Herne. Verfall statt Wohnbebauung: Ruinen und Müll prägen das Bild einer Industriebrache in Herne-Mitte. Was aus den Plänen für Eigenheime geworden ist.
- Neues Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Herdfabrik lässt auf sich warten.
- Baubeginn am Grenzweg in Herne-Mitte hat sich bereits um mehrere Jahre verschoben.
- Verfall, Ruinen und Müll prägen das Bild auf dem alten Industriegelände.
Auf der Fläche der ehemaligen Herner Herdfabrik zwischen Grenzweg, Fleigeshof/Pfählerstraße und Mulvanystraße sollte eigentlich ein neues Wohngebiet mit Eigenheimen entstehen. Der Baubeginn hat sich jedoch bereits um mehrere Jahre verschoben, ein erster Spatenstich ist derzeit nicht in Sicht. Jenseits dieser Pläne gibt es Beschwerden über den zunehmenden Verfall des Geländes.
Der Boden ist kontaminiert und muss ausgetauscht werden
Im August 2019 hatte der Investor ASK Bau (Düsseldorf) gegenüber der WAZ signalisiert, dass das neue Wohngebiet am Grenzweg voraussichtlich im Jahr 2023 stehen werde. Die Rede war von mehr als 20 Häusern. Zunächst müssten auf dem Areal am Funkturm aber noch die stark kontaminierten Böden ausgetauscht werden, hieß es.
Hintergrund: Auf der Fläche waren ab 1897 zunächst Kohleöfen, später unter anderem auch Gasherde und -kocher sowie bis zur Schließung der Herner Herdfabrik 1971 Elektroherde und Nachtspeicheröfen produziert worden. Ein Nachfolgebetrieb hielt sich bis 1974. Seitdem sind Teile des Geländes verwaist. Gebäude sind bereits abgerissen worden oder verfallen, Grün wuchert.
Und wie ist der aktuelle Stand? Das Bebauungsplanverfahren ist immer noch nicht abgeschlossen. Der städtebauliche Entwurf werde aktuell durch den Investor überarbeitet, erklärt Stadtsprecher Patrick Mammen auf Anfrage. Der Investor stehe aber nach wie vor hinter der Entwicklung der Fläche.
Erkam Kurt von ASK Bau bestätigt dies gegenüber der WAZ. Zurzeit werde darüber nachgedacht, wie eine marktgerechte Wohnbebauung realisiert werden könne. Neue Zeitfenster für den Abschluss dieser Überarbeitung, den Baubeginn oder gar einen Bezug von Neubauten auf dem Areal will/kann Kurt auf Nachfrage nicht nennen.
Stadt hat Umbau von Bürogebäude in Mehrfamilienhaus genehmigt
Konkret werden könnte es dagegen schon bald mit dem leerstehenden Verwaltungsgebäude am Grenzweg 27. Auf SPD-Anfrage teilte die Stadt in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte mit, dass ein Bauantrag zum „Umbau eines Bürogebäudes in ein Mehrfamilienhaus“ genehmigt worden sei. Die Bauarbeiten hätten bereits begonnen. Vor Ort ist davon allerdings nicht viel zu sehen, wie auch ein Mitarbeiter der benachbarten Kfz-Werkstatt auf Nachfrage bestätigt.
ASK Bau habe mit diesem Projekt nichts zu tun, erklärt Erkam Kurt. Und wer steht dann hinter dem Bauantrag? Die Stadt will den Namen des Eigentümers aus Datenschutzgründen nicht nennen.
Die jüngste Anfrage der SPD im Bezirk Herne-Mitte zielte allerdings nicht nur auf die bauliche Entwicklung, sondern auch auf den Verfall der Fläche und die davon ausgehenden Gefahren, auf die die FDP bereits 2021 hingewiesen hatte. Daran habe sich heute, eineinhalb Jahre später, immer noch nichts geändert, stellt der SPD-Bezirksverordnete Artur Kunz fest. Es gebe vom Bürgersteig Grenzweg immer noch Zugänge zu den verfallenden Gebäuden; Unkraut und Dornen wüchsen in den öffentlichen Raum. „Anwohnerinnen und Anwohner bemängeln, dass dies eine Gefahr für spielende Kinder darstellt“, erklärte der SPD-Bezirksverordnete Artur Kunz.
Der Eigentümer sei im Oktober 2021 (nach der FDP-Anfrage) schriftlich auf seine Verkehrssicherungspflicht hingewiesen und aufgefordert worden, die Absperrungen regelmäßig zu kontrollieren und die Bauzaunelemente fachgerecht mit Schraubverbindern zu verbinden, so die Antwort der Stadt. Dieser Aufforderung sei er nachgekommen. Zusätzlich wurden die Zaunelemente an den Stellen, an denen sie auf Gebäude treffen, mit diesen fest verschraubt, so dass zwischen Häusern und Zaun keine Lücken entstehen könnten.
Vor Ort stellt sich das allerdings etwas anders dar. Wer sich Zugang zu dem Gelände verschaffen will, kann den Bauzaun am Grenzweg an mindestens einer Stelle ohne große Anstrengung aus dem Betonfuß heben.