblättern. Danach zog er sich zurück, ließ sich gegen Ende der 70er von Hermann Schulz überreden, SuS Klosterhardt (wo sein Ex-Zögling Hannes Schumacher kickte) und dann die Fusion von SuS und Sterkrade 06/07 in der Verbandsliga Niederrhein zu betreuen. Danach war er mit heißem Herzen Trainer und Lehrer in einem Jugenddorf in Moers.

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