Herne. Ein Mann in Herne soll seine 53-jährige Frau ermordet haben. Nachbarn aus der Siedlung waren schon länger in Sorge. Die Situation eskalierte.

Den Nachbarn steht der Schreck noch ins Gesicht geschrieben. Plötzlich war mitten in der Nacht überall Polizei in der Gräffstraße in Herne-Mitte. Ein Krankenwagen sei gerufen worden, sagt eine Nachbarin. Der Notarzt konnte aber für die 53-jährige Bewohnerin nichts mehr ausrichten. Ihr Mann steht unter dem dringenden Tatverdacht, seine Frau ermordet zu haben.

  • Nachts um 2.15 Uhr kommt es zu einem Notruf
  • Ein 49-Jähriger soll seine Ehefrau (53) ermordet haben
  • Die Frau starb an mehreren Messerstichen
  • Warum war der Mann nicht am Wohnort gemeldet?
  • Die Häuser gehören zu Vonovia
Die Haustür zum Haus an der Gräffstraße. Hier war die Frau gemeldet. Ihr Mann soll offiziell woanders gelebt haben.
Die Haustür zum Haus an der Gräffstraße. Hier war die Frau gemeldet. Ihr Mann soll offiziell woanders gelebt haben. © WAZ | Arne Poll

Spurensicherung trägt Beweismittel aus der Wohnung in der zweiten Etage

Beamte der Kriminalpolizei tragen am Dienstag mögliche Beweisstücke aus der Wohnung in der zweiten Etage. Spuren werden gesichert. Im Treppenhaus lagern einige Habseligkeiten. Die Tür zum Treppenhaus wird schließlich mit einem Siegel verklebt. Niemand außer der Polizei darf jetzt hinein, bis der Tatort freigegeben wird. Bei Nachbarn herrscht Fassungslosigkeit.

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Polizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der 49-jährige Herner mitten in der Nacht mehrfach mit einem Messer auf seine Frau eingestochen hat. Die Stiche waren für die Frau tödlich. Polizeibeamte nahmen den Mann noch am Tatort in der Wohnung fest. Er war selbst so schwer verletzt, dass er auf einer Intensivstation im Krankenhaus behandelt werden musste. Für ihn habe aber keine Lebensgefahr bestanden.

Im Treppenhaus stehen einige Habseligkeiten der Bewohner. Hinter der Tür im zweiten Stock ereignete sich die furchtbare Tat.
Im Treppenhaus stehen einige Habseligkeiten der Bewohner. Hinter der Tür im zweiten Stock ereignete sich die furchtbare Tat. © WAZ | Arne Poll

Nachbarn über das Paar in der Wohnung: „Da war immer Streit“

Ob er die Verletzungen im Kampf erlitt oder sich selbst zugefügt habe, müsse noch genau ermittelt werden, sagt Polizeisprecherin Gianna Isabella Kruck auf Nachfrage. Aktuell sehe es aber danach aus, dass er sich selbst verletzt habe. Ob er sich damit nach dem Angriff auf seine Frau habe selbst töten wollen, bleibt offen.

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Was genau zu der tödlichen Eskalation führte, bleibt offen. „Der Tat war ein Trennungsstreit vorausgegangen“, sagt Kruck. Nicht zum ersten Mal muss es zwischen den Partnern so laut gewesen sein, dass es aus der Wohnung bis nach außen drang. „Da war immer Streit“, sagt jemand aus dem Haus. Man habe die Familie eher gemieden, sagen andere Nachbarn. Die Frau selbst habe wenig Kontakt zu anderen Nachbarn gehabt. Die Eheleute seien viel mit sich selbst beschäftigt gewesen. Dass es mal zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung komme, sei „keine Überraschung“.

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Mann an anderer Adresse gemeldet – was steckt dahinter?

Es ist ein klassisches Mehrfamilienhaus an der Gräffstraße. Großkonzern Vonovia ist Eigentümer und lässt gerade die Fassade neu machen. Die Balkone seien schon so lange nicht nutzbar, weil sich die Dämmung so lange hinziehe, beklagen Bewohner. „Das Gerüst steht bestimmt schon neun Monate“, sagt ein Nachbar. Er ärgert sich, dass sich die Wohnsituation immer weiter verschlechtere: „Letzte Woche stand einer hier um drei Uhr nachts vor dem Haus und hat gebrüllt, dass er alle umbringt.“ Wenn er jetzt spüre, dass so etwas wirklich passiere, bekomme er Angst.

Ein Blick auf das Gebäude von hinten. In der Mittleren der Wohnungen kam es zum Mord.
Ein Blick auf das Gebäude von hinten. In der Mittleren der Wohnungen kam es zum Mord. © WAZ | Arne Poll

So sicher ein Beziehungskonflikt zwischen dem mutmaßlichen Mörder und seinem Opfer war, so unklar seien noch viele Details. Die Wohnung war offiziell wohl nicht gemeinsamer Wohnort des Ehepaares. Der Mann sei an einer anderen Adresse in Herne gemeldet gewesen, sagt Polizeisprecherin Kruck.

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Polizei und Staatsanwaltschaft hatten noch am 9. April eine Obduktion der Getöteten durchführen lassen. Die Stichverletzungen seien Ursache gewesen. Das in diesem Fall zuständige Amtsgericht Witten habe daraufhin am Montag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Bochum Untersuchungshaft wegen des Verdachts des Mordes angeordnet. Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann leitet die Ermittlungen.

Das Haus an der Gräffstraße in Herne: Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen stach ein 49-jähriger Herner mehrfach mit einem Messer auf seine 53-jährige Ehefrau ein und verletzte sie dabei tödlich.
Das Haus an der Gräffstraße in Herne: Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen stach ein 49-jähriger Herner mehrfach mit einem Messer auf seine 53-jährige Ehefrau ein und verletzte sie dabei tödlich. © WAZ | Arne Poll

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