Herne. Das marode Herner Kinder- und Jugendzentrum „Die Wache“ steht offenbar vor dem Aus. Was auf dem Grundstück im Herzen Sodingens geplant ist.

Das Kinder- und Jugendzentrum „Die Wache“ steht vor dem Aus. Die Stadt will das marode Sodinger Gebäude an der Mont-Cenis-Straße 292 abreißen und dort ein neues Jugendzentrum errichten – mit zusätzlichen Nutzern und Angeboten.

Dieses Signal gab am Mittwochabend Sarah Gentilini vom städtischen Fachbereich Kinder-Jugend-Familie auf Anfrage der SPD. Ein Stadtteilzentrum mit dem Schwerpunkt Kinder/Jugend für jeden Bezirk, das ist der Grundgedanke hinter den Plänen. Mit dem H2Ö in Herne-Mitte und dem Pluto in Kombination mit der Königin-Luisen-Schule in Wanne ist dieser Anspruch bereits umgesetzt worden, im Heisterkamp in Eickel beginnt in Kürze der Umbau. Und in Sodingen könnte nun ein Neubau am Wache-Standort die Lücke füllen. Bei einer Sondierung sei kein anderer geeigneter Standort im Bezirk gefunden worden, sagte Gentilini in der Bezirksvertretung.

Sarah Gentilini vom Herner Fachbereich Kinder-Jugend-Familie informierte die Bezirksvertretung über den Stand der Planungen.
Sarah Gentilini vom Herner Fachbereich Kinder-Jugend-Familie informierte die Bezirksvertretung über den Stand der Planungen. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Dass das stattliche und zuletzt durch Graffiti optisch aufgewertete Gebäude an der Ecke Mont-Cenis-Straße/Gerther Straße keine große Zukunft mehr hat, ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Bereits 2020 kündigte die Verwaltung an, die Wache wohl bis 2023/24 schließen zu müssen. Der bei einer Renovierung vor bereits knapp 25 Jahren gefundene Hausschwamm sei niemals endgültig beseitigt worden, berichtete die Stadt damals. Obere Stockwerke könnten nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden.

Neues Zentrum soll einen Veranstaltungssaal für bis zu 200 Menschen erhalten

Der Fachbereich habe bereits eine Grundidee für ein Nutzungskonzept entwickelt, sagte Sarah Gentilini. In dem neuen Zentrum solle es Räume für klassische Kinder- und Jugend-Freizeitangebote, für das Team der Jugendförderung und für Kooperationspartner wie beispielsweise dem Fachbereich Gesundheit geben. Auf Anregung aus der Politik sei ein Veranstaltungssaal für bis zu 200 Menschen in die Planungen einbezogen worden, in dem beispielsweise auch die Bezirksvertretung tagen könnte.

„Das sind alles unsere Wünsche. Es muss aber noch auf Umsetzbarkeit untersucht werden“, betonte Gentilini. Aktuell liefen die Vorbereitungen für einen Grundsatzbeschluss im Herner Verwaltungsvorstand. Die Aufstellung eines Zeitplans sei derzeit (noch) nicht möglich; weitere Informationen werde es nach den Sommerferien geben. Fest stehe aber, so die Stadtmitarbeiterin, dass der ursprünglich mal im Kinder- und Jugendförderplan definierte Wunsch – Fertigstellung eines Neubaus bis Ende 2025 – nicht zu realisieren sei.

In der Politik wurde neben breiter Zustimmung zu den Plänen auch Bedauern darüber laut, dass das Gebäude wohl nicht zu halten sein wird. „Das Haus hat einen großen historischen Hintergrund“, sagte die CDU-Bezirksverordnete Angelika Groß (siehe unten).

Vor einer Umsetzung der Pläne steht die Verwaltung aber noch vor einer großen Hürde: die Finanzierung. Die anderen drei Stadtteilzentren konnte bzw. kann Herne vor allem durch die Unterstützung aus Stadtumbauprogrammen schultern. Das wird in Sodingen nicht möglich sein, weil es sich nicht um einen Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf handelt. „Wir sind aktuell noch in der Findungsphase. Ob es eine Finanzierung in Eigenleistung wird oder beispielsweise ein Investorenmodell, können wir noch nicht sagen“, so Gentilini.

>>> Amtshaus, Polizeiwache, Wohnungen, Jugendzentrum

Das städtische Gebäude an der Mont-Cenis-Straße ist 1894 von Gastwirt Nöthe aus Börnig errichtet worden. Seit der Gründung des Amtes Sodingen im Jahr 1902 bis zur Eingliederung in die Stadt Herne 1928 diente es als Amtshaus und anschließend zunächst noch als Verwaltungsgebäude.

1935 zog die Polizei in das stattliche Gebäude ein, die oberen Etagen wurden zu Wohnzwecken vermietet. 1998 fand die Polizei eine neue Heimat an der Thorner Straße. Im Jahr 2000 wurde das Haus dann zum Kinder- und Jugendzentrum „Die Wache“.

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