Herne. Er sei bekannt dafür, sich weit aus dem Fenster zu lehnen, so ein Herner Stadtmitarbeiter. Er hielt Wort: Was er zu Bürgerklagen sagte.

Um mutmaßlich illegale Autoschrauber, verwaiste Wochenmärkte und Raser in einer Tempo-30-Zone ging es in einigen Anfragen in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Sodingen. Rede und Antwort stand Eduard „Ede“ Belker vom städtischen Fachbereich Öffentliche Ordnung („ich bin bekannt dafür, mich weit aus dem Fenster zu lehnen“), der die Sitzung zu einer Art Ede-Belker-Show machte.

Eduard „Ede“ Belker vom Fachbereich Öffentliche Ordnung - hier im Cranger Kirmesbüro - legte in der Bezirksvertretung Sodingen einen (fast) bühnenreifen Auftritt hin.
Eduard „Ede“ Belker vom Fachbereich Öffentliche Ordnung - hier im Cranger Kirmesbüro - legte in der Bezirksvertretung Sodingen einen (fast) bühnenreifen Auftritt hin. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

„Er hat gutgläubig mit meinen Kollegen gesprochen. Hätte er nicht tun sollen.“

Mehrere Klagen über Kfz-Reparaturen im Horsthauser Feldherrenviertel seien auf einer Bürgerversammlung laut geworden, berichtete die SPD. Im Feldherrenviertel seien nicht nur viele Altmetallsammler beheimatet, sondern auch viele Autos: „Die müssen repariert werden, und das machen die natürlich immer vor Ort“, so Belker ironisch.

An einer von der SPD benannten Adresse auf der Horsthauser Straße habe die Stadt den neuen Pächter vor Ort angetroffen: „Er hat ganz gutgläubig mit meinen Kollegen gesprochen. Hätte er nicht tun sollen.“ Er habe nämlich erklärt, dass er dort Handel mit Reifen und gebrauchten Kfz-Teilen durchführen wolle. Ein Bekannter von ihm wolle zusätzlich Autos verkaufen. „Meine Kollegen sind fast umgefallen, als sie in die riesige Halle kamen: 40, 50 Meter lang, jede Menge Autos und Ersatzteile mit allem Drum und Dran.“

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Sie hätten ihm dann mitgeteilt, dass er ein Gewerbe und eine baurechtliche Genehmigung beantragen müsse. „In der ganzen Hektik, den man mit einem Gewerbebetrieb hat, vergisst man gerne schon mal, diesen anzumelden“, sagte Belker. Das sei in Herne leider kein Einzelfall. Sie hätten dem Pächter vor Ort bereits mitgeteilt, dass nach Lage der Dinge wohl keine baurechtliche Genehmigung für diesen Standort erteilt werden könne. Die Stadt werde nun den Kontrollrhythmus verkürzen und „ihnen auf den Füßen stehen“.

„Wir führen einen Überlebenskampf“

Der Umbau des Parkplatzes und Wochenmarkts in Elpeshof sei abgeschlossen, erklärte Eduard Belker auf eine weitere Anfrage der SPD. Das Problem: „Wir haben keinen Händler mehr.“ Diese hätten ihre Stände in der eineinhalbjährigen Umbauphase möglicherweise an einen anderen Ort verlagert. Oder sie hätten „ihre Work-Life-Balance neu ausgerichtet“ und führen an diesem Tag nicht mehr raus. Belkers Appell an die Politik: „Wenn jemand vier, fünf Händler für den Standort findet, würden wir dort gerne wieder einen Wochenmarkt anbieten.“ Die Vorrichtungen für einen Markt seien nach wie vor vorhanden.

Nicht nur an diesem Standort gebe es Probleme: „Das mit den Märkten in Herne gestaltet sich in den letzten Jahren nicht besonders positiv. Wir führen einen Überlebenskampf.“ Das sei nicht zuletzt auf sinkende Einnahmen der Händler zurückzuführen: „Wenn Elpeshof ein Markt wäre, bei dem sie mit Gold in den Taschen wieder nach Hause fahren, würden sie wiederkommen.“

In Sodingen „abhanden gekommen“: das Schild einer Tempo-30-Zone. (Symbolbild)
In Sodingen „abhanden gekommen“: das Schild einer Tempo-30-Zone. (Symbolbild) © picture alliance | Christian Ohde

„Die Tempo-30-Schilder sind ja auch zu schön“

Es seien Klagen laut geworden, dass in der Straße Im Uhlenbruch in Sodingen seit Beendigung der Bauarbeiten zur Verlegung des Ostbachs wieder zunehmend mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Tempo-30-Zone gefahren werde, berichtete SPD-Bezirksfraktions-Chef Michael Weberink. Und: Häufig werde bei Ausweichmanövern der Bürgersteig überfahren.

Belkers Antwort: Die Stadt könnte im gesamten Streckenverlauf Geschwindigkeitskontrollen durchführen - theoretisch. „Leider ist ein 30er-Zonen-Schild abhanden kommen.“ Das müsse erst einmal erneuert werden, weil sonst die Messung rechtlich angreifbar wäre. Das letzte Wort in der knapp 20-minütigen Ede-Belker-Show hatte jedoch Bezirksbürgermeister Mathias Grunert: „Die Tempo-30-Schilder sind ja auch zu schön. Ich kann gut verstehen, dass man sich diese lieber zuhause aufhängt, als sie auf der Straße zu lassen.“