Herne. Das war ein besonderes Derby in Herne: Die „Nacktionalmannschaft“ war zu Gast und kickte gegen die Ruhrpott Allstars. Mittendrin: ein Kultfan.
Auch am Vatertag wurde im Stadion von Westfalia Herne Fußball gespielt. Allerdings nicht um Punkte in der Westfalenliga: Die „Nacktionalmannschaft“ kickte gegen die Ruhrpott Allstars. Das ist nicht nur ein Fußballspiel – das ist auch ein Kunstprojekt.
BA Nördershäuser sticht noch mehr heraus als sonst. Auf seinem weißen Hemd glitzern die üblichen Ketten. Der hellbraune Anzug ist frisch gebügelt. In der Innentasche zwei Zigarren. Wie Rudi Aussauer – auch wenn er selbst kein Schalker ist. Die Stiefel sind spitz und mit Absatz. Er ist der genaue Gegensatz zu seinen Spielern. Die stehen nur mit dem Nötigsten bekleidet neben ihm. Das Nötigste, das sind in diesem Fall Fußballschuhe und Stutzen. Denn BA ist nicht Edelfan von Westfalia Herne, sondern am Donnerstag vor allem mal wieder Trainer der deutschen Nacktionalmannschaft.
Nach acht Jahren macht das Projekt von Gerrit Starczewski wieder Halt im Stadion Strünkede. Es ist alles ein wenig anders. Das liegt nicht nur an den Nackten mit den aufgemalten Rückennummern, die gegen Starczewskis Ruhrpott All Stars spielen. Der VAR ist ganz weit weg. Das Bier und die Zigarette im Trikot gibt keine Strafe, das gehört zum Aufwärmprogramm – zum Programm während des Spiels.
250 Zuschauer - mehr als bei Westfalia Herne in der regulären Saison
Und genau das wollen die etwa 250 Zuschauerinnen und Zuschauer sehen. So viele hatte Westfalia Herne während der regulären Saison nur selten. Das Publikum ist am Vatertag nicht gekommen, um hochklassigen Fußball zusehen. Nein, sie wollen VfL Jesus oder den Schalker Kultfan Mohamed sehen, der sogar während des Spiels den Bierkrug nicht vom Kopf nimmt. Einmal wird er heruntergeschossen. Das Gejohle ist groß.
Nacktionalmannschaft in Herne zu Gast
BA tigert während des Spiels hin und her. Feuert seine Spieler ununterbrochen an, geht mal ans Telefon oder rennt auf den Platz, um einen Laufweg vorzumachen. Er nimmt es ernst – wenn auch vielleicht nur zur Schau.
Denn das ist nicht nur ein Fußballspiel – das ist auch ein Kunstprojekt. Das Aufwärmprogramm der Nacktionalmannschaft wird da zum Foto-Shooting. Den Leuten auf den Tribünen ist es egal. Sie feiern sich auch selbst. Sie feiern, hier zu sein. Wenn sich BA zu ihnen umdreht, schallt sofort „HÄRNÄ“ aus etlichen Kehlen. Und BA bringt auch noch mal etwas echten Fußball mit: „Mit euch steigen wir in der nächsten Saison direkt wieder auf.“ Das erntet laute Zustimmung. Es ist genau die richtige Umgebung für Außergewöhnliches: BA singt „Wanne-Eickel“, der Mond wird auf der Heimtribüne angestimmt - und kaum einer im Westfalia-Stadion beschwert sich. Was über ein Dutzend Nackte so verändern können.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
- Kinderbetreuung in Herne: Womit die Tagespflege punktet
- Auf diesen Herner Höfen können Erdbeeren gepflückt werden
- Herne: Krimireife Verfolgungsjagd mit Sprung in die Emscher
Egal, wer trifft: Es wird gejubelt
Der Abstieg seiner Westfalia „hat mir wehgetan“, sagt BA. In der kommenden Saison wird er trotzdem wieder da sein. Egal ob Oberliga, Westfalenliga oder Landesliga. „Scheißegal“, sei es ihm. Die 100 Kilometer wird er trotzdem weiterhin auf sich nehmen. „Wenn ich einmal nicht da bin, dann werde ich schon vermisst“, sagt er. An diesem Tag muss ihn keiner vermissen. Er steht im Mittelpunkt, stellt sich auch gerne mal selbst hinein. Er macht das gerne. Fotos wird es wohl Hunderte geben, auf denen BA, VfL Jesus oder Mohamed in die Kamera grinsen. Es ist ein faires Publikum, egal wer trifft, es wird gejubelt. Aber nur zwei Spieler haben Namen: Jesus und Mohamed. Die anderen sind die Fünf oder die Sechs. Zahlen sind sowieso egal im Stadion Strünkede. Den Spielstand zählt keiner mit. Am Ende war es auch egal, ob die Nacktionalmannschaft oder die Pottoriginal All Stars gewonnen haben. Gewinner waren doch irgendwie alle.
>>> KULTFAN VON WESTFALIA SEIT 2008
■ B.A. von Nördershäuser, Kultfan von Westfalia Herne, reist bereits seit 2008 regelmäßig zu Westfalias Heim- aber auch Auswärtsspielen, obwohl er in Iserlohn wohnt.
■ Ein „echter“ Herner sei er trotzdem, sagt Nördershäuser. „Ich bin in Baukau geboren und groß geworden.“