Herne. Kaffee to go, Essen zum Mitnehmen – seit Anfang Januar müssen Gastronomen dafür Mehrwegverpackungen anbieten. Wie Herner Restaurants das umsetzen.

  • Restaurants und Cafés müssen neben Einweg- nun auch Mehrwegverpackungen anbieten.
  • Die Gastronomie hat deshalb einen großen Aufwand.
  • Kunden müssen überlegen, welches System sie nutzen möchten.

Seit 1. Januar gilt die Mehrweg-Pflicht unter anderem in Restaurants und Cafés. Das heißt: Betriebe müssen ab sofort neben Einweg- auch Mehrwegverpackungen anbieten. Damit soll die Flut an Einweggeschirr und To-go-Bechern eingedämmt werden.

In Herne gab es bereits Mitte 2021 die ersten Vorreiter, die auf Mehrweg setzten. Die Inhaber von Ollis Restaurant am Gysenberg haben im Zuge der Corona-Pandemie umgedacht und Pfandgeschirr von „Recircle“ eingeführt. Doch wie setzen die Herner Gastronomen jetzt die neue Verordnung um und was halten sie davon? Die WAZ hat sich umgehört:

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Dass nun alle eine Mehrweg-Alternative anbieten müssen, begrüßt Oliver Janiszewski von Ollis Restaurant. „Es kommt schließlich immer noch sehr viel Müll zusammen.“ Das Pfandsystem „Recircle“ habe sich bewährt. Die Nachfrage sei geteilt: Diejenigen, die es schon am Anfang genutzt hätten, nutzten es aber weiterhin, sagt er. Daran gedacht, von Mehrweg wieder zurück nur auf Einweg zu stellen, habe der Gastronom nie. „Das ist ein super System.“

Sandra Braun und Oliver Janiszewski haben bereits im Frühjahr 2021 ein Mehrweg-System eingeführt und sind weiterhin überzeugt davon. (Archivbild)
Sandra Braun und Oliver Janiszewski haben bereits im Frühjahr 2021 ein Mehrweg-System eingeführt und sind weiterhin überzeugt davon. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Herner Gastronom sieht Mehrweg-Pflicht skeptisch

Naseem Arif sieht in der neuen Verordnung einen großen Aufwand für die Gastronomen. Arif betreibt in Herne die Pizzeria Napoleone und das Restaurant Bissmarck92. Er habe schon immer sorgsam darauf geachtet, welche Verpackungen er benutzt. „Unsere Verpackungen sind schon jetzt recyclbar“, sagt er. Die Mehrweg-Pflicht komme nun erschwerend hinzu. Noch ist das System in seinen Läden nicht gestartet, „aber das soll jetzt zeitnah passieren“. Er wird dann das System von „Vytal“ nutzen. Das funktioniert so: Die Kundinnen und Kunden können sich über eine App registrieren, dort wird vermerkt, welche Mehrweg-Verpackung sie zu Hause haben. Abgeben können sie diese dann innerhalb von 14 Tagen in allen Restaurants, die ebenfalls dieses System nutzen. Arifs Befürchtung: „Die Leute werden das Mehrweg-System nicht nutzen.“ Denn auch für sie sei es mehr Aufwand, die Verpackungen nach dem Benutzen wieder zu säubern und zum Restaurant zurückzubringen.

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Die Kette L’Osteria, die auch in Herne eine Filiale betreibt, befürworte jegliche Bemühungen, um Abfälle zu reduzieren, sagt Sprecherin Samanta Dörfler auf Nachfrage der WAZ. Bei der neuen Verordnung gehe es vor allem um den Ersatz von Einweg-Plastik. „Wir hatten auch bereits in der Vergangenheit so gut wie kein Einweg-Plastik bei unseren Verpackungen im Einsatz und haben die vereinzelten Teile – zum Beispiel Deckel unserer Pasta- bzw. Salat-Box – nun mit ein Inkrafttreten der Verordnung selbstverständlich komplett aus unseren Restaurants genommen.“ Seit der Veröffentlichung der Verordnung beschäftige sich das Unternehmen intensiv mit dem Thema Mehrweg. „Hierfür sind wir bereits im engen Austausch mit unseren Partner Relevo und testen bereits seit vergangenem Jahr verschiedene Mehrweg-Verpackungen.“

Auch wenn Pizzakartons von der Mehrweg-Pflicht ausgenommen sind, weil sie aus Pappe bestehen, möchte L’Osteria auch hier eine Alternative anbieten. „Deshalb arbeiten wir hierzu mit unserem Partner Relevo an einem für unsere 45-Zentimeter-Pizzen maßgeschneiderten Mehrweg-Pizzakarton“, so Dörfler.

Kundinnen und Kunden beschäftigen sich immer mehr mit dem Thema

Für Andre Kulla, Inhaber von Frutaria, das Mitte vergangenen Jahres in der Herner Innenstadt eröffnet hat, ist klar, dass auch ein kleines Unternehmen wie seines einen Beitrag leisten muss. Die Nachfrage nach Mehrweggeschirr sei groß, berichtet er auf Nachfrage der WAZ. Die neue Lieferung sei deswegen aktuell noch im Druck, aber es gebe immer wieder Pfand-Becher im Laden. „Wir werden aber nicht dazu übergehen, komplett auf Mehrweg umzustellen, weil nicht jeder so einen Becher haben möchte.“ Das Publikum beschäftige sich immer mehr mit dem Thema. „Wir haben bereits Bambusstrohhalme und abbaubare Becher im Angebot“, so Kulla. „Wir versuchen, so gut es geht, in die grüne Richtung zu gehen.“

Um solche Müllberge zu vermeiden, wurde jetzt die Mehrweg-Pflicht eingeführt.
Um solche Müllberge zu vermeiden, wurde jetzt die Mehrweg-Pflicht eingeführt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

McDonalds hat in Herne drei Filialen. Seit Dezember 2022 hat das Unternehmen bei Getränken und Eissorten flächendeckend ein eigenes Mehrwegsystem eingeführt. Durch dieses deutschlandweite Pfandsystem könnten auf Wunsch Mehrwegbecher vor Ort erworben und nach dem Verzehr gegen Erstattung des Pfandbetrags in jedem deutschen McDonald’s Restaurant zurückgegeben werden, teilt McDonalds mit.

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Noch sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rosmarino in Herne-Mitte in der Winterpause, doch auf der Website wird bereits angekündigt, dass Kundinnen und Kunden des Restaurants ab sofort die Wahl zwischen Einwegbehältnissen oder aber Porzellangeschirr oder Auflaufformen haben. Diese kosten zwei Euro Pfand. „Selbstverständlich können Sie auch Ihre eigenen Behälter mitbringen und wir befüllen diese. Sie treffen die Wahl“, heißt es dort.