Herne. Im Belvona-Wohnblock in Herne gibt es Hinweise auf weitere Missstände. Auch in einem weiteren Gebäude soll die Heizungsanlage ausgefallen sein.

Die Lage im Wohnblock an der Emscherstraße, für den Belvona als Verwalter die Verantwortung trägt, ist womöglich noch prekärer als bislang bekannt. Der Herner WAZ-Redaktion liegen Hinweise auf weitere Missstände vor.

So soll auch im Gebäude mit der Hausnummer 96 die Heizungsanlage seit Monaten nicht mehr funktionieren. So teilt die Stiftung „Die Arche“, die seit fünf Jahren in diesem Gebäude eine Anlaufstelle für Kinder hat, mit: „Seit Beginn der diesjährigen Heizperiode sitzen Kinder und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erneut im Kalten, mit dicken Jacken, Decken und Wärmflaschen. Die Arche, die den Schwächsten der Gesellschaft Hilfe bieten möchte, sowie auch die Familien des Wohnblocks werden im Stich gelassen. Die Temperaturen sind mittlerweile wieder extrem gesunken, auch Elektroheizungen können das Problem nicht beheben. Die Fortführung der wichtigen Arbeit und Hilfsangebote der Arche im Stadtteil Wanne sind unter diesen Umständen akut gefährdet.“

Ines Lork, Leiterin der Arche an der Emscherstraße, sieht die Arbeit dort akut gefährdet.
Ines Lork, Leiterin der Arche an der Emscherstraße, sieht die Arbeit dort akut gefährdet. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Arche sieht das Hilfsangebot angesichts des Heizungsausfalls akut gefährdet

Einrichtungsleiterin Ines Lork sagt im Gespräch mit der WAZ, dass die Heizung seit etwa vier Monaten nicht mehr funktioniere. Der Anwalt, der für Belvona Medienanfragen beantwortet, hat die Frage nach dem Ausfall der Heizung und der Länge des Ausfalls unbeantwortet gelassen.

Zur Erinnerung: Die Stadt Herne hat am 6. Dezember das Haus mit der Nummer 82 auf Grund von „lebensbedrohlichen Zuständen“ für unbewohnbar erklärt, ein weiteres Gebäude, das bereits leer gestanden hatte, wurde versiegelt, weil sich dort unerlaubter Weise Personen aufgehalten hatten.

Inwiefern der Vermieter seiner gesetzlichen Pflicht nachgekommen ist, Mietern eine Ersatzwohnung zu Verfügung zu stellen, darüber gehen die Schilderungen auseinander:

Unterschiedliche Darstellungen zur Hilfe für die Mietparteien nach der Räumung

Auf WAZ-Anfrage lässt Belvona mitteilen, dass es nur zwei „rechtmäßige Mietparteien“ gegeben habe, die von der Räumung betroffen gewesen seien. Beiden (rechtmäßigen) Mietparteien habe Belvona Ersatzunterkünfte angeboten, allerdings sei das Angebot bislang nicht angenommen worden. Nach Information vom Belvona habe eine Mietpartei eine anderweitige Wohnung angemietet, die andere Mietpartei sei privat untergekommen. Das Angebot von Belvona stehe nach wie vor, und der Vermieter werde den (rechtmäßigen) Mieterinnen und Mietern Ersatzwohnraum organisieren, solange diese ihre Wohnungen nicht bewohnen können.

Die Stadt Herne stellt den Sachverhalt so dar: In Nr. 82 hätten sechs Mietparteien und ein Haushalt ohne Mietvertrag gewohnt. Diese Mietparteien seien auch in der Mieterauflistung enthalten, die der Wohnungsaufsicht von Seiten der Belvona am 21. November auf Anforderung zur Verfügung gestellt worden sei. Auch melderechtlich seien diese Haushalte unter der Anschrift erfasst. Am Dienstag, 6. Dezember, sei ein Mitarbeiter von Belvona vor Ort gewesen und habe zugesagt, für die betroffenen Mietparteien Ersatzwohnraum bis 17 Uhr zur Verfügung zu stellen. Diese Zusage sei nicht eingehalten worden.

Belvona: Umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen geplant

Menschen dürfen in die Häuser erst wieder einziehen, wenn die Mängel behoben sind. Wann dies sein wird, steht in den Sternen. Belvona lässt mitteilen, dass umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen geplant seien, die aber einigen zeitlichen Vorlauf benötigten. Gleichwohl hätten bereits notwendige Vorarbeiten stattgefunden. So seien Begehungen durchgeführt und es seien erforderliche Instandsetzungsarbeiten aufgenommen und beziffert worden.

Dabei habe sich herausgestellt, dass in dem Objekt regelmäßig eklatante Vandalismusschäden verursacht werden, auf die weder die Eigentümergesellschaft noch Belvona Einfluss hätten. So würden Kupferrohre von Versorgungsleitungen gestohlen, mutwillig Rohrleitungen beschädigt, abgesperrte Wasserleitungen durch unbefugte Personen wieder aufgedreht und zuletzt sogar gewaltsam Armaturen aus den Wänden gerissen und gestohlen. Nahezu täglich würden weitere massive Schäden an der Bausubstanz verursacht, die zu diversen Einsätzen von Rettungskräften geführt hätten. Belvona kümmere sich sowohl um jeden einzelnen Schaden wie auch um die Sicherung der Objekte und habe hierzu bereits die erforderlichen Maßnahmen ergriffen.

Zu den Vandalismusschäden teilt die Stadt Herne mit, dass Belvona in der Vergangenheit bereits mehrfach auf ihre Sicherungspflicht hingewiesen worden sei.