Herne. In der Wanner Innenstadt gab es in der Vergangenheit wenige Leerstände, doch nun gibt es zwei Abgänge, ein weiteres Geschäft steht auf der Kippe.

Über die Qualität der Geschäfte kann man trefflich streiten, allerdings: Die Leerstandsquote in der Wanner Innenstadt hat sich lange Zeit in überschaubaren Grenzen gehalten. Doch seit einigen Wochen ist etwas in Rutschen geraten.

So hat schon im Februar die Bäckerei Malzers die Hauptstraße verlassen - nach immerhin 13 Jahren. Auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion teilt das Unternehmen mit, das dieser Schritt sehr schwergefallen sei. Leider habe Malzers mit seinem Angebot aus frischen Backwaren und Café in der Wanne Innenstadt nicht mehr genug Kunden erreichen können, um den Standort wirtschaftlich betreiben zu können. Die Kolleginnen und Kollegen, die von der Schließung betroffen gewesen seien, seien auf umliegende Standorte verteilt worden.

Der Verkauf läuft weiter, doch angesichts des Insolvenzantrags ist die Zukunft von Lucke ungewiss.
Der Verkauf läuft weiter, doch angesichts des Insolvenzantrags ist die Zukunft von Lucke ungewiss. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Noch viel länger war das Reisebüro des Röhlinghauser Unternehmens Graf’s Reisen in Wanne-Mitte vertreten - rund 60 Jahre. Nun hat es sich von der Hauptstraße verabschiedet. Die Gründe sind nicht weiter bekannt, Graf’s Reisen macht lediglich darauf aufmerksam, dass Kunden Reisen nach wie vor am Unternehmenssitz an der Edmund-Weber-Straße sowie im Herner City-Center buchen könnten.

Lucke: Verkauf läuft trotz des Insolvenzantrags weiter

Der Standort eines weiteren Traditionsunternehmens steht auf der Kippe: Probüro, den Wanne-Eickelern besser bekannt als Lucke. Generationen von Schülerinnen und Schülern haben dort Hefte, Füller und Bücher gekauft, doch die Gefahr besteht, dass damit bald Schluss ist. Lucke gehört seit Jahren zum Dortmunder Unternehmen „Pro Büro & Kopier GmbH“, und das schreckte Ende März mit Nachricht auf, dass man beim Amtsgericht Dortmund einen Insolvenzantrag gestellt habe. Das Unternehmen hat insgesamt 16 Filialen in NRW. Als Grund nannte Geschäftsführer Christian Podszuk: „Die Pandemie und damit verbundenen Lockdowns haben die Finanzlage nachhaltig negativ beeinflusst. Die Kaufzurückhaltung der Kunden durch den Krieg in der Ukraine, die gestiegenen Energiepreise und nicht zuletzt die zweimalige Mindestlohnerhöhung in 2022 haben für die aktuellen Geldflussprobleme gesorgt.“

Ziel sei es aber, das Unternehmen zu sanieren und fortzuführen. Für eine Prognose sei es zu früh, sagte Ende März der vorläufige Insolvenzverwalter Marvin Bauernfeind.

Manche Waren und Dienstleistungen können nicht angeboten werden

Der Verkauf läuft weiter, doch die Ungewissheit über die Zukunft lastet auf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Außerdem müssen manche Kunden unverrichteter Dinge den Laden verlassen, weil die nachgefragte Ware nicht mehr vorrätig ist oder bestimmte Dienstleistungen nicht mehr angeboten werden können. Die Herner WAZ hat mehrfach versucht, Geschäftsführer Christian Podszuk für eine Stellungnahme zum Stand der Dinge zu erreichen - ohne Erfolg.

Eine Schließung von Lucke würde nicht nur einen weiteren Leerstand bedeuten, sondern auch viele Schülerinnen und Schüler vor Probleme stellen. Denn dann gäbe es in Wanne keine Möglichkeit mehr, Schulmaterialien oder Bücher zu kaufen oder zu bestellen.

Wanne-Eickel: Auch an anderen Stellen Leerstände

Geht man mit offenen Augen über die Hauptstraße, fallen auch an anderen Stellen Leerstände auf. So ist das Vodafone-Ladenlokal an prominenter Stelle am Christuskirchplatz nach der Schließung immer noch leer, und auch die Idee der Tiny Salons, bei der Friseure stundenweise Co-Working-Plätze anmieten können, scheint nicht gezündet zu haben. Das Ladenlokal gegenüber von Kaufland sieht ziemlich unbelebt aus.

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Jens Rohlfing ist Sprecher der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte, aber auch Quartiersmanager für die Herner Wirtschaftsförderung. Er sieht die Abgänge und die ungewisse Situation bei Lucke mit einigem Unbehagen. „Jeder Leerstand ist schlecht. Wir hoffen, dass wir schnell Ersatz finden.“ Je mehr Leerstände es gebe, umso schwieriger werde es, sie mit attraktiven Angeboten zu füllen.

>>> GEFÖRDERTE ANGEBOTE

Neben der Privatwirtschaft werden auch Ladenlokale im Rahmen von Förderprogrammen belegt. So ist das Brockenhaus mit einem Second-Hand-Möbelhaus ins Erdgeschoss des ehemaligen Karstadt-Hauses gezogen. Wenige Meter weiter soll ein „Koordinierungsbüro Urban Arts Ruhr“ entstehen. Ein dreiköpfiges Team soll in den kommenden drei Jahren Akteure aus der Szene beraten und vernetzen.

In einem leerstehenden Ladenlokal am Christuskirchplatz (dort war früher eine Spielhalle) will die Stadt Herne ab September eine Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger einrichten, um digitale Anwendungen zu erklären.