Herne. Timon Radicke, CDU-Fraktionschef im Herner Rat, tritt zurück. Was der Grund ist, wer nun nachrückt und wann ein Nachfolger gewählt wird.

Hernes CDU-Ratsfraktionschef Timon Radicke gibt im August seine politischen Ämter ab. Das kündigte der 37-Jährige nun überraschend in der Sommerpause an. Grund für den Rücktritt sei ein neuer Job in der Düsseldorfer Staatskanzlei, den er im kommenden Monat antreten werde. „Die Stelle wird mich voll und ganz binden“, sagt er zur WAZ. Da bleibe ihm keine Zeit, um weiter als Fraktionschef, aber auch in den politischen Gremien und Aufsichtsräten zu arbeiten.

Radicke, 2017 als Nachfolger von Markus Schlüter zunächst zum CDU-Kreisvorsitzenden und 2020 als Nachfolger von Bettina Szelag auch zum CDU-Fraktionsvorsitzenden gewählt, arbeitet als Lehrer am Mulvany-Berufskolleg. Für ein Jahr lasse er sich nun nach Düsseldorf in die Zentrale der Landesregierung abordnen; dort übernehme er eine Schwangerschaftsvertretung. Welchen Job genau er in der von Nathanael Liminski (CDU) geleiteten Staatskanzlei übernimmt, wollte Radicke nicht verraten.

Hernes CDU-Fraktionschef: Diesmal ein klarer Schnitt

Künftiger Arbeitsort von Noch-Fraktionschef Timon Radicke: die NRW-Staatskanzlei in Düsseldorf.
Künftiger Arbeitsort von Noch-Fraktionschef Timon Radicke: die NRW-Staatskanzlei in Düsseldorf. © FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Es helfe niemandem, wenn er sich an seine Ämter klammere, sagt Radicke, der erst im März 2023 zum Fraktionschef wiedergewählt wurde, allerdings nur noch mit 67 Prozent der Stimmen. Da war er parteiintern längst in die Kritik geraten. Sein Amt als Kreisvorsitzender hatte er schon vor einem Jahr abgegeben, Christoph Bußmann übernahm. Er habe aus 2021 gelernt, sagt Radicke: Vor dem Bundestagswahlkampf hatte er sich als Lehrer beurlauben lassen und arbeitete zwischenzeitlich als Leiter des Lagezentrums in der CDU-Zentrale in Berlin. Das hatten ihm manche Parteifreunde übel genommen, weil er als Partei- und Fraktionschef in Herne weniger in Erscheinung treten konnte. Deshalb diesmal der klare Schnitt, so der zweifache Familienvater zur WAZ. Würde er seine ehrenamtliche Funktion als Fraktionschef behalten, dann helfe das niemandem – weder ihm noch der Fraktion noch der Staatskanzlei.

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Und wie geht es nun weiter? Am 13. August werde er sein Ratsmandat niederlegen, bereits einen Tag später soll sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin gewählt werden. „Wir werden eine gute Lösung finden“, zeigt sich der 37-Jährige überzeugt. In der Fraktion werde es neues Personal geben, aber keinen Politikwechsel. Das gelte gerade auch für die rot-schwarze Ratskoalition: Sie werde weiter eng zusammenarbeiten wie bislang.

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Von Timon Radickes Rücktritt profitiert ausgerechnet sein parteiinterner Rivale Christoph Bußmann. Der 35-jährige CDU-Chef ist automatisch Nachrücker im Herner Stadtrat. Und dort vom ersten Tag an auch Fraktionsvorsitzender? Über die Nachfolge werde nun parteiintern in Ruhe diskutiert – und zwar ergebnisoffen, wiegelt Bußmann gegenüber der WAZ ab. Er hoffe und setze dabei auf eine einvernehmliche Lösung.

Übernimmt Christoph Bußmann (r.) von Timon Radicke (l.) nun auch das Amt des Fraktionschefs?
Übernimmt Christoph Bußmann (r.) von Timon Radicke (l.) nun auch das Amt des Fraktionschefs? © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Abgeneigt, den Job als Fraktionschef zu übernehmen, ist Bußmann aber offensichtlich nicht. Noch-Fraktionschef Timon Radicke hatte seinen Rückzug vom Amt des Parteichefs damit begründet, dass es seine feste Überzeugung sei, dass Parteiführung und Fraktionsvorsitz nicht in Personalunion ausgeübt werden sollten. Bußmann, hauptberuflich Mitarbeiter im Jobcenter Gelsenkirchen, sieht das völlig anders: Es sei „durchaus sinnvoll“, dass beide Funktionen in einer Hand sind, sagt er zur WAZ. Ob das auch die Partei und vor allem die Fraktion so sieht, wird sich am 14. August zeigen.

Wie Radicke betont auch Bußmann, dass die Ratskooperation mit der SPD unter der neuen Führung verlässlich weitergeführt werde: „Wir arbeiten gut mit der SPD zusammen.“ Und was sagt er zum Rückzug Timon Radickes? Er habe Respekt vor dessen Entscheidung, seine Ämter aufzugeben. In Düsseldorf, erkennt er an, könne Radicke aber eine „super spannende Aufgabe“ übernehmen. Das sei eine Chance, die man vielleicht nur einmal im Leben erhalte. Dass Radicke da zuschlägt, sei verständlich. „Ich gönne ihm das von ganzem Herzen“, so Bußmann.

Gönnt Timon Radicke seinen neuen Job in Düsseldorf „von ganzem Herzen“: Hernes CDU-Parteichef Christoph Bußmann.
Gönnt Timon Radicke seinen neuen Job in Düsseldorf „von ganzem Herzen“: Hernes CDU-Parteichef Christoph Bußmann. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

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