Herne. Ist die „Steinwüste“ an der Herner Akademie bald Geschichte? Darüber entscheidet nun die Politik. Welche Pläne die Stadt für das Areal hat.

Der steinerne „Vorgarten“ der Akademie Mont-Cenis soll durch eine Grünfläche ersetzt werden. Am Mittwoch soll die Bezirksvertretung Sodingen auf Vorschlag der Stadt einen entsprechenden Grundsatzbeschluss für die Umgestaltung der 13.400 Quadratmeter großen Grauwackefläche im Außenbereich fassen. Nach anfänglichen Bedenken wollen nun auch die Grünen zustimmen.

Bereits im Jahr 2020 hatten der Sodinger Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) und die SPD-Bezirksfraktion die Diskussion angestoßen. Die „Steinwüste“ sei nicht mehr zeitgemäß und konterkariere zudem die Bemühungen der Stadt, Bürgerinnen und Bürger von dieser Art der „Vorgartengestaltung“ abzubringen, so die Begründung. Die Bezirksvertretung stellte sich damals einstimmig hinter diesen Vorstoß.

Stadt: Hitzeinseln beeinflussen das Klima

Nach einer ersten Prüfung erklärte die Stadt im Juli 2021, dass einer Umgestaltung rechtlich nichts im Wege stehe. Eine ähnliche Hängepartie wie bei der Umgestaltung der Wasserflächen im Außenbereich der 1999 eröffneten Fortbildungsakademie sei nicht zu befürchten, weil die Grauwackefläche im Außenbereich „nicht Teil der geschützten Architektur“ sei, so die Botschaft von Stadtgrün-Chef Heinz-Jürgen Kuhl. Das habe eine Recherche des früheren Herner Planungsdezernenten Jan Terhoeven ergeben.

Und auch inhaltlich stellt sich die Verwaltung nun hinter den Vorstoß der Politik. Durch die Erwärmung der Grauwackeflächen entstünden vor allem im Sommer Hitzeinseln, die das städtische Klima beeinflussten. Außerdem herrsche auf den Flächen „weder Artenvielfalt noch bietet es Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt“, so Stadtgrün in der aktuellen Vorlage für die Bezirksvertretung.

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Durch eine Kombination von großen Magerwiesenflächen und Präriestaudenpflanzungen könnte eine biodiverse und ökologisch wertvolle Grünfläche entstehen, heißt es weiter. Diese solle aber nicht „mit der starken architektonischen Aussage des Gebäudes“ konkurrieren. Die Präriestauden sollten an attraktiven Stellen platziert werden, „um den Haupteingang präsent zu gestalten“. Und: Durch „eingemähte Wiesenwege“ sollen neue Aufenthaltsflächen entstehen.

Herne muss sich mit Land und RVR abstimmen

Etwa 400.000 Euro könnte eine derartige Umgestaltung kosten, so die erste grobe Schätzung der Stadt. Nach einem Grundsatzbeschluss der Bezirksvertretung Sodingen wären jedoch vor der Erstellung konkreter Pläne zunächst weitere Absprachen und Abstimmungen mit dem Land und dem Regionalverband Ruhr (RVR) nötig. Dabei solle es auch um Fördermittel für das Projekt gehen.

Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) begrüßt die Pläne der Stadt.
Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert (SPD) begrüßt die Pläne der Stadt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Die Richtung stimmt“, sagt Bezirksbürgermeister Mathias Grunert auf Anfrage der WAZ über die Vorlage der Stadt. Er begrüße vor allem, dass im Falle der Umsetzung zusätzliche Flächen für Bürgerinnen und Bürger nutzbar würden. Nach zwischenzeitlichen Bedenken würden auch die Grünen in Sodingen den Plänen zustimmen, so Bezirksfraktions-Chef Klaus-Dieter Gülck.

Zur Erinnerung: Vor allem die Grünen-Ratsfraktion hatte im Vorfeld starke Vorbehalte gegen die Umgestaltung der Grauwackefläche erhoben und die Frage aufgeworfen, ob damit nicht ein von den Architekten gewolltes Ensemble zerstört werde. Im November waren die Grünen im Planungsausschuss mit dem Antrag gescheitert, eine Unterdenkmalstellung der Akademie samt Außenflächen prüfen zu lassen.

>>> Weitere Informationen: Grünfläche wäre weniger pflegeintensiv

Eine Begrünung der Grauwackeflächen hätte aus Sicht der Stadt auch erhebliche Vorteile bei der Pflege.

Zurzeit müssten die im Innen- und Außenbereich der Akademie im fließenden Übergang angelegten Grauwackefelder achtmal jährlich mit einem Gasbrenner abgeflämmt werden, um einen Unkrautbewuchs zu verhindern, berichtet Stadtgrün.

Eine Bepflanzung mit Präriestauden und Wiesenflächen wäre dagegen weniger pflegeintensiv, was in Zeiten des Klimawandels von hoher Relevanz sei.

Die vorhandene Grauwacke könnte in kleinere Steine gebrochen werden und für die Bodenaufbereitung sowie als Mulchschicht recycelt werden, so der Vorschlag.