Herne. Parkplätze sind rund um den Herner Bahnhof knapp. Warum eine dort ansässige Schule trotzdem (vorerst) auf Stellplätze für Lehrer verzichten will.

Der Bedarf an Stellplätzen für Autos ist rund um den Herner Bahnhof riesengroß. Pendlerinnen und Pendler, Berufstätige, vier Schulen auf engstem Raum: Neben der neuen Polizeiwache an der Cranger Straße wird nun für 179.000 Euro ein neuer Parkplatz gebaut, der eigentlich Lehrerinnen und Lehrer des benachbarten Pestalozzi-Gymnasiums zur Verfügung stehen sollte. Die Betonung liegt auf „eigentlich“.

Denn: Die dort entstehenden 25 Stellplätze sollen künftig der Öffentlichkeit und nicht – wie von der Stadt zunächst signalisiert – allein dem Gymnasium zur Verfügung stehen. Dass Pestalozzi-Leiter Volker Gößling nun nicht auf die Barrikaden geht und auf den Parkplatz für seine Lehrerinnen und Lehrer pocht, hat gute Gründe.

Eine Bus-Haltebucht, Radwege und ein Schließsystem für den Fahrradkeller fehlen

Gemeinsam mit dem SPD-Stadtverordneten Roberto Gentilini möchte er im Sinne der von Rat der Stadt beschlossenen Verkehrswende ein „Mobilitätspaket“ für seine Schule schnüren. Dieses soll ein Schließsystem für den Pestalozzi-Fahrradkeller, eine Haltebucht für Busse und Liefer- und Bringverkehre sowie einen Lückenschluss des Radwegenetzes rund um die Schule beinhalten.

Das Pestalozzi-Gymnasium hat einen geräumigen Fahrradkeller mit einem großen Schönheitsfehler: Er lässt sich zurzeit nicht abschließen. Schulleiter Volker Gößling (li.) und der SPD-Stadtverordnete Roberto Gentilini wollen dies ändern.
Das Pestalozzi-Gymnasium hat einen geräumigen Fahrradkeller mit einem großen Schönheitsfehler: Er lässt sich zurzeit nicht abschließen. Schulleiter Volker Gößling (li.) und der SPD-Stadtverordnete Roberto Gentilini wollen dies ändern. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Seit sieben Jahren bin ich hier Schulleiter, und seit sieben Jahren kämpfe ich um diese Punkte“, sagt Gößling. SPD-Politiker Gentilini, er ist Vorsitzender des Mobilitätsausschusses des Rates, will das Gymnasium bei der Umsetzung unterstützen. Im Gegenzug „verzichtet“ die Schule zunächst darauf, eine Exklusivnutzung des Parkplatzes einzufordern.

Dass dem Gymnasium dieses Recht zusteht, daran gab es für Gößling keinen Zweifel. Die Stadt hatte ihn eingebunden in Planung und Standortwahl des neuen Parkplatzes. Und in einer Verwaltungsvorlage für die Politik heißt es, ,dass auf der Grundstücksfläche neben der Polizeiwache Stellplätze herzustellen seien, „die gemäß Baugenehmigung von 1977 für das Pestalozzi-Gymnasium erforderlich sind“.

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Nach einem entsprechenden WAZ-Bericht über den Bau des Parkplatzes allein für die Schule stellte die Stadt in der Bezirksvertretung Herne-Mitte klar, dass hier ein öffentlicher Parkplatz gebaut werde. Wenn das Gymnasium das anders wünsche, müsse sie zunächst mal einen Antrag stellen, über den dann zu entscheiden sei. Darauf will Gößling aber (vorerst) verzichten, wenn dafür die großen Verkehrsprobleme rund um die Schule endlich angegangen werden.

Stichwort Radwege: „Als Radfahrer kommt man nur bis in die Nähe der Schule - und dann wird es heikel“, beschreibt er die nicht ungefährliche Situation. Hier sei ein Lückenschluss dringend erforderlich.

Stichwort Haltebucht: In der engen Harpener Straße komme es regelmäßig durch Busse (für den Schwimmunterricht und Klassenfahrten) sowie Liefer- und Bringverkehre zu chaotischen Zuständen, so der Schulleiter. Nach Gößlings Ortstermin mit Gentilini können sich beide vorstellen, dass durch die Entfernung einer Straßenlaterne Raum für den Bau der benötigten Bus-Haltebucht geschaffen werden könnte.

Der Harpener Weg am Pestalozzi-Gymnasium: Die Schule wünscht sich eine Bus-Haltebucht, um das regelmäßig hier entstehende Verkehrschaos zu verhindern. Stellplätze sollen dafür aber nicht wegfallen.
Der Harpener Weg am Pestalozzi-Gymnasium: Die Schule wünscht sich eine Bus-Haltebucht, um das regelmäßig hier entstehende Verkehrschaos zu verhindern. Stellplätze sollen dafür aber nicht wegfallen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Stichwort Schließsystem: Der geräumige Fahrradkeller sei derzeit frei zugänglich, weshalb es schon häufiger zu Diebstählen gekommen sei, so Gößling. Ein Schließsystem könnte gemeinsam mit dem Lückenschluss bei den Radwegen dazu beitragen, dass mehr Schülerinnen und Schüler morgens das Rad nutzten. Und vielleicht stiegen dann auch einige Lehrerinnen und Lehrer aufs E-Bike um.

Unabhängig davon, ob sich die Forderungen umsetzen lassen, wollen Gößling und Gentilini die Lage ein Jahr nach Öffnung des neuen Parkplatzes erneut auf den Prüfstand stellen. Baubeginn soll nach Angaben der Stadt bereits Ende April/Anfang Mai sein.