Herne. In Paris sollen E-Scooter verboten werden. Auch einige Herner sind von den Rollern genervt. Was die Stadt Herne von einem E-Scooter-Verbot hält.

Herne war 2019 die erste deutsche Stadt, in der E-Scooter im normalen Stadtverkehr rollen durften. Seitdem gibt es immer wieder Diskussionen: Häufig stehen die Roller mitten auf dem Gehweg, liegen wild in Gebüschen oder auf Gehwegen rum.

In Paris ist die Diskussion über die elektronischen Roller nun wieder entflammt. Als erste europäische Großstadt plant Paris nach einer stadtweiten Abstimmung, leihbare E-Roller zu verbieten. Bürgermeisterin Anne Hidalgo kündigte an, dass es vom 1. September an keine Miet-E-Scooter mehr in Paris geben werde.

E-Scooter in Herne: Nur wenige Beschwerden bei der Stadt

Doch wie ist die Situation in Herne? Plant auch hier die Verwaltung, die E-Scooter abzuschaffen? Die Antwort: nein. „Eine Abschaffung oder ein Verbot der E-Scooter ist derzeit aufgrund der überwiegend positiven Erfahrungen in Herne nicht geplant“, teilt Stadtsprecherin Anja Gladisch auf Nachfrage mit. Die Stadt Herne sehe insbesondere die Förderung eines multimodalen Verkehrsverhaltens der Bürgerinnen und Bürger als einen wichtigen Teil der Mobilität der Zukunft. Da es bei der Multimodalität darum gehe, für jeden Weg das am besten passende Fahrzeug zu nutzen, könnten auch E-Scooter einen Beitrag leisten, so die Stadt.

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Im vergangenen Jahr seien bei der Stadt Herne etwa ein bis drei Beschwerden pro Monat eingegangen. Inzwischen gebe es jedoch beinahe keine Beschwerden mehr. Diese recht positiven Erfahrungen sind laut Stadt unter anderem auf die zwischen den Anbietern und der Stadt geschlossenen Vereinbarung zurückzuführen, die unter anderem allgemeine Regelungen für die Ausbringung von E-Scootern definiere. Laut dieser haben die E-Scooter so zu stehen, dass der fließende Verkehr nicht beeinträchtigt wird. Auch die Nutzerinnen und Nutzer von E-Scootern werden auf diese Regeln vor der Nutzung hingewiesen.

E-Scooter: Stadt Herne führt Gespräche mit drittem Anbieter

Dass sich aber längst nicht alle daran halten, weiß auch die Stadt: „Bedauerlicherweise kann es dennoch zu ungünstig abgestellten Fahrzeugen im Stadtgebiet kommen, was auch den am häufigsten auftretenden Inhalt der Bürgerbeschwerden ausmacht.“ Dabei handele es sich meist um E-Scooter, die auf dem Gehweg so abgestellt seien, dass ein Durchkommen – insbesondere für mobilitätseingeschränkte Personen – nur schwierig möglich sei. Die Missstände könnten in der Regel jedoch recht schnell beseitigt werden, da die Service-Hotlines der Betreiberfirmen schnell reagierten, so Gladisch.

E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer halten sich häufig nicht an die Regeln – wie hier in der Wanner Innenstadt.
E-Scooter-Fahrerinnen und -Fahrer halten sich häufig nicht an die Regeln – wie hier in der Wanner Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Dass Elektroroller auf dem Gehweg zu heiklen Situationen führen können, zeigt der Blick in die Unfallstatistik: „Im Jahr 2022 wurden durch die Polizei in Herne 30 Verkehrsunfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen aufgenommen“, sagte Polizeisprecherin Mirella Turrek Anfang des Jahres auf Nachfrage. „Dabei benutzten in sieben Fällen die Fahrerinnen und Fahrer verbotswidrig den Gehweg und in einem Fall die Einbahnstraße entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung.“ Letzterer habe auch noch 1,91 Promille Alkohol im Blut gehabt.

Aktuell gibt es in Herne zwei E-Scooter-Sharing-Anbieter: Lime und Tier. Ein weiterer Anbieter hat laut Stadt Interesse geäußert, sein Geschäftsgebiet auf Herne auszuweiten. Die Stadt Herne führe hierzu aktuell Gespräche mit dem Anbieter. „Da bis vor Kurzem noch drei Unternehmen E-Scooter-Sharing in Herne angeboten haben, gibt es bei der erneuten Zulassung eines dritten Anbieters aktuell keine Bedenken.“

>>>WEITERE INFOS: Memorandum of Understanding

  • Die Stadt Herne hat mit den örtlichen Anbietern ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, durch welches eine Limitierung der Gesamtzahl der auszubringenden E-Scooter je Anbieter auf 200 vereinbart wurde. Die Gesamtzahl der Scooter soll unter Berücksichtigung unterschiedlicher Faktoren (Auslastungsgrad, Anzahl der Anbieter etc.) in regelmäßigen Abständen überprüft und gegebenenfalls bedarfsgerecht angepasst werden, teilt die Stadt mit.
  • Aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse lägen die Flottengrößen der Anbieter in Herne jeweils unterhalb der Grenze von 200. Wie viele E-Scooter zur Zeit auf Herner Straßen unterwegs sind, könne die Stadt aufgrund „der Varianz infolge des natürlichen Verkehrsflusses“ nicht sagen.