Herne. Betreiber Steag verschiebt den Umbau des Kohle-Kraftwerks Herne IV in Baukau auf unbestimmte Zeit. Was ist aus der Umrüstung auf Gas geworden?

Das Steinkohle-Kraftwerk Herne IV könnte nun doch länger in Betrieb bleiben als ursprünglich gedacht. Die Steag als Betreiber kündigt an, den Block in Baukau so lange mit Steinkohle weiterzubetreiben, „wie es zur Vermeidung einer Gasmangellage und zur Gewährleistung einer sicheren Strom- und Wärmeversorgung insbesondere im Ruhrgebiet erforderlich ist“. Nach alten Plänen sollte die Anlage bereits im April 2022 stillgelegt werden, um auf Gas als Brennstoff umgerüstet zu werden. Die Umrüstung der Kohle-Anlage auf Gas könnte nach heutigem Sachstand nun aber später oder auch gar nicht kommen.

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Betrieb mit Steinkohle ist rechtlich bis 2038 möglich

„Rechtlich möglich ist ein Weiterbetrieb des Steinkohleblocks Herne 4 im Markt bis 2038“, sagt Steag-Sprecher Markus Hennes. „In dem Jahr soll laut dem 2020 in Kraft getretenen Kohleverstromungsbeendigungsgesetz die Kohleverstromung in Deutschland endgültig auslaufen.“ Zuletzt hatte die Steag immer davon gesprochen, dass sich für die Umrüstung auf Erdgas durch die Energiekrise nur die Zeitschiene verschiebe.

Ob die Steag die gesetzlichen Rahmenbedingungen nun gänzlich ausreizt, sei eine Mischung aus Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit. „Ein wirtschaftlicher Marktbetrieb des Steinkohleblocks Herne 4 hängt insbesondere von den Parametern Strompreis, Erlöse für die Wärmeeinspeisung in die Fernwärmeschiene Ruhr, den Brennstoffkosten und den Kosten für den Erwerb von CO2-Zertifikaten ab“, sagt Hennes. „Solange Steag Power unter den gegebenen Rahmenbedingungen positive Deckungsbeiträge erzielen kann, werden wir die Anlage im Markt weiterbetreiben.“

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Kraftwerk könnte systemrelevant sein – Abschaltung dann nicht möglich

Selbst für den Fall von schlechten wirtschaftlichen Bedingungen sei nicht das Aus der Anlage besiegelt. Hennes: „Aber sofern die Bundesnetzagentur und der Übertragungsnetzbetreiber Amprion anschließend die Anlage für systemrelevant erklären und sie in die Netzreserve überführen, wird der Block 4 weiter am Netz bleiben, um in Notfall Schwankungen im Stromnetz ausgleichen zu können.“ Die Steag erinnert daran, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und der Stopp russischer Erdgaslieferungen nach Westeuropa eine völlig neue Ausgangssituation geschaffen habe.

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Insgesamt sei die Anlage 2022 und 2023 „wesentlich mehr beschäftigt“ gewesen als in den Vorjahren, heißt es von der Steag. Die Auslastung des Kraftwerk-Blocks 4 ist, weil es sich um eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage handelt, bei der gleichzeitig Strom erzeugt und Wärme ausgekoppelt wird, während der Heizperiode höher als in der Zeit von Anfang April bis Ende September. Das gelte auch im Moment so.

Steag: Das Gelände wird am Standort nicht aufgegeben

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Die Steag betont auch noch einmal, dass sie den Standort Herne auf absehbare Zeit nicht aufgeben werde. Das Kraftwerksgelände (dazu gehört auch das neue Gaskraftwerk nebenan) sei ein wichtiger Energieknotenpunkt im Ruhrgebiet. „Auch nach dem Ende der Steinkohleverstromung in Herne wird Steag den Kraftwerksstandort beispielsweise für Projekte zur Dekarbonisierung der Industrie nutzen.“ Zu einem möglichen Abriss des Kraftwerks und freiwerdenden Flächen will sich die Steag aktuell nicht äußern.

Auch die Herner Stadtverwaltung betont die Bedeutung des Areals für die Energieerzeugung. Mit einer Überplanung der Flächen beschäftige man sich aktuell nicht. Zu einem weiteren Bericht geht es hier!