Herne. Nicht weniger als eine „Weltsensation“ konnte jüngst Oberbürgermeister Frank Dudda verkünden. Worum es ging und was Herne von Essen lernen kann.
Ein neuer Mega-Knaller von Frank Dudda, vielfältiges Vorbild Essen: die Kolumne „Politgeflüster“.
Hello Again
Sagen wir mal so: Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda neigt bekanntlich nicht zur Untertreibung. „Herne ist die grünste Stadt im Ruhrgebiet“, verkündete er 2017 und erntete damit viel Widerspruch. Zur (inzwischen wohl geplatzten) Ansiedlung eines Hotels im Shamrockpark erklärte er im Juli 2020: „Hilton kommt nach Herne, das ist eine Schlagzeile aus 1000 und einer Nacht.“ Für die Stadt sei das ein „doppeltes Ausrufezeichen“. Im Dezember 2021 sagte er, dass ein Urban Arts Center im ehemaligen Wanner Karstadt-Haus in der Zukunft Künstlerinnen und Künstlern „aus ganz Deutschland, europaweit, möglicherweise weltweit als Plattform für den kreativen Austausch“ dienen werde. Und: Den Auftritt von Howard Carpendale 2022 auf Crange kündigte er als „Mega-Knaller“ an. An dieser Stelle schieben wir mal ein kräftiges „Hello Again“ ein, denn: Der OB hat es schon wieder getan und einen neuen Superlativ gesetzt.
Bei der Verkostung des ersten Rotweins eines Weinbergs der Emschergenossenschaft ging er in der vergangenen Woche in Dortmund so richtig steil. Während die dortige Stadtspitze Thomas Westphal nur „erregt“ war, sprach Frank Dudda von einem „irren Ding“, das alles in allem eine „Weltneuheit“ sei oder, mehr noch, eine „Weltsensation“. Darauf einen Cabaret Noir (so heißt der Rote von der Emscher)! Fragt sich nur: Wie will er die „Weltsensation“ noch toppen, wenn der Château Herne, sprich: der erste Rosé vom Mitmach-Weinberg am Gysenberg verkostet wird?
+++ Die Weinverkostung in Dortmund: Das Ruhrgebiet hat seinen ersten Rotwein +++
Drei Regenbogen
Flagge zeigen für Toleranz und Vielfalt: Die SPD forderte im März in der Bezirksvertretung Herne-Mitte, dass in Herne ein Fußgängerüberweg in Regenbogenfarben angestrichen werden sollte. Die Stadt antwortete darauf vor allem mit dem Verweis auf Paragraf 33, Absatz 2, Satz 1 StVO, Paragraf 39, Absatz 5, Satz 1 und 2 StVO sowie einer Verwaltungsanordnung zu Paragraf 33, Absatz 2, Satz 3 StVO. Zusammengefasst: Aus rechtlichen Gründen sei dies in verkehrsrelevanten Bereichen nicht umsetzbar. Das war dem SPD-Bezirksverordneten durchaus bewusst, weshalb er in seinem Antrag als Beispiel eine symbolische Regenbogen-Markierung in der Bonner Fußgängerzone anführte.
Falls der Herner Stadtverwaltung der Weg nach Bonn zu weit ist, kann sie inzwischen auch in der Essener Innenstadt Anschauungsunterricht nehmen. Dort hat jetzt die Stadtverwaltung auf Basis eines von den Grünen angestoßenen Ratsbeschlusses die Regenbogenfarben an drei Stellen in der Essener Innenstadt aufgetragen. Essens OB Thomas Kufen sprach aus diesem Anlass weniger von Paragrafen und Absätzen, sondern würdigte vielmehr dieses „gesellschaftspolitische Signal gegen Diskriminierung und Stigmatisierung von Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit“.