Herne. Immer mehr Bewerber für eine Ausbildung bei der Herner Feuerwehr scheitern am Einstellungstest. Probleme macht dabei nicht nur Höhenangst.

Immer mehr Bewerberinnen und Bewerber bei der Herner Feuerwehr scheitern beim Einstellungstest für eine Ausbildung. Mal sei es fehlende Fitness, mal Höhenangst, beklagt Feuerwehrchef Marco Diesing. Die positive Nachricht aus Sicht der Feuerwehr: Das Interesse an dem Job nehme wenigstens nicht ab.

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Keine Fitness beim 3000-Meter-Lauf – Versagen auf der Drehleiter

Manchmal sei es schon erstaunlich, beklagen Marco Diesing und Rettungsdienst-Leiter Philipp Hapig. Beim 3000-Meter-Lauf gebe es Bewerberinnen und Bewerber, die plötzlich die erforderlichen Zeiten deutlich verfehlen. „Dafür kann man ja trainieren“, sagt Hapig. „Da sind wir überrascht, wenn das nicht funktioniert.“

Bislang sei es zum Glück in Herne noch nicht so, dass die Feuerwehr keine neuen Auszubildenden mehr finde oder auf die Einstellung verzichten müsse. „Wir sind nicht an dem Punkt, dass wir jeden nehmen.“ Die Zahl der Bewerbungen sei unverändert hoch, erklärt Marco Diesing. „Die Qualität der Bewerber ist leider nicht immer so wie wir uns das wünschen.“

Sporttest bei der Feuerwehr versucht nicht, Kraftprotze herauszufiltern

Die Berufsfeuerwehr Herne bildet aus. Bewerberinnen und Bewerber gebe es zum Glück noch reichlich.
Die Berufsfeuerwehr Herne bildet aus. Bewerberinnen und Bewerber gebe es zum Glück noch reichlich. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Oft liege es an schlechter Vorbereitung. Der standardisierte Sporttest versuche gezielt Fähigkeiten wie Schnellkraft, Kondition, Kraft und Geschicklichkeit abzuprüfen. So müssten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neben dem 3000-Meter-Lauf auch Balance-Übungen auf dem Schwebebalken machen. Bei einer weiteren Übung müsse ein 80 Kilo schwerer Dummy gezogen werden. Im Schwimmbad müssen die für das DLRG-Bronze-Abzeichen erforderlichen Fähigkeiten nachgewiesen werden. Es reiche nicht, nur im Fitnessstudio alleine zu pumpen. Die Feuerwehr benötige keine Kraftprotze.

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Abgesehen von mangelnder Vorbereitung oder schlechter Kondition gebe es auch Kandidaten, die in der Prüfung feststellen, dass sie nicht schwindelfrei sind. Jeder werde obligatorisch einmal im Korb der Drehleiter nach oben gezogen. „Das müssen wir testen“, sagt Philipp Hapig. Denn selbst wenn man in der Ausbildung viele Aufgaben hervorragend absolviere, komme irgendwann der Moment, dass ein Feuerwehrmann oder eine Feuerwehrfrau im Korb auf der Drehleiter stehen muss.

Marco Diesing, Leiter der Feuerwehr Herne. Er wünscht sich eine bessere Vorbereitung auf die Einstellungstests.
Marco Diesing, Leiter der Feuerwehr Herne. Er wünscht sich eine bessere Vorbereitung auf die Einstellungstests. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Neue und alte Ansätze: Wie bindet die Feuerwehr frühzeitig Interessenten?

Wie kann man der Frustration im Einstellungstest vorbeugen? Ein Ansatz sei, dass man die Kandidatinnen und Kandidaten schon so früh wie möglich an die Feuerwehr binde. Das sei nicht Wochen vorher, sondern im Idealfall schon im Kindesalter. Herne sei schon Vorreiter bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr gewesen, sagt Marco Diesing. Darüber binde man junge Menschen an die Feuerwehr. Und wer aus dem Ehrenamt gezielt in den Beruf wolle, wisse worauf er sich einlasse: „Wer von der freiwilligen Feuerwehr kommt, wird diesen Sporttest immer bestehen.“

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Tatsächlich sei auch die Nachfrage von Kindern und Eltern in diesem Bereich sehr hoch. Allerdings könne man gerade diese Nachfrage personell gar nicht befriedigen. Für die Kinderfeuerwehr gibt es einen Aufnahmestopp, weil die Gruppen voll sind.

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Ausbildungsalter steigt auf 38 Jahre – für ein kurzes Berufsleben

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Dass sich die Feuerwehr bei der Ausbildung verändern muss, sei auch landesweit Thema, betont Marco Diesing. Das spüre man auch an der Anhebung des Ausbildungsalters. Dieses sei um gut zehn Jahre angehoben worden. Mittlerweile können die Bewerberinnen und Bewerber mit spätestens 38 Jahren noch eine Ausbildung beginnen. Zur Erinnerung: Das relativ kurze Berufsleben bei der Feuerwehr endet wegen der körperlichen Belastungen bereits mit 60 Jahren. Im Fokus stehen unter anderem Seiteneinsteiger mit vorhandenen Berufsausbildungen. Eine Einstellung in der Altersklasse habe es in Herne allerdings noch nicht gegeben.