Herne. . Im Rahmen des Projekts Teach First erhalten Schülerinnen und Schüler der Realschule Crange Orientierung in der digitalen Welt. Darum geht es.
Wenn der Schulunterricht beginnt, dann müssen Schüler in den allermeisten Klassen ihre Smartphones wegpacken - wenn sie es überhaupt mit in die Schule bringen dürfen. In der 9. Klasse der Realschule Crange ist es anders. Zu Beginn der Schulstunde fordert Lisa Götze die Mädchen und Jungen auf: „Holt jetzt mal Euro Handys raus.“
Die Auflösung: Lisa Götze ist eine von vier Fellows (deutsch: Weggefährten), die an Herner Schulen im Rahmen der Initiative „Teach First“ mehr Bildungsgerechtigkeit ermöglichen sollen. Das Besondere in Götzes Fall: Sie ist ein sogenannter Digital Fellow, sie fördert die digitalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Auch wenn alle Schülerinnen und Schüler selbstverständlich ein Smartphone besitzen und scheinbar traumwandlerisch sicher damit umgehen, gibt es doch einige Dinge, auf die sie möglicherweise nicht achten: wie man sicher mit dem Messenger-Dienst WhatsApp umgeht, wie man sein Smartphone vor Hackern schützt oder wie und was man auf Facebook postet. Da Götze den Schülern auch beim Übergang von der Schule in eine Ausbildung zur Seite stehen soll, spielen nach ihren Worten auch immer stärker Dinge wie Onlinebewerbungen eine Rolle.
RAG-Stiftung fördert
In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach der Medienkompetenz der Lehrer. Diese hätten eine andere als die Schüler, weiß Teach-First-Geschäftsführer Ulf Matysiak. Sie kennen sich mit Programmen wie Word aus - was die Schüler nicht unbedingt kennen -, dafür seien ihnen soziale Plattformen fremd. An der Realschule Crange werde die Kompetenz der Lehrer ausgebaut, teilte Schulleiter Reiner Jorczik am Donnerstag mit: Im Frühjahr finde eine Fortbildung statt. Allerdings gibt es auch bei der Ausstattung Nachholbedarf: Sie befindet sich noch in der „Kreidezeit“, auch ein WLAN ist noch nicht vorhanden.
Wie der digitale Unterricht aussehen kann, demonstrierte Lisa Götze am Donnerstag mit den Schülern: Diese wählten sich mit ihrem Smartphone auf einer Plattform ein und absolvierten ein Quiz zum Thema Bundestag - politische Bildung per Smartphone. Bei dieser Unterrichtsstunde saßen diesmal prominente Gäste in den Reihen der Realschüler: Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Johannes Vogel, Generalsekretär der NRW-FDP, und OB Frank Dudda.
Die RAG-Stiftung unterstützt im Rahmen des Projekts „Bildungsgerechtigkeit im digitalen Zeitalter“ den Einsatz der Fellows. Die Stiftung, die im vergangenen Jahr elf Millionen Euro in den Bereich Bildung investiert hat, arbeitet bereits seit 2009 eng mit Teach First zusammen, schnell sei klar geworden, dass beim Thema Digitalisierung Unterstützungsbedarf für Schulen vorhanden ist, so Bergerhoff-Wodopia. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, ein Bewusstsein für Cybermobbing zu schaffen.“ Für Johannes Vogel hat das Digital-Projekt von Teach First das Zeug, ein Leuchtturm für Chancengerechtigkeit zu werden.
Glückwünsche zur Wahl als Talentschule
Es war ein zeitlicher Zufall, dass der Besuch der RAG-Stiftung, von Johannes Vogel und des OB nur wenige Tage nach der Wahl der Realschule Crange zur Talentschule stattfand.
Für Johannes Vogel deshalb ein Grund zur Freude, weil er vor zwei Jahren die Idee der Talentschulen ins Wahlprogramm der NRW-FDP habe hieven können und weil die Landesregierung diese Idee umgesetzt habe.
Oberbürgermeister Frank Dudda nutzte die Gelegenheit von Vogels Besuch, um für das Mulvany-Berufskolleg als Talent-Schule zu werben - in einer zweiten Runde werden weitere Schulen als Talentschulen ausgewählt.
Schulleiter Reiner Jorczik zeigte sich stolz, dass die Realschule Crange ausgewählt wurde, für ihn stellen Realschulen die „Substanz der Bildung“ dar.