Herne. Der Warnstreik des öffentlichen Dienstes macht sich in Herne bemerkbar: Busse fahren nicht, Kitas sind dicht. Nicht alle sind darauf vorbereitet.

Fast alles steht am Dienstag still in Herne: Der ganztägige Warnstreik des öffentlichen Dienstes hat die Stadt fest im Griff. Busse und Bahnen fahren nicht, Kitas bleiben dicht und im Südpool bleiben die Handtücher trocken. Doch haben alle mitbekommen, dass gestreikt wird?

Eine kurze Stippvisite am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof zeigt: Hier scheinen viele zu wissen, dass sie vom Busbahnhof aus nicht weit kommen. Nur zwei, drei Menschen stehen an den Bussteigen und telefonieren – wahrscheinlich auf der Suche nach einer Alternative. „Ich habe leider nicht mitbekommen, dass heute gestreikt wird“, sagt eine Frau, als sie gerade aufgelegt hat. Sie müsse eigentlich nach Eickel, nun wisse sie nicht, wie sie dort hinkommen soll, sagt sie verzweifelt. „Wahrscheinlich gehe ich jetzt wieder nach Hause.“ Wirklich ersichtlich ist es am Hauptbahnhof nicht, dass hier keine Busse abfahren. Die digitale Anzeige zeigt noch immer den eigentlichen Fahrplan an, nur am unteren Ende der Anzeige steht, dass wegen des Warnstreiks kein Bus fahren wird.

Mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes demonstrieren

Anders sieht es hingegen an den Eingängen zu den U-Bahnen der U35 in der Herner Innenstadt aus. „Keine Fahrten auf den Linien der Bogestra. Grund: Warnstreik am Dienstag, 14.02.2023“, steht dort gut sichtbar auf der digitalen Anzeige. Der Bahnhofsvorplatz in Herne ist am frühen Morgen wie ausgestorben, nur vereinzelte Verdi-Mitglieder bauen bereits eine Bühne auf. Dort wird am Vormittag die große Kundgebung der Gewerkschaft stattfinden.

Der Demonstrationszug endete am Busbahnhof in Herne.
Der Demonstrationszug endete am Busbahnhof in Herne. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

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Doch zuvor treffen sich mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und machen sich mit Trillerpfeifen, Plakaten und Fahnen auf den Weg vom Willi-Pohlmann-Platz bis zum Herner Bahnhof.

Mit dabei ist die 22-jährige Nina Streich, die ihre Arbeit bei der Sparkasse heute niedergelegt hat. Sie ist in der Jugendausbildungsvertretung des Sparkasse und findet es deshalb besonders wichtig, beim Streik mit dabei zu sein. „Gerade jetzt – in Zeiten der Inflation – ist es wichtig, auf die Straße zu gehen.“ Vor allem für Auszubildende sei es schwierig geworden, alles bezahlen zu können. Man merke, dass die Unzufriedenheit wachse, sagt sie. Dafür spreche auch die große Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – laut Veranstalter sind etwa 1300 Menschen mit dabei. „Ich finde es schön, dass so viele hier sind“, sagt Streich, die zum ersten Mal bei einer Verdi-Demo mitläuft.

Öffentlicher Dienst soll attraktiver werden

Schon öfter dabei war Sarah, die bei Entsorgung Herne arbeitet. Durch die Inflation und die steigenden Kosten sei es wichtig, dass man für mehr Lohn kämpfe, sagt die 29-Jährige. „Das ist ein riesen Thema.“

Eric Lobach, Gewerkschaftssekretär, empfing die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Herner Bahnhof.
Eric Lobach, Gewerkschaftssekretär, empfing die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Herner Bahnhof. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Verantwortlich dafür, dass fast alles in der Stadt still steht, seien die kommunalen Arbeitgeber, betont Verdi-Sekretär Eric Lobach später bei der Kundgebung vor dem Herner Bahnhof. „Und sie sind auch verantwortlich für alles, was noch folgen wird.“ Starke Tarifverträge seien wichtig – auch um den öffentlichen Dienst wieder attraktiver zu machen, betont er.

Die Forderung nach 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr, 200 Euro mehr für Azubis und unbefristete Übernahmen – das alles höre sich zunächst viel an, sagt Kolja Arndt von der Herner Stadtverwaltung. Genauer betrachtet, sei das aber gerade mal ein Inflationsausgleich. Sollte nicht auf die Forderungen eingegangen werden, „könnte es sogar in Richtung eines unbefristeten Streiks gehen“, kündigt das Mitglied des Personalrats an.