Herne. Seit Jahren steigt bei der Stadt Herne die Zahl der Ausfälle. Mehr als jeder zehnte Mitarbeiter ist jetzt krank. Wie das Rathaus gegensteuert.

Der Krankenstand bei der Herner Stadtverwaltung ist auf Rekordniveau: Mehr als jeder zehnte Beschäftigte im Rathaus ist krank. Das teilt die Stadt auf Anfrage der WAZ mit. Mit einem Bündel an Maßnahmen versucht die Verwaltung gegenzusteuern. „Es ist noch Luft für zwei Prozentpunkte“, sagt Martin Krause, Leiter des Fachbereichs Personal und Zentraler Service.

Schon seit Jahren bereiten steigende Ausfallzeiten den Verantwortlichen im Rathaus Kopfzerbrechen. 2006 betrug der Anteil der Kranken unter den rund 2400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahresschnitt „nur“ rund 6 Prozent, dann stieg er auf über 9 Prozent. Nun nähert er sich sogar der 12-Prozent-Marke. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. In diesem Jahr seien zwischenzeitlich sogar 16 Prozent der Beschäftigten ausgefallen, sagt Tanja Wasmuth, Abteilungsleiterin im Fachbereich Personal und Zentraler Service. Grund seien unter anderem die vielen Atemwegs- und Erkältungskrankheiten zu Jahresbeginn.

Herne: Viele Atemwegs- und Erkältungskrankheiten

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Durch die Corona-Krise, bilanzieren Martin Krause und Tanja Wasmuth, sei die Stadt vergleichsweise „stabil“ gekommen. Rund 10 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien ausgefallen. Dass nicht mehr Bedienstete krank geworden seien, habe unter anderem an den Schutzmaßnahmen in den Rathäusern gelegen, die eingeleitet worden seien wo es möglich war, also etwa an vergrößerten Abständen, aber auch am umfangreichen Homeoffice. Nun stiegen die Zahlen wieder. Das habe mit den besagten Atemwegs- und Erkältungskrankheiten zu tun, die mit dem Ende der Corona-Pandemie zuschlügen. Aber offensichtlich auch mit den vielen Krisen, die plötzlich in der Welt zu Tage treten.

„Wir leben in krisenbehafteten Zeiten“: Martin Krause, Leiter des städtischen Fachbereichs Personal und Zentraler Service.
„Wir leben in krisenbehafteten Zeiten“: Martin Krause, Leiter des städtischen Fachbereichs Personal und Zentraler Service. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Wir leben in krisenbehafteten Zeiten“, sagt der städtische Fachbereichsleiter Martin Krause und verweist unter anderem auf den Krieg in der Ukraine, der an vielen Menschen nicht spurlos vorbeigehe. Sie sorgten sich darüber, dass sich der Krieg ausweiten könnte oder spürten die Folgen – Energiekrise und Inflation – im eigenen Portemonnaie. Hinzu kämen andere Krisen wie das Erdbeben in der Türkei oder Syrien, und auch Corona mache vielen noch schwer zu schaffen. „Das macht was mit den Menschen“, sagt Martin Krause. Folgen seien nicht zuletzt psychische Belastungen, ja Erkrankungen. Auf diese „äußeren Faktoren“ habe die Stadt als Arbeitgeber keinen Einfluss.

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Die Stadt versuche aber, dort, wo immer möglich, Einfluss zu nehmen. Ziel sei es, die Gesundheit und dadurch letztendlich auch die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu verbessern, sagt Abteilungsleiterin Tanja Wasmuth. Deshalb werde Gesundheitsförderung großgeschrieben. Dafür sei im vergangenen Jahr die betriebliche Gesundheitsförderung mit der Arbeitssicherheit und der Personalentwicklung organisatorisch zusammengeführt worden. Dabei werde das Gesundheits-management ganzheitlich betrachtet. Soll heißen: In den Blick genommen werde nicht nur das gesundheitsbewusste Verständnis einzelner. Für ein „gesundes Unternehmen Stadt Herne und für ein attraktives Unternehmen Stadt Herne“ sollen vielmehr gute Arbeitsbedingungen, eine vertrauensvolle und wertschätzende Zusammenarbeit, eine gute und gesunde Führungsverantwortung, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten dabei einen Beitrag leisten.

Tanja Wasmuth: Abteilungsleiterin im städtischen Fachbereich Personal und Zentraler Service.
Tanja Wasmuth: Abteilungsleiterin im städtischen Fachbereich Personal und Zentraler Service. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Angebote seien dabei vielfältig und würden weiter ausgebaut. Dazu gehörten monatliche Gesundheitsvorträge, etwa zur Stressreduktion, Gesundheitstage, Coachings und Mentoring-Angebote für neue Führungskräfte, mobile Massagen, Seminare, Homeoffice, gleitende Arbeitszeiten und nicht zuletzt VHS-Angebote, die gesponsert würden. Mit den Teilnehmerquoten seien sie zufrieden. Das Angebot habe auch den Nebeneffekt, dass die Stadt als Arbeitgeber attraktiver werde.

Die Angebote sollen letztlich aber vor allem auch die Zahl der Ausfalltage drücken. Dass das dringend nötig ist, das wissen die Verantwortlichen mit Blick auf die Zahlen. Denn klar ist: Fallen Bedienstete aus, dann müssen die anderen noch mehr arbeiten. „Das geht nur eine gewisse Zeit gut“, so Martin Krause. Ein Teufelskreis droht.