Herne. Ein Düsseldorfer Geschäftsmann soll versucht haben, das Herner Hafthaus mit nur 18,32 Euro auf dem Konto zu kaufen. Das sind die Konsequenzen.
Jahrelang hat der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) versucht, das Hafthaus in Herne an einen privaten Investor zu verkaufen. Interessenten gab es offenbar einige. Einer soll es mit nur 18,32 Euro auf dem Konto versucht haben. Das hatte Folgen für ihn.
Zur Erinnerung: Das denkmalgeschützte Backsteingebäude aus dem Jahr 1921 an prominenter Stelle in der Herner Innenstadt steht bereits seit 2005 leer. Nur einige Zellen werden vom direkt angrenzenden Amtsgericht noch als sogenannte Vorführzellen genutzt – dann, wenn Angeklagte zum Beispiel in Prozesspausen eingeschlossen werden müssen. Eigentlich sollte das Hafthaus längst abgerissen sein: Das Land wollte dort ein Justizzentrum errichten mit den Amtsgerichten Herne-Mitte und Wanne-Eickel sowie Arbeitsgericht und Bewährungshilfe unter einem Dach. 2011, als alles geplant war, beerdigte das Land seine Pläne kurzfristig. Begründung: Die Pläne seien zu teuer.
Der BLB wollte daraufhin die Immobilie mit einem Bieterverfahren loswerden. Das Mindestgebot lag bei 210.000 Euro. Das Höchstgebot gab offenbar ein 47-Jähriger Geschäftsmann ab, dessen Kontostand in Wahrheit lediglich die traurige Summe von 18,32 Euro aufgewiesen haben soll. Deshalb stand er nun wegen Urkundenfälschung vor dem Düsseldorfer Amtsgericht.
Angeklagter soll manipulierten Kontoauszug vorgelegt haben
Der Grund: Der BLB hatte darauf bestanden, dass der Düsseldorfer Interessent seine Kaufkraft nachweist. Deshalb soll der Angeklagte einen manipulierten Kontoauszug vorgelegt haben, der ihn als Besitzer eines Vermögens von fast 1,5 Millionen Euro auswies. Zusätzlich soll der Mann ein Foto einer EC-Karte beigelegt haben, die ihn als Inhaber des Kontos einer österreichischen Bank auswies. Sein damaliger Geschäftspartner sei derzeit wegen anderer Delikte inhaftiert, teilte das Düsseldorfer Amtsgericht außerdem mit. Über die Nutzung seien sich der Höchstbietende und der BLB nicht einig geworden. Die Kaufverhandlungen sollen sich über die Jahre 2017 und 2018 gezogen haben. Für etwa eine halbe Million Euro hätte das Hafthaus den Besitzer wechseln sollen. Doch dazu kam es nicht.
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Ob der beabsichtigte Gefängniskauf dem Angeklagten einen Aufenthalt in einem Knast gebracht hat, ist nicht nicht bekannt. Bis zum Redaktionsschluss lag das Urteil des Gerichts noch nicht vor.
Bei der Stadt Herne wähnte man sich einige Jahre später auf einem guten Weg. Im August 2020 präsentierte sie die privaten Investoren Sebastian Fesser und Florian Krutenmeyer, die schlussendlich beim Verkauf des Hafthauses zum Zuge gekommen waren. Die kündigten seinerzeit an, die Zellen in Mikroappartements umzuwandeln. Außerdem sollten in einem Neubau 44 weitere Appartements entstehen. Ende 2021 sollten die ersten Mieter einziehen.
Hafthaus diente zwischenzeitlich als Filmkulisse
Doch nun, zweieinhalb Jahre später, ist von einem Umbau keine Spur zu sehen. In der Zwischenzeit dienten die Zellen als Kulisse für eine Fernsehproduktion. Offensichtlich knirscht es zwischen den Investoren und der Stadt. Sebastian Fesser ließ im vergangenen Jahr bei einem Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion deutlich durchblicken, dass er sich ärgere, dass die Pläne für den Umbau im Herner Gestaltungsbeirat durchgefallen seien.
Der langen Geschichte um eine Revitalisierung des Herner Hafthauses könnte also noch das ein oder andere Kapitel hinzugefügt werden.