Herne. Nach dem Bau einer LED-Schilderbrücke in Herne ignorieren weniger Fahrer das Fahrverbot über 3,5 Tonnen. Alles über den überraschenden Effekt.

Eine neue LED-Schilderbrücke über der A 43 bei Herne sorgt offensichtlich dafür, dass weniger schwere Fahrzeuge in die Schrankenanlage geraten. Die Autobahn ist hinter dem Kreuz Herne für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt. Wer das Verbot ignoriert und nicht abfährt, wird durch Waage und Schranken ausgebremst.

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Nur noch ein Drittel der Falschfahrer im gleichen Zeitraum

Die Schilderbrücke scheint sich auszuzahlen: „Dem Verkehrsteilnehmer wird besser dargestellt, wie er zu fahren hat“, sagt Darius Michalczyk, Leiter der Bauüberwachung für die A 43 von der Autobahn Westfalen. Der 45-Jährige zeigt sich sehr zufrieden mit der Optimierung. Das zeige ein Blick auf einen typischen Vormittagszeitraum von 6 bis 11 Uhr: „Wir haben weniger Fahrzeuge, die wir anhalten müssen. Schon in der einen Woche haben sich die Zahlen weit verbessert. Statt 45 Fahrzeuge im Schnitt haben wir im gleichen Zeitraum noch noch zehn bis 15.“

Die deutlich veränderten Zahlen zeigen aber auch, dass wohl ein großer Teil der Falschfahrer (sie heißen hier auch so) nicht unbedingt bewusst versucht hat, das Fahrverbot zu ignorieren. Die Verkehrssituation in dem Bereich gilt als äußerst komplex. Direkt auf die Abfahrt und Auffahrt Herne-Eickel folgt das Kreuz Herne mit Zufahrten und Abfahrten. Dort ist auch in der beginnenden Baustellenverkehrsführung die Schrankenanlage aufgebaut.

250.000 Euro in einem halben Jahr für die Stadtkasse in Herne

Darius Michalczyk ist Leiter des Bauüberwachung für die A 43 (Autobahn Westfalen).
Darius Michalczyk ist Leiter des Bauüberwachung für die A 43 (Autobahn Westfalen). © WAZ | Arne Poll

Innerhalb des ersten halben Jahres 2022 waren etwa 12.000 Fahrzeuge durch die Schrankenanlage gestoppt worden. Die Stadt Herne verhängte Bußgelder über gut 250.000 Euro. Es sei aber nicht das Ziel, so viel Geld wie möglich an der Stelle einzunehmen, betonen die Verantwortlichen der Autobahn GmbH. „Wir haben die Anlage nicht aufgebaut, um der Stadt Herne die Stadtkasse zu füllen“, sagt Michalczyk. Die Anlage sei dazu da, die Brücke zu schützen. Wichtig sei aber auch, dass nicht zu viele Fahrzeuge die Alarmmechanismen auslösen. Denn jeder Stopp führe zu einem Stau auf der A 43, zum Leid vieler anderer Autofahrer. Jeder Falschfahrer zahlt 200 Euro. „Das nimmt niemand freiwillig in Kauf“, erklärt auch Autobahn-Sprecher Anton Kurenbach.

Schranke in Fahrtrichtung Münster seit Anfang 2022 in Betrieb

Die Schrankenanlage in Fahrtrichtung Münster wurde Anfang des Jahres in Betrieb genommen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal keine ausreichende Tragfähigkeit mehr für schwere Fahrzeuge hat. Auch in Gegenrichtung gibt es eine Schrankenanlage. Zunächst hatte die Polizei ein Fahrverbot kontrollieren müssen. Das war aber mit einem erheblichen Personalaufwand verbunden. Es gab auch immer noch Fahrzeuge, die das Verbot ignorierten – zum Schaden der Brücke.

Die Brücken werden jetzt neugebaut. Seit dem vergangenen Wochenende fließt der Pkw-Verkehr vierspurig über die östliche Brückenhälfte (eigentlich Fahrtrichtung Münster). Dafür wurde die Brücke noch einmal verstärkt. Die westliche Hälfte kann nun abgerissen werden und wird als erste durch einen Neubau ersetzt.

Fahrverbot gilt auch schon für Fahrzeuge mit Anhänger

Zusätzlich zu der Schilderbrücke in Herne wird auch bereits deutlich vor dem Kreuz Herne auf die Situation hingewiesen. Bereits am Kreuz Wuppertal-Nord wird versucht, Lastwagen großräumig um die Stelle herumzuleiten. Was auch viele Autofahrer nicht verstehen: Das Verbot gilt für alle Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen Gesamtgewicht – einschließlich Hänger. Immer wieder geraten auch Fahrzeuge mit Autoanhängern in die Schrankenanlage. Das Gesamtgewicht beträgt in der Regel über 3,5 Tonnen.