Herne. Probleme beim Download der Abitur-Prüfungen treffen auch Schulen in Herne. Wie die Schulleitungen reagierten, wann die Schüler informiert waren.
Die landesweiten Probleme beim Download der Abitur-Prüfungen haben auch an den betroffenen Schulen in Herne für einigen Wirbel gesorgt. „Keine Schule hat es geschafft, die Unterlagen herunterzuladen“, fasst Nicole Nowak, Sprecherin der Herner Gymnasien, die Lage am Mittwochmorgen zusammen. Auch alle Gesamtschulen seien von der Panne betroffen gewesen. Am Dienstagabend hatte das Schulministerium entschieden, die Abi-Prüfungen, die für Mittwochmorgen angesetzt waren, abzusagen und auf den Freitag zu verschieben.
„Das ist natürlich misslich. Vor allem für die Schülerinnen und Schüler ist das ganz übel“, sagt Nowak. „Wenn man sich gezielt vorbereitet hat, will man es auch hinter sich bringen und sein Wissen zeigen“, so die Schulleiterin des Haranni-Gymnasiums. „Die Spannung ist vor so einer wichtigen Prüfung groß, und die bleibt nun bis Freitag erhalten. Für die Schüler ist das schade“, sagt auch Volker Gößling, Schulleiter des Pestalozzi-Gymnasiums.
Gymnasium Eickel scheiterte bereits früh
Ab 12 Uhr sollte es am Dienstag für die Schulen eigentlich möglich sein, die Aufgabenstellungen für die Abi-Prüfungen am Mittwochmorgen herunterzuladen. „Das Gymnasium Eickel hat um 12 Uhr versucht, den Download zu starten“, sagt Nowak. „Als das nicht funktioniert hat, haben sie mich angerufen, aber bei uns ging es auch nicht“, beschreibt sie. Daraufhin habe sie alle Schulen der Stadt – Gymnasien wie Gesamtschulen – abtelefoniert. Aber die Lage sei überall gleich gewesen.
Was folgte, war ein langer und stressiger Nachmittag für die Fachlehrer, Oberstufenkoordinatoren und sie selbst. „Wir haben geschwitzt, waren sehr angespannt und haben für die Schüler gehofft, dass es noch klappt“, so Nowak. „Zwischen Ärger, Aufregung und Hoffnung“, beschreibt Volker Gößling die Gemütslage seines Lehrerkollegiums in den entscheidenden Stunden des Wartens und vergeblichen Probierens.
Um 20.32 Uhr sei erst die verbindliche Absage des NRW-Schulministeriums gekommen. Daraufhin seien alle Schüler per Rundmail und über die verfügbaren digitalen Kanäle informiert worden, so Gößling. Nicole Nowak hat mit ihrem Kollegium gar jede Schülerin und jeden Schüler einzeln abtelefoniert, um auch sicherzustellen, dass alle informiert sind.
Abiturienten reagierten laut Schulleitung ruhig
„Die Schüler haben ausgesprochen ruhig reagiert. Manche fanden es schade, andere waren vielleicht auch froh, noch etwas mehr Zeit zum Lernen zu haben“, beschreibt Nowak die Resonanz. Gegen 21.15 Uhr seien alle betroffenen Schüler ihrer Schule informiert gewesen. Aufgeregte Anrufe von Eltern habe es sowohl am Haranni als auch am Pestalozzi nicht gegeben.
Auch Noël Göbbeler, Schülersprecher am Otto-Hahn-Gymnasium, war von der Absage betroffen. Für ihn hätte Physik Leistungskurs auf dem Plan gestanden. Am Abend hätten sich zunächst Gerüchte über Download-Probleme herumgesprochen, sagt er. „Erst wollten wir es nicht glauben, es war so unwirklich.“ Doch dann sei um 20.47 Uhr auch über Teams die Info der Schule gekommen. „Die Gefühle waren gemischt“, sagt Göbbeler. „Manche in der Gruppe haben sich gefreut, dass sie mehr Zeit zur Vorbereitung haben; viele fanden es aber nicht gut.“ Auch er selbst hätte es lieber hinter sich gehabt. Ein großes Drama sei die Verschiebung für ihn aber nicht.
Kritik äußert hingegen die stadtweite Schülervertretung. „Der Ausweichtermin ist sehr unglücklich, weil er genau auf das Ende des Ramadan und das muslimische Zuckerfest fällt“, sagt Raphael Braune. „Außerdem finden wir die Kommunikation von den zuständigen Stellen sehr schlecht, weil schlicht zu spät kommuniziert wurde, dass die Prüfungen verschoben werden“, so Braune weiter.
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„In der Vergangenheit ist es schon mal passiert, dass der Server vorübergehend überlastet war“, erinnert sich Nowak. Aber diese Probleme seien immer in kürzester Zeit wieder behoben gewesen. „Sowas wie in diesem Jahr hat es noch nie gegeben“, sagt die erfahrene Schulleiterin. „Es ist ärgerlich, aber kein Drama“, fasst Gößling zusammen. „Für eine Panne ist es ordentlich gelaufen.“
Er hoffe, dass die Lehren daraus gezogen würden. Sollte es in Zukunft noch mal eine ähnliche Panne geben, würde er sich eine Frist wünschen (vielleicht 19 oder 20 Uhr), zu der bei Problemen die Reißleine gezogen würde und die Prüfung abgesagt. Die Forderung nach Konsequenzen oder gar einen Rücktritt findet Nicole Nowak völlig überzogen. „Niemand kann behaupten, dass er nicht auch schon mal technische Probleme mit dem PC hatte“, sagt sie. Diese Panne habe niemand absichtlich verursacht. Einen großen Nachteil sieht sie für die betroffenen Abiturienten zudem nicht: „Bis Freitag sollte das Gelernte noch bekannt sein.“
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Diese Prüfungen standen an
- Am Mittwoch sollten die schriftlichen Abi-Prüfungen in Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik jeweils in den Grund- und Leistungskursen (GK/LK) geschrieben werden.
- Da einzelne Schulen in NRW die Prüfungen am Dienstag herunterladen konnten, stelle sich die Frage, ob diese Original-Prüfungen nun noch am Freitag geschrieben werden könnten, merkt der Herner GEW-Vorsitzende Carsten Piechnik an. Sollten die Aufgaben genommen werden, die eigentlich für die Nachprüfungstermine vorgesehen waren, stelle sich die Frage, ob die Fachlehrer an den Schulen Aufgaben für die Nachprüfungen erstellen müssten, merkt er an.
- Am Donnerstag stehen die LK-Prüfungen in den geisteswissenschaftlichen Fächern wie Sozialwissenschaften, Pädagogik oder Erdkunde an. Der Download für diese Aufgaben sei problemlos verlaufen, so Gößling.