Herne. Auf den Straßen rund um den Herner Wewole-Stammsitz geht bisweilen nichts mehr. Warum Pläne zur Entschärfung der Lage auf Kritik stoßen.

Das Verkehrschaos rund um den Herner Standort der Wewole-Stiftung an der Langforthstraße in Horsthausen droht sich durch die Erweiterungspläne des Unternehmens noch zu verschärfen. Die Stadt hat nun in der Bezirksvertretung Sodingen erste Pläne für die künftige Abwicklung der Hol- und Bringverkehre sowie eine Lösung der Parkplatzprobleme vorgelegt. In einem Punkt gibt es Gegenwind aus der Politik.

Der große Handlungsbedarf steht (nicht nur) für Bezirksbürgermeister Mathias Grunert außer Frage: „Die Situation hat uns in den vergangenen Jahren in den Wahnsinn getrieben – bis heute“, sagte der Sozialdemokrat in der jüngsten Sitzung des Bezirks im Veranstaltungszentrum Gysenberg. Mit einem „Fünfklang“ von Flächen wollen Wewole und Stadt die Probleme lösen bzw. minimieren.

Investitionen von bis zu 35 Millionen Euro am Herner Stammsitz

Die Ausgangslage: Zur geplanten Modernisierung/Erweiterung des Standorts Langforthstraße - Investitionsvolumen: bis zu 35 Millionen Euro – gehört unter anderem auch der Bau eines neuen Parkhauses auf dem Stammgelände sowie eine Optimierung des Hol- und Bringverkehrs. Die planungsrechtliche Grundlage für die gesamte Maßnahme soll über den Bebauungsplan 268 geschaffen werden, der zurzeit in der politischen Beratung ist.

Sodingens SPD-Bezirksfraktionschef Ernst Schilla hat Einwände gegen die Pläne der Stadt.
Sodingens SPD-Bezirksfraktionschef Ernst Schilla hat Einwände gegen die Pläne der Stadt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die aktuelle Lage stellt sich für die Stadt so dar, dass die Langforthstraße „durch einen hohen Zu- und Abfahrtsverkehr der Mitarbeitenden sowie der Hol- und Bringverkehre der Werkstattbeschäftigten geprägt“ sei. Die Hol- und Bringverkehre würden derzeit mit 13 Pkw, 31 Kombirollern, vier Kleinbussen, fünf Minibussen und drei Großbussen abgewickelt. Diese hielten zum Teil auf dem Wewole-Stammgelände oder dem vorgelagerten Bushaltepunkt an der Langforthstraße, zum Teil aber auch auf der Langforthstraße.

Hinzu kämen zusätzliche Belastungen unter anderem durch den Fuhrpark der Wewole, einen internen Fahrdienst und den Liefer- und Entsorgungsverkehr. Außerdem bestünden für Fußgängerinnen und Fußgänger Risiken auf der Langforthstraße und der Schachtstraße.

Die Entfernung vom Wewole-Stammsitz bis zu dieser Fläche für den Hol- und Bringverkehr stößt auf Kritik.
Die Entfernung vom Wewole-Stammsitz bis zu dieser Fläche für den Hol- und Bringverkehr stößt auf Kritik. © Tatjana Batt

Ohne geeignete Maßnahmen würde die Verkehrsproblematik durch die Umstrukturierungspläne der Wewole noch zunehmen, so die Stadt. Nach Prüfung aller denkbaren Varianten hätten Stadt, Wewole und ein Gutachterbüro einen „Fünfklang“ von Flächen entwickelt, berichtete Stadtmitarbeiter Thomas Figgener im Bezirk. Heißt: Über das Erdgeschoss des zu bauenden Parkhauses und vier weitere Flächen sollen in Zukunft die Hol- und Bringverkehre abgewickelt werden.

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Gegen das Parkhaus und drei geplante „Abwicklungsflächen“ im Bereich des Wewole-Areals erhob sich in der Politik kein Widerspruch. Die angestrebte Nutzung eines Teils des Marktplatzes (siehe Grafik) löste jedoch bei SPD-Fraktionschef Ernst Schilla Schnappatmung aus. „Das gefällt uns überhaupt nicht. Die Situation ist dort schon jetzt problematisch. Schauen Sie sich doch mal an, was dort passiert“, fuhr er den Stadtmitarbeiter an. Und: Es sei inakzeptabel, dass Menschen mit Behinderungen den weiten Weg vom Wewole-Sitz über die schon jetzt stark befahrene Straße bis zu dieser Fläche laufen sollen.

Die Stadt nahm die Kritik zur Kenntnis, sah jedoch keine Alternative. Ins Auge gefasst worden seien auch eine temporäre Nutzung des Parkplatzes von Netto und eine Grünfläche der Emschergenossenschaft an der A 42. Die Optionen seien aber vom Tisch, weil Netto dies ablehne und die Emschergenossenschaft ihr Grundstück nicht verkaufen wolle, so Figgener. Andere Möglichkeiten gebe es nicht.