Herne. Herne braucht mehr Lastenfahrräder, meinen Stadt und Politik. Das sei gut für den Radverkehr und die Umwelt. Was dafür gemacht werden soll.

In Herne sollen mehr Lastenfahrräder fahren. Das fordert die Politik. Deshalb will die Stadt ein eigenes Förderprogramm für den Kauf der Räder auf die Beine stellen. Außerdem sollen die Räder künftig ausgeliehen werden können.

Lastenfahrräder, sagte Hernes Umweltdezernent Karlheinz Friedrichs nun im Ausschuss für Digitales, Infrastruktur und Mobilität (DIM), könnten einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Radverkehrs leisten. Durch ihre vielen Einsatzmöglichkeiten böten sie außerdem ein „großes Potenzial zur Vermeidung von Pkw-Fahrten“. Das Problem: Lastenfahrräder sind teuer und kosten schon mal locker mehrere Tausend Euro. Auf Wunsch der Politik erarbeitet die Stadt deshalb ein Programm, um Bürgerinnen und Bürger beim Kauf zu unterstützen.

Herne: Stadt will Zuschüsse aus Bordmitteln freischaufeln

Nicht billig: Lastenräder kosten schnell mehrere Tausend Euro, vor allem dann, wenn sie einen Elektromotor haben.
Nicht billig: Lastenräder kosten schnell mehrere Tausend Euro, vor allem dann, wenn sie einen Elektromotor haben. © picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Gefördert werden könnten Elektro-Lastenräder mit 30 Prozent der Kaufsumme (maximal 1000 Euro), „normale“ Lastenräder ebenfalls mit 30 Prozent (maximal aber 500 Euro) sowie Anhänger pauschal mit 100 Euro, schlug Lea Gemmecke (Stadt) im Ausschuss vor. Wie viel Geld die Stadt für die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern insgesamt locker machen kann und will, sagte sie (noch) nicht. Klar aber sei, dass die Verwaltung die Summe selbst aufbringen müsse; von außen, also von Bund oder Land, gebe es dafür keine Zuschüsse. Trotz Haushaltssicherungskonzept, sprich: klammer Kassen, soll die Hilfe aber klappen: „Wir kriegen das mit Bordmitteln hin, wir können das Geld freischaufeln“, kündigte Dezernent Karlheinz Friedrichs im Ausschuss an.

Als Nächstes will die Verwaltung eine Förderrichtlinie formulieren, sagte Lea Gemmecke. Diese soll aufzeigen, wie das Verfahren von der Antragstellung über Bewilligung und Kauf des Lastenfahrrads bis zur Auszahlung der Fördersumme ablaufen soll. Außerdem soll festgelegt werden, wie viele „Bordmittel“ die Stadt nun einsetzen will. Wenn das so weit ist, soll die Politik darüber diskutieren und möglicherweise schon abstimmen. Ein Zeitpunkt dafür wurde noch nicht genannt.

Zuschüsse für den Kauf von Lastenrädern würden den Einsatz anfeuern: SPD-Ratsherr Michael Zyweck.
Zuschüsse für den Kauf von Lastenrädern würden den Einsatz anfeuern: SPD-Ratsherr Michael Zyweck. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Die Politik zeigte sich erfreut von dem Vorschlag. Eine Förderung von Lastenfahrrädern würde den Einsatz in Herne „noch mal anfeuern“ und das Verkehrsmittel attraktiver machen, kommentierte Michael Zyweck (SPD). Das sei notwendig, sagte Fraktionskollege Ulrich Syberg. Denn: „Es gibt einen großen Bedarf bei Menschen, die sich nicht das zweite oder dritte Auto anschaffen wollen.“

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Neben einer Förderung will die Stadt, wie von der Politik gewünscht, auch ein Verleihsystem für die Cargobikes anschieben. Sinnvoll wäre es dabei, die Lastenfahrräder in ein bestehendes und etabliertes System einzubinden, sagte Lea Gemmecke (Stadt) im Mobilitätsausschuss. Im Blick hat sie dabei den Verleiher Nextbike, der in zehn RVR-Städten, darunter in Herne, Stationen von Metropolpolrad Ruhr betreibt – allerdings bislang vor allem mit konventionellen Rädern. Auch den Verleiher Sigo hat sie auf dem Schirm, der Lastenräder verleiht, bislang unter anderem aber nur in Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund.

An den Stationen von Metropolrad Ruhr – hier am Hölkeskampring in Herne-Mitte – gibt es bislang nur konventionelle Fahrräder zum Ausleihen.
An den Stationen von Metropolrad Ruhr – hier am Hölkeskampring in Herne-Mitte – gibt es bislang nur konventionelle Fahrräder zum Ausleihen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die Stadt hat die beiden Anbieter verglichen. Ergebnis: Über einen Zeitraum von zehn Jahren koste der Stadtverwaltung eine Station mit zwei Elektro-Lastenfahrrädern inklusive Kauf und Service bei Nextbike rund 64 500 Euro, bei Sigo rund 62 000 Euro. Auch die Kosten für die Nutzerinnen und Nutzer wären bei Sigo günstiger: So würde eine 60-minütige Ausleihe dort 3,50, bei Nextbike 4 Euro kosten, eine fünfstündige Ausleihe 11,50, bei Nextbike 20 Euro, rechnete Lea Gemmecke vor. Dem gegenüber stehe aber der geringere Aufwand bei Nextbike beim Aufbau der Station. Zum Start eines Verleihsystems für Cargobikes, fügte sie an, seien Anschubfinanzierungen möglich. Gefördert werden könnten unter anderem 80 Prozent der Kosten.

Die Politik begrüßte auch diesen Vorstoß. Michael Zyweck (SPD) sprach sich dafür aus, das bestehende System von Metropolrad Ruhr zu nutzen, auch wenn der Betreiber Nextbike etwas teurer sei als Sigo: „Damit hätte man einen ganz anderen Markteintritt.“ Außerdem sollten Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber beim Verleih von Lastenrädern mit ins Boot geholt werden, schlug er vor. Fraktionskollege Ulrich Syberg plädierte dafür, auch die Wohnungsbaugesellschaften zum Mitmachen einzuladen.