Herne. Der Landtag hat sich mit den Mosaiken im Hallenbad Eickel befasst. Wie das Ergebnis ist, warum die Frage des Erhalts in Herne Thema bleibt.
Im Streit mit der Stadt Herne um den Erhalt der Mosaike des Künstlers Edmund Schuitz (1913-1992) im ehemaligen Hallenbad Eickel hatte dessen Tochter Ingeborg Müller-Schuitz den Petitionsausschuss des Landtags eingeschaltet. Die nun vorliegende Antwort aus Düsseldorf wertet die Hernerin als Erfolg. Und auch für die SPD in Eickel ist das Thema trotz der ablehnenden Haltung der Stadt längst nicht vom Tisch.
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Die Verwaltung nehme Schuitz’ erst 2022 öffentlich bekannt gewordene Mitgliedschaft in der NSDAP zum Anlass, um den kostspieligen Erhalt der Putzmosaike zu verhindern, so lautete der Vorwurf der Tochter. Und: Die Herner Politik sei von der Stadt nur lückenhaft informiert worden.
Müller-Schuitz machte eine Eingabe beim Petitionsausschuss des Landtags. Die nach mehreren Monaten übermittelte Antwort: In rechtlicher Hinsicht sei der Stadt nichts vorzuwerfen. Zu den Mosaiken erklärte der Ausschuss: „Insbesondere im Fall der Weiternutzung des bestehenden Hallenbades im Wege einer Sanierung … sollten die Kunstwerke aus Sicht des Petitionsausschusses an Ort und Stelle erhalten werden.“ Aufgrund des noch laufenden Prozesses sei jedoch nicht absehbar, ob das Bad erhalten bleibe oder abgerissen werde. Ingeborg Müller-Schuitz begrüßt diese Stellungnahme: „Ich bin froh und auch überrascht, dass sich der Petitionsausschuss so klar und eindeutig hinter die Mosaike gestellt hat.“
Wie berichtet, ist nach dem Stopp des Bürgerentscheids durch die Bürgerinitiative (BI) eine Arbeitsgruppe gegründet worden, der Vertreterinnen und Vertreter von Stadt, Politik, Schwimmvereine und BI angehören. Dieses Gremium soll sich nach neuerlichen Prüfungen mit der Frage befassen, ob ein sogenanntes Variobad durch Umbau des Hallenbads oder durch Abriss und Neubau entstehen soll.
„Wir hatten bereits eine Anfrage zu den Mosaiken an die Verwaltung vorbereitet, haben diese aber aufgrund der Entwicklung zunächst zurückgestellt“, sagt SPD-Bezirksfraktionsvorsitzender Willibald Wiesinger zur WAZ. Wenn die Arbeitsgruppe zu einem Ergebnis gekommen sei, werde die SPD das Thema erneut auf die Tagesordnung bringen. Nach seiner Kenntnis werde die Entscheidung über die Zukunft des Hallenbads aber nicht vor Februar 2024 fallen.
Wiesinger und seine SPD-Bezirksfraktion waren die ersten, die 2017 öffentlich den Erhalt des 1954 geschaffenen, auf die griechische Antike Bezug nehmenden Kunstwerks gefordert hatten. Seine Haltung habe sich für ihn durch das Bekanntwerden von Schuitz’ NSDAP-Mitgliedschaft nicht geändert, so der Sozialdemokrat zur WAZ. Er werde sich weiterhin für den von Experten aus kunsthistorischer Sicht geforderten Erhalt einsetzen. Vielleicht könne man das Mosaik ja noch mit dem Hinweis versehen, dass der Künstler Mitglied der NSDAP war.
Den grundsätzlichen Umgang mit diesem Thema empfindet Wiesinger als zwiespältig. Er sei beispielsweise ein Anhänger des Komponisten Richard Strauß. Dieser habe für die Nazis als Präsident der Reichsmusikkammer gearbeitet und dabei Entscheidungen gegen die Comedian Harmonists und deren jüdische Sänger getroffen, sagt Wiesinger. Strauß’ Opern würden heute ohne Diskussion in den großen Häusern aufgeführt. „Die Frage ist: Können wir bei dem großen Komponisten ein Auge zudrücken, weil seine Musik so schön ist, während beim lokalen Künstler die NSDAP-Mitgliedschaft aus der Schublade geholt wird?“
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Er habe den Eindruck, dass die Herner Verwaltung einer Auseinandersetzung ausweichen wolle. Das gelte nicht nur für den Fall Schuitz, sondern auch jüngst bei der Diskussion um das Abhängen eines Gemäldes des früheren Oberstadtdirektors Hermann Meyerhoff im Rathaus. Und: Er teile persönlich die unter anderem von den Grünen erhobene Forderung, dass die Rolle Herner Persönlichkeiten in der NS-Zeit einmal grundsätzlich diskutiert werden sollte.