Herne. Corona, Krieg, Inflation: Beim diesjährigen Arbeitnehmerempfang in Herne kamen viele schwere Themen auf den Tisch. Der OB zeigte sich beunruhigt.

Geschlossene Kitas, überfüllte Mülltonnen und stillstehende Busse: Die Streiks im öffentlichen Dienst sind in den vergangenen Wochen an niemandem spurlos vorbeigegangen. Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro monatlich.

Dass es sich lohne, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen, machte Oberbürgermeister Frank Dudda am Dienstagabend beim Arbeitnehmerempfang im Veranstaltungszentrum des Revierparks Gysenberg deutlich. 135 Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaften sowie Politikerinnen und Politiker waren zum traditionellen Empfang eingeladen. Der Abend solle ein Dankeschön sein für all die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht jeden Tag im Mittelpunkt stünden, sagte Dudda zur Begrüßung.

Betriebe in Herne brauchen mehr junge Menschen

„Ich bin ein bisschen beunruhigt von der aktuellen Entwicklung“, so der Oberbürgermeister. Gerade deshalb sei es wichtig, dass man zusammenkomme, sich austausche und neue Impulse bekomme. „Das ist unser wichtigstes Gut“, so Dudda. In den schwierigen Zeiten hätten bereits viele Solidarität gezeigt. „Sie alle sind ein gutes Beispiel dafür.“ Er betonte zudem, dass es wichtig sei, sowohl die Ausbildung von jungen Menschen als auch die Forschung in der Stadt auszubauen. „Das sehe ich als Auftrag an uns.“ Es brauche Menschen, die bereit seien, Veränderungen mitzugehen. Das gelinge aber nur, wenn wieder mehr junge Leute in die Betriebe kämen. „Denn es fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Menschen.“

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Dass die aktuellen Zeiten alles andere als leicht seien, betonte auch Hernes DGB-Vorsitzender Peter Holtgreve. „Corona, Krieg, Erdbeben, Inflation – eine Krise löst die nächste ab“, sagte er. „Die Welt kommt ins Taumeln.“ Die Corona-Pandemie habe gezeigt, „wie verletzlich wir sind“. Dass die Betriebe es trotzdem bis hierher geschafft hätten, sei nur den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken. Auch wenn man noch nicht wisse, wie sich die Tarifentwicklungen entwickelten, so hofft Holtgreve, dass alle mit einem oder zwei blauen Augen aus der Krise herauskämen. „Wir stehen voll und ganz hinter euch.“

Der Herner DGB-Vorsitzende Peter Holtgreve (rechts) fordert eine vernünftige Kindergrundsicherung.
Der Herner DGB-Vorsitzende Peter Holtgreve (rechts) fordert eine vernünftige Kindergrundsicherung. © Funke Foto Services | Rainer Raffalski

DGB-Chef: Kinderarmut raube Entwicklungschancen

Ein Thema, so der DGB-Chef, liege ihm besonders am Herzen: Kinderarmut. Jedes fünfte Kind wachse in Armut auf – in einem reichen Land wie Deutschland sei das ein „Skandal“. Das führe nicht nur zu Ausgrenzung, sondern raube auch Entwicklungschancen in der Zukunft. Deshalb sei es so wichtig, die Kindergrundsicherung auf den Weg zu bringen, betonte er. 4,50 Euro pro Tag reichten vorne und hinten nicht aus. „Das ist armselig.“

Die letzten Wochen und Monate hätten Spuren bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hinterlassen, sagte auch Peter Brauer, Betriebsrat bei Schwing, im Gespräch mit der WAZ. Noch sei das Unternehmen zwar ausgelastet, wie lange das noch so sei, könne niemand sagen. Die Sorgen in der Welt seien allgegenwärtig. „Für dieses Jahr sind wir aber noch optimistisch.“