Herne. Kritik an Missständen im Herner Tierpark: Seit Jahren gibt es keinen Zugang, auch die Klos sind dicht. Und: 20 Kleintiere sind gerissen worden.
Vandalismus, Personalprobleme, kein Zugang zu den Tieren und zum Futterautomaten, geschlossene Toiletten, von Wildtieren gerissene Kaninchen und Meerschweinchen: So katastrophal stellt sich die Situation im städtischen Tierpark im Revierpark Gysenberg dar, und das zum Teil seit Jahren. BezirksbürgermeisterMathias Grunert schlägt nun Alarm. „So geht es nicht weiter“, sagt der Sozialdemokrat und fordert ein Konzept für die Anlage.
In einem Ortstermin mit der WAZ beklagt er, dass die Stadt sich seit Jahren „durchwurschtelt“, anstatt das Problem einmal grundsätzlich anzugehen. Norbert Menzel, der in direkter Nachbarschaft zum Streichelzoo die Kindereisenbahn Jolante betreibt, pflichtet ihm bei: „Das geht gar nicht.“ Und was sagt die Stadt? Die Verwaltung bedauere die derzeitige Situation und sei bemüht, den Betrieb des Streichelzoos auch unter Einschränkungen weitestgehend aufrecht zu halten, erklärt Stadtsprecherin Anja Gladisch auf Anfrage.
Die Stadt will (und kann) die Lage gar nicht erst beschönigen. „Der Streichelzoo ist bereits seit einigen Jahren nicht mehr für Besucher zugänglich, da aufgrund personeller Engpässe die durchgehende Betreuung der Streicheltiere nicht gewährleistet ist“, heißt es. Die Toiletten wie auch der Futterautomat seien mehrfach Ziel von Vandalismus gewesen. Nach mehrfacher Instandsetzung sei nun entschieden worden, nur noch ein Klo als Behindertentoilette herzustellen und anzubieten. Die Arbeiten seien aber noch nicht abgeschlossen.
Es sei beabsichtigt, nach Fertigstellung der Renovierungsarbeiten auch den Innenhof wieder für Besucherinnen und Besucher zugänglich zu machen. Der Futterautomat solle nach Freigabe des Innenhofes dort neu installiert werden, um eine dauerhafte Aufsicht zu garantieren und weiteren Vandalismus zu verhindern. Die Öffnung des Innenhofs sei aber abhängig von der Personalsituation, betont die Verwaltung.
Hintergrund: Innerhalb der Verwaltung sind insgesamt sieben Menschen für den Tierpark am Gysenberg und den Eickeler Minizoo im Volksgarten zuständig. Zwei Mitarbeitende seien jedoch im Mai bzw. im Juni in den Ruhestand gegangen, so Stadtsprecherin Gladisch. Die Stellen seien extern ausgeschrieben, weil sich intern niemand gefunden habe.
Auf Nachfrage bestätigt die Stadt zudem, dass zahlreiche Tiere des Streichelzoo gerissen worden seien, konkret: zehn Kaninchen und zehn Meerschweinchen. „Vermutlich sind die Tiere durch in das Gehege eingedrungenes Raubwild getötet worden und zum Teil, wie bei Raubwild üblich, verschleppt worden“, berichtet die Stadtsprecherin. Dem Riss nach zu urteilen könne es sich um Marder oder Fuchs gehandelt haben. Die ansonsten sicher verschlossene „Kaninchen-Meerschweinchen-Klappe“ sei nach der Attacke – sie ereignete sich zwischen dem 30. und 31. Mai – geöffnet gewesen: „Es ist davon auszugehen, dass ein Fehler eines Mitarbeitenden die Ursache ist.“ Es seien bereits neue Tiere angeschafft worden.
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Und wie viele Tiere gibt es zurzeit noch im Streichelzoo? Die Stadt listet auf: 2 Esel, 2 Toggenburger Ziegen, 3 Alpakas, 14 Zwergziegen mit 6 Lämmern, circa 15 Hühner, 4 Walliser Schwarznasenschafe, 6 Meerschweinchen 4 Kaninchen und circa 12 Enten. Trotz der derzeitigen personellen Engpässe sei gewährleistet, dass die Tiere gefüttert würden, morgens aus den Ställen kämen und abends wieder in die Ställe gebracht würden.
Die Gesamtkosten für den Streichelzoo im Revierpark und den Minizoo in Eickel kann die Stadt „nicht aussagekräftig“ abbilden. Was die Stadt sagen kann: Eine Aufgabe der (kostenlosen) Angebote Minizoo in Eickel und Tierpark in Sodingen sei „nicht angedacht“, so Anja Gladisch.
Das Kostenargument greift auch Bezirksbürgermeister Mathias Grunert auf - allerdings aus einer ganz anderen Perspektive: „Der Streichelzoo erfüllt in Herne auch eine soziale Funktion.“ Es gebe nicht so viele Angebote in Herne, die für Familien kostenlos seien.
Mit Stadtgrün - der Fachbereich ist für die Tierparks zuständig – ist Grunert bereits im Gespräch. Um den Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen, soll der Streichelzoo am 23. August Thema in der ersten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen nach der Sommerpause sein.