Herne.Cannabis, Speed, Kokain oder auch Heroin – jeder fünfte befragte Schüler gibt an, mindestens einmal illegale Drogen genommen zu haben. Knapp jeder zehnte greift „gelegentlich bis regelmäßig” auf Rauschmittel zurück. Das ergab eine Projektarbeit im Auftrag des Fachbereiches Gesundheit der Stadt

Befragt wurden 675 Schüler von 15 weiterführenden Schulen aller Formen im gesamten Stadtgebiet. Sie alle besuchten die neunte oder zehnte Klasse, waren im Durchschnitt 15 Jahre alt. „Einige Schüler haben gefragt, ob die Fragebögen an die Polizei weitergegeben werden, aber wir haben ihnen Anonymität zugesichert”, erklärt Tanja Wasmuth, Mitglied der Projektgruppe. Nur so seien ehrliche Angaben der Schüler möglich gewesen. Die Fragebögen sollen nach dem Projekt vernichtet werden.

Außerdem achteten die Studierenden der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW in ihrer Untersuchung darauf, dass keine Ergebnisse über die einzelnen Schulen oder die Schulformen ausgewertet wurden. „Wir möchten niemanden an den Pranger stellen”, erklärt Wasmuth. Ihre Kollegin Olivia Warzybok verrät jedoch: „An Hauptschulen sind am wenigsten Konsumenten im Vergleich zu anderen Schulen.”

Hauptschule besser als ihr Ruf

Diese Erkenntnis deckt sich mit den Erfahrungen der Herner Polizei, die bei der Vorstellung der Ergebnisse gestern im Rathaus Wanne interessiert zuhörte. „Dass die Hauptschule gar nicht so schlecht ist wie ihr Ruf manchmal, das erleben wir auch”, sagt Kriminalhauptkommissar Michael Rölleke. „Da schneiden, glaub' ich, die Gymnasien deutlich schlechter ab, als man denkt.”

Insgesamt 132 Schüler gaben an, mindestens einmal Drogen genommen zu haben. 230 Schülern wurden schon mal illegale Substanzen angeboten. Den meisten von ihnen Cannabis (95,5 Prozent). Vor allem Freunde boten den Schülern das Rauschmittel an (bei 67 Prozent), so das Ergebnis der Befragung. Partys und Discos belegen mit 35 Prozent den zweiten Platz als Ort, an dem Drogen angeboten wurden. Kein Schüler gab jedoch an, Ecstasy genommen zu haben. „Die Droge scheint nicht mehr so aktuell zu sein”, so das Fazit von Projektteilnehmerin Sarah Hermes.

Die meisten Schüler, denen schon mal Rauschmittel angeboten wurden, wohnen im Stadtbezirk Eickel (28 Prozent). Gefolgt von Wanne (19,8 Prozent) und Herne-Mitte (19 Prozent) vor Sodingen mit 13,6 Prozent. 19,5 Prozent der Schüler wohnen außerhalb. Die Studie hat jedoch nicht erfasst, ob die Drogen auch tatsächlich in diesen Bezirken angeboten wurden.

Beratungsstellen meist nicht bekannt

Negativ fiel bei der Untersuchung der Informationsstand der Schüler ins Gewicht. Nur 5 Prozent der Befragten konnten eine Beratungsstelle benennen. „Das ist erschreckend”, sagt Alexander Brandenburg, Auftraggeber der Projektarbeit. „Da muss man sich schon fragen, wie zielgenau hier Informationen gegeben wurden.”

Insgesamt bestätigen die Ergebnisse jedoch seine Meinung: „Ich hatte nie das Gefühl, dass Drogen ein großes Problem an Herner Schulen sind”, sagt er. Und so sieht Brandenburg weiterhin „keinen unmittelbaren Handlungsbedarf”.

Auch die anwesenden Polizisten sind zufrieden. „Die Ergebnisse der Befragung decken sich mit unserer Erfahrung”, sagt Kriminaloberkommissar Rölleke. „Es wird an jeder Herner Schule Drogen geben”, sagt er, „aber ein Problem mit Drogen haben die Schulen in Herne nicht.”