Herne. Wasserstoff soll eine klimaschonende Energieversorgung ermöglichen. Dazu forscht Evonik an seinem Herner Standort an einer neuen Technik.
Wasserstoff ist sprichwörtlich der Stoff aus dem die Träume für eine klimaschonende Energieversorgung sind. Allerdings ist bis dahin noch ein gutes Stück Entwicklungsarbeit zu leisten. Der Herner Standort des Spezialchemie-Unternehmens Evonik wird in dieser Hinsicht ein Vorreiter spielen. Denn in Eickel werden gleich zwei Pilotprojekte realisiert.
Gesamtinvestition liegt bei mehr als 15 Millionen Euro
Evonik investiert an der Herzogstraße in einen Pilot-Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Dieser Wasserstoff ist der Ausgangsstoff für die Produktion von Isophorondiamin, einem wichtigen Rohstoff für Rotorblätter von Windkraftanlagen. In einem begleitenden Projekt erforscht Siemens Energy, wie sich diese neuartige Elektrolysetechnologie im industriellen Umfeld in der Chemie bewährt. Sowohl das Investitions- als auch Forschungsprojekt werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt 9,3 Millionen Euro gefördert. Die Gesamtinvestitionssumme liegt jenseits von 15 Millionen Euro.
Die Projekte, die bis Mitte 2025 laufen, tragen die Bezeichnung „H2annibal“. Das nimmt Bezug auf die Geschichte, denn bis vor rund 50 Jahren wurde auf der Zeche Hannibal Kohle gefördert. Nun wird in dem Werk die Entwicklung in Sachen Klimaschutz vorangetrieben. Rainer Stahl, Werksleiter in Herne, sagt: „Wir testen mit dem Projekt H2annibal eine neuartige Elektrolysetechnologie, tragen damit zur Verringerung von CO2-Emissionen bei und sichern mittelfristig zugleich die Versorgung unserer Produktion mit Wasserstoff und Sauerstoff auf nachhaltige Weise ab.“ Ist der neuartige Elektrolyseur im Einsatz, könnten nach ersten Berechnungen pro Jahr rund 12.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.
Projekte stärken den Herner Standort
Mit den Pilotprojekten steigt die Bedeutung des Eickeler Evonik-Standorts. Der Konzern investiert massiv in grünes Wachstum. „Um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern, wollen wir hierfür konzernweit insgesamt 700 Millionen Euro bis 2030 in Produktionsprozesse und Infrastruktur investieren. Die Wasserelektrolyse in Herne ist dabei ein wichtiger Baustein“, so Evonik-Finanzvorständin Maike Schuh.
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Bereits vor wenigen Monaten hatten Evonik und der Energiekonzern Uniper ein anderes Projekt für eine nachhaltige Energieversorgung präsentiert: Gemeinsam wollen sie eine Wärmepumpe im großen Maßstab einsetzen. In der Vergangenheit wurde die bei den Produktionsprozessen entstehende Abwärme ungenutzt in die Umgebung abgegeben. In Zukunft soll sie – mit Hilfe einer Großwärmepumpe – genutzt werden, um rund 1000 Haushalte in Herne mit Fernwärme zu versorgen und rechnerisch etwa 1750 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzusparen.
Diese Projekte bringen nicht nur mit Blick auf eine nachhaltige Energieversorgung positive Nachrichten, die dürften vor allem auch die rund 400 Mitarbeiter im Herner Werk erfreuen. Der Grund: Im Dezember hatte Konzern-Chef Christian Kullmann die Belegschaft auf harte Zeiten eingestellt und die Möglichkeit von Kurzarbeit in den Raum gestellt. Die Lage sei ernst, hatte er im Gespräch mit der WAZ-Redaktion gesagt. Und vor wenigen Wochen ist der Bau einer großen Fabrik für die Herstellung von Lipiden in den USA gestartet – und nicht in Deutschland. Da dürften die Mitarbeiter in Eickel erleichtert sein, dass ihr Standort durch die neuen Projekte aufgewertet wird.
Hernes OB: Evonik spielt ganz vorne mit bei einer Zukunftstechnologie
Diese Tatsache erfreut auch Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda. So werde nicht nur der Standort gestärkt, Evonik spiele mit „H2annibal“ ganz vorne mit bei einer Zukunftstechnologie. Man sehe, dass die Chemieunternehmen wettbewerbsfähig seien und in Sachen Klimaschutz gewaltige Fortschritte machten. Dudda zollte in dieser Hinsicht Werksleiter Rainer Stahl ein großes Lob, der die Projekte mit viel Engagement und Sachverstand vorangetrieben habe. Und nicht zuletzt sei die Erprobung des Elektrolyseurs ein weiterer Baustein auf dem Weg des Ruhrgebiets zur grünsten Industrieregion der Welt.