Herne. Wie Hernes Oberbürgermeister auf Facebook mit Fußball polarisierte, warum die SPD im Rat ein Eigentor schoss: die Kolumne „Politgeflüster“.
Klare Ansagen von Hernes OB an den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder und von der SPD an die Ratsopposition: die Kolumne „Politgeflüster“.
Polarisierende Genossen I
Da kann Frank Dudda auf seiner Facebook-Seite noch so sehr von der weltweit grünsten Industrieregion, Transformationsprozessen und Innovationspartnerschaften schwelgen: Mit keinem Post bewegte er mehr Menschen als mit seiner nach dem Dortmunder 4:0 gegen Frankfurt geposteten Botschaft, dass der BVB die Tabellenspitze nicht mehr abgeben werde. Passend dazu stellte er ein Selfie im knallgelben Borussia-Trikot auf seine Seite.
178 Kommentare erhielt er für sein Statement, in dem er übrigens auch Schalke 04 und Bochum den Klassenerhalt wünschte („Viva Ruhr“) sowie einen Seitenhieb in Richtung Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und dessen Provokation (der BVB sei zu doof für die Meisterschaft) setzte. Die Reaktionen auf Facebook reichten von „Sie werden mir immer sympathischer“ und „Jetzt weiß ich, warum ich Sie gewählt habe damals“ bis hin zu „Ne, ne, Herr Dudda“.
Übrigens: Nachdem die Dortmunder (und der Schiri) eine Woche später beim 1:1 in Bochum dann irgendwie doch zu doof waren und Bayern wieder die Tabellenspitze übernahm, enthielt sich der OB auf seiner Facebook-Seite eines Kommentars zum BVB und postete stattdessen ein Bekenntnis zum Herner Amateurfußball.
Ergänzung: Direkt nach dem Schalker Sieg am Freitagabend in Mainz hat der schwarz-gelbe OB blau-weiß nachgelegt: Er gratulierte den „Freunden aus Gelsenkirchen“ und erntete dafür wie schon nach seinem BVB-Post erwartungsgemäß nicht nur Zustimmung. „War das letzte Mal das ich sie gewählt habe am besten auswandern unglaublich“, so ein O-Ton. Der Konter des OB: „Immer locker bleiben. Am Ende geht es um Ruhr. Viva Derbys“.
Polarisierende Genossen II
Mit Udo Sobieski verstand es jüngst noch ein weiterer Herner Sozialdemokrat zu polarisieren. In der Ratssitzung sprach der SPD-Fraktionschef dem Piraten-Stadtverordneten Lars Wind zwar großzügig das Recht zu, Anfragen stellen zu dürfen und auch einen Anspruch auf eine Beantwortung zu haben. Sobieskis „aaaber“ brachte dann die Opposition trotzdem auf die Palme: Die personell ausgedünnte Verwaltung werde durch diese und andere Anträge unnötig mit Arbeit überfrachtet, so sein Tadel.
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Das gelte insbesondere bei Vorstößen, bei denen das Ergebnis schon vorliege - wie bei dem aktuellen Piraten-Antrag zur Prüfung einer Reaktivierung der Overwegschule. Zudem habe Wind unnötige Verunsicherung ausgelöst bei Kulturorganisationen, die das Gebäude seit der Aufgabe als Schule nutzten. So etwas könne man auch auf „dem kleinen Dienstweg“ klären, so Sobieskis finale Empfehlung. Das löste jenseits von SPD und CDU Empörung aus – und eine süffisante Bemerkung von Ratsherr Fabian May (28): „Der kleine Dienstweg funktioniert am besten, wenn man in der SPD ist“, so die Anspielung des Grünen auf roten Filz.