Herne. Die Herner Feuerwehr hat zwei neue Drehleitern angeschafft. Die Hightech-Ausrüstung soll noch besser Leben retten. Was kann die Technik?
Die Herner Feuerwehr hat zwei neue Drehleitern angeschafft. Die neuen jeweils 750.000 Euro teuren Fahrzeuge sollen als Allzweckwaffe helfen, Menschen aus Gefahrensituationen zu holen und komplizierte Brände zu löschen. Die Drehleitern sollen jeweils in Herne-Mitte und in Wanne-Eickel stationiert werden. Schon jetzt steht fest: Die Technik wird früher oder später das Leben von Hernerinnen und Hernern retten.
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Das Cockpit
Von hier aus steuert der Fahrer das Fahrzeug. Und das darf man durchaus als Herausforderung verstehen. Denn der rote Multifunktionswagen ist weitaus weniger wendig als ein Auto. Die Sicht des Fahrers wird durch den herunterhängenden Korb eingeschränkt. Dafür gibt es etliche technische Finessen, die dem Fahrer das Leben erleichtern sollen. Das Getriebe funktioniert vollautomatisch. Luftgefederte Sitze gleichen harte Bewegungen aus. Die Türen sind so ausgelegt, dass sie auch volleingekleideten Einsatzkräften das Aus- und Einsteigen erleichtern. „Es soll möglichst wenig Ablenkung für den Fahrer geben“, sagt Sebastian Datema, der bei der Feuerwehr für die Technik zuständig ist. Nur, wenn die Drehleiter auch am Einsatzort ankomme, könne sie auch Leben retten.
Unter der Haube
Die Drehleiter fährt auf einem Mercedes Econic Fahrgestell mit 18 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Das Fahrzeug hat 300 PS. Die Basis komme sonst eher bei Müllfahrzeugen zum Einsatz, erklären die Experten. Das sei durchaus so gewollt, denn es gehe um kurze flexible Fahrten mit vielen Stopps, mit viel Aus- und Einsteigen. Das Fahrgestell ist Serie. Der restliche Ausbau geschieht auf Wunsch der Herner Feuerwehr.
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Kamerasystem
Rund um das Fahrzeug sind kleine Kameras angebracht, die Bilder ins Cockpit übertragen. Auch das sei keine Spielerei, sondern im Ernstfall lebensrettend. „Man muss diese Leiter ideal aufstellen. Und zwar sofort“, sagt Experte Datema. Die Drehleiter dürfe nicht auf Gullys stehen. Und im Dunkeln erkenne man unglückliche Positionen nicht als Fahrer. Das Einweisen koste zusätzlich Zeit. Und wenn die Drehleiter einmal stehe, dann lasse sie sich kaum noch verrücken, wenn rundherum alles aufgebaut ist.
Drehleiter
Die Drehleiter selbst lässt sich bequem aus einem Führerstand steuern. Auch aus dem Korb ist das möglich. Die Leiter lässt sich maximal auf 30 Meter ausfahren, wenn der Wagen gerade vor dem Einsatzort steht. Bei zwölf Metern seitlichem Abstand zum Einsatzort sind 23 Meter möglich. Diese Höhe sei nicht zufällig gewählt, erklärt Sebastian Datema. Darüber beginne die Hochhaus-Höhe. Ab da seien Gebäude mit einem zweiten unabhängigen Rettungsweg ausgerüstet. Darunter müsse die Feuerwehr das Haus erreichen können. „Das ist der zweite Rettungsweg, den die Feuerwehr sicherstellt.“ Das vordere Teil der Drehleiter lässt sich noch einmal um bis zu 75 Grad abklappen, so dass auch entlegene Stellen erreicht werden können. Die Drehleiter ist so ausgelegt, dass sie selbst beim Ausfall von zwei technischen Systemen noch mechanisch im Handbetrieb in Stellung gebracht werden kann.
Der Rettungskorb
In dem Rettungskorb haben jetzt vier Personen Platz. Der Korb kann 400 Kilo aufnehmen. Sobald die Hydraulik aktiv ist, wird der Korb durch ein Computer-System stabil gehalten. „Das ist ein enormer Sicherheitsfaktor“, sagt Datema. Schließlich gehe es bei der Menschenrettung darum, in großer Höhe von einem Haus in den Korb zu steigen. Das neue System nehme dabei viele Unsicherheiten. An den Rettungskorb kann auch eine Krankentrage angehängt werden, um Patientinnen und Patienten liegend aus großer Höhe zu bergen.
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Das Löschsystem
Die Drehleiter kann über ein Löschfahrzeug oder über einen Hydranten direkt Wasser aufnehmen und über einen Wasserwerfer, der am Korb angebracht ist, weiterverteilen. Pro Minute werden 2500 Liter Wasser durch Schläuche und Rohre gepumpt. Ein Rohrsystem ist bereits angebracht. Schläuche, die ein beachtliches Gewicht haben, werden in einer Führung sicher gehalten. Für die Feuerwehr ist es ein großer Vorteil, zum Beispiel bei Lagerhallenbränden, den Wasserwerfer am Korb fernsteuern zu können, ohne dass jemand im Korb steht und sich der Gefahr von Feuer, giftigen Gasen und Explosionen aussetzen muss. „Wir können den Wasserwerfer aus einem sehr sicheren Bereich steuern.“
Die Beleuchtung
Die Herner Feuerwehr habe bei der Ausrüstung der Drehleiter extra viel Wert auf zusätzliche Beleuchtung gelegt. „Das sorgt auch dafür, dass wir Leute, die in Gefahr sind, schneller erkennen können“, sagt Datema. Viele Einsatzstellen seien nicht nach Drehbuch aufgebaut. Oft sei es dunkel, bei Bränden manchmal verraucht. Die Lichter leuchten nicht nur den Einsatzort für die Feuerwehrleute aus, sondern auch große Hausfassaden wie beim Test das Herner Rathaus.
Die Ausrüstung
Hinter den Klappen verbergen sich zahlreiche Gegenstände, die beim Einsatz nützlich sein könnten. Dazu gehören zum Beispiel eine Kettensäge für Arbeiten nach Sturmschäden, Gurte, Werkzeuge und Keile. Während das Fahrzeug selbst ähnlich feuerfest ist wie jeder Lastwagen oder jedes Auto, sind die Ausrüstungsgegenstände und außenliegende Elektronik besonders geschützt. +++ Auch interessant: Warum ein Herner Restaurant bei Ebay zum Verkauf steht +++
Der Hintergrund
An den beiden Feuerwehrstandorten werden zwei 22 und 28 Jahre alte Drehleitern ersetzt, die aber künftig bei der Freiwilligen Feuerwehr zum Einsatz kommen sollen, erklärt Feuerwehr-Dezernent Frank Burbulla. Die Stadt gehe mit der Ausgabe von zwei Millionen Euro, inklusive eines neuen Stromerzeugers und Fluchtlichtwagens und eines Gerätewagens, einen großen Schritt in die Zukunft.
Feuerwehr-Chef Marco Diesing betont: „Wir präsentieren hier nur das Sichtbare.“ Hinter den Kulissen laufe unter anderem der Ausbau der Digitalisierung. Auch der Bau der neuen Hauptwache beschäftige die Feuerwehr. Aktuell kann sie noch nicht einmal alle modernen Fahrzeuge in der Halle parken. +++ Ex-Promi: So lebt Schauspieler Willi Thomczyk heute in Herne +++