Herne. Die Konzerne Uniper und Evonik kooperieren, um Abwärme für das Fernwärmenetz zu nutzen. Am Herner Evonik-Standort startet ein Pilotprojekt.

Wenn es das Wort des Jahres gibt: Gibt es eigentlich auch eine Wahl zum Produkt des Jahres? Die Wärmepumpe wäre ein heißer Kandidat auf den Spitzenplatz. Die Nachfrage im Privatbereich ist gigantisch. Nun machen sich mit Uniper und Evonik zwei Konzerne gemeinsam auf den Weg, die Wärmepumpe im großen Maßstab einzusetzen - in Herne.

Das sind die Rahmenbedingungen: Bei den Prozessen der Produktionsanlagen am Eickeler Evonik-Standort entsteht Abwärme in unterschiedlichen Mengen. Bislang wird diese Abwärme ungenutzt in die Umgebung abgegeben. In Zukunft soll sie genutzt werden, um rund 1000 Haushalte in Herne mit Fernwärme zu versorgen und rechnerisch etwa 1750 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzusparen. Das Instrument dafür ist eine Großwärmepumpe, mit die Temperatur der Abwärme soweit angehoben wird, dass sie für das Fernwärmenetz genutzt werden kann.

Fernwärmeleitung verläuft bereits über das Evonik-Werksgelände

Dass sich Evonik und Uniper für dieses Pilotprojekt zusammentun - am Montag unterschrieben Vertreter beider Unternehmen im Herner Rathaus ein Absichtserklärung - hängt mit den örtlichen Gegebenheiten zusammen: Auf dem Werksgelände von Evonik verläuft bereits eine Uniper-Fernwärmeleitung, deshalb ist es ohne große Umbaumaßnahmen möglich, die Abwärme einzuspeisen. Ob sich die Technik wie geplant umsetzen lässt, soll während der Pilotphase bis Ende kommenden Jahres ergründet werden. Evonik und Uniper wollen insgesamt 2,5 Millionen Euro investieren.

Die sogenannte „Vergrünung“ der Wärme sei einer der wichtigsten Trends, damit die Energiewende gelingt, so Arne Hauner, Direktor Innovation bei Uniper. Ziel sei es, die Technologie für den großindustriellen Einsatz verfügbar zu machen. Dazu müssen noch einige Schritte geschehen, so gibt es die Großwärmepumpe zurzeit nur als Prototypen.

OB: Richtungsweisendes Projekt auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt

Der Standort Herne sei seit Jahren der Nachhaltigkeit verpflichtet, so Rainer Stahl, Standortleiter des Evonik-Werks in Eickel. Was viele Menschen nicht wüssten: Das Hauptprodukt werde in Rotorblättern von Windrädern eingesetzt. Man beschäftige sich längst mit dem Thema Energie-Effizienz, doch bei der Abwärme sei man bislang nicht erfolgreich gewesen. Dies könne sich mit dem neuen Projekt ändern.

Und nicht nur in Herne. Nach den Worten von Jenny Banczyk, Geschäftsführerin Uniper Wärme, stecke in der industriellen Abwärme ein großes Potenzial, um den Wärmesektor zu dekarbonisieren. Deshalb könne das Pilotprojekt wegweisend sein.

Für Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda ist dieses Projekt richtungsweisend für das Ziel, das Ruhrgebiet zur grünsten Industrieregion der Welt zu machen. Es zeige auch, dass die Chemieindustrie ihre Hausaufgaben kenne und sie erledige. Nicht zuletzt werde durch dieses Projekt der Innovationsstandort Herne gestärkt.