Herne. In Herne werden auf der A 43 immer wieder Lkw durch die Schranken gestoppt, viele rauschen sogar hinein. In Kürze startet der Neubau der Brücke.
- In Herne werden auf der A 43 immer wieder Lkw durch die Schranken gestoppt.
- Regelmäßig werden die Schranken sogar durchbrochen.
- Insgesamt sind 12.000 Fahrzeuge bisher gestoppt worden.
Im Februar 2023 soll der Neubau der A 43-Brücke über den Rhein-Herne-Kanal in Herne starten. Die Emschertalbrücke ist marode und muss dringend ersetzt werden. Schon jetzt dürfen Lkw über 3,5 Tonnen nicht über die Brücke fahren. Um das durchzusetzen, wurden Schrankenanlagen in beiden Fahrtrichtungen gebaut. Immer wieder, sagt der Betreiber, müssen Lastwagen damit gestoppt werden. Und: Immer wieder werden die Schranken sogar durchbrochen.
Rückblick: Bei Kontrollen im Zuge des laufenden Ausbaus der A 43 auf sechs Spuren war Anfang 2021 aufgefallen, dass die Emschertalbrücke aus dem Jahr 1965 nicht mehr ausreichend trägt. Stahlträger des 80 Meter langen Bauwerks hingen mehrere Zentimeter durch, so der Betreiber, die Autobahn GmbH. Nichts Geringeres als ein Versagen des Tragwerks drohe, warnte ein Ingenieur im April. Immerhin: Eine weitere Prüfung ergab, dass Pkw die Brücke weiter nutzen könnten, Lkw über 3,5 Tonnen aber nicht. Als Sofort-Maßnahme wurde deshalb der Autobahnabschnitt für Lastwagen gesperrt. Weil eine entsprechende Beschilderung aber nicht alle Lastwagen-Fahrer davon abhielt, die Brücke auf Umleitungsstrecken auszuweichen, wurden die Schrankenanlagen gebaut.
Herne: Anlage stoppte bisher 12.000 Fahrzeuge
Zwei gibt es davon, und die in Fahrtrichtung Münster liegt auf Herner Stadtgebiet nahe der Anschlussstelle Herne-Eickel. Seit einem halben Jahr ist sie nun in Betrieb. Alle Fahrzeuge, die Richtung Brücke fahren, werden automatisch gewogen, die zu schweren Lkw werden per Schranke und rotem Licht gestoppt und dann auf die A 42 abgeleitet. So wird verhindert, dass sie die baufällige Brücke passieren. Gleiches passiert in der anderen Fahrtrichtung, dort steht die Anlage auf Recklinghäuser Stadtgebiet.
Die Anlagen, bilanziert Mirko Heuping, Sprecher der Autobahn-GmbH, erfüllten ihren Zweck: Der Schwerlastverkehr bleibe außen vor: „Wir sind sehr zufrieden.“ Dass es aber viele Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer gebe, die die Hinweis- und Verbotsschilder auf den Autobahnen im Umkreis ignorierten, will er nicht verhehlen. Die Schilder weisen großräumig auf das Lkw-Verbot auf der Herner Brücke hin und sollen Fahrerinnen und Fahrern frühzeitig auf andere Strecken lotsen. Dennoch, so Stadtsprecher Christoph Hüsken, hätten im vergangenen halben Jahr allein durch die Herner Anlage über 12.000 Fahrzeuge gestoppt werden müssen. Dazu, schränkt er ein, zählten aber unter anderem auch Fahrzeuge, die anschließend doch über die Brücke dürften, etwa Busse.
Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch:
- Cranger Kirmes: Alle wichtigen Infos für Besucher
- Neu in Herne: Das bietet das „Frutaria“ im Europagarten
- NRW-Schulstart: Wie Kinder in Herne sicher zur Schule kommen
Die „Sünder“ werden nicht nur gestoppt und abgeleitet, sondern auch zur Kasse gebeten. 200 Euro Bußgeld müssen sie überweisen. Rund 245.000 Euro seien auf diese Weise bereits im Stadtsäckel gelandet. „Damit bewegen wir uns in etwa in dem vorher prognostizierten Rahmen“, so der Stadtsprecher.
Dass freilich auch die Schrankenanlagen nicht alle Fahrerinnen und Fahrer abhalten, diese Erfahrung musste der Betreiber auch an der Emschertalbrücke machen. Nur einen Tag vor Inbetriebnahme der Anlage auf Herner Seite kam es auf der Gegenfahrbahn in Richtung Wuppertal zu einem ersten Vorfall. Ein 49-jähriger Lkw-Fahrer durchbrach die Schranke und konnte erst von einem Zeugen gestoppt werden. Den Sachschaden bezifferte die Polizei damals auf mehrere Tausend Euro. Ein Einzelfall blieb das nicht: „Es kommt immer wieder mal vor, dass Fahrer in die Schranken rauschen“, sagt Autobahn-GmbH-Sprecher Mirko Heuping. Große Probleme gebe es dadurch aber nicht. Die Schranke könne dank austauschbarer Elemente schnell ersetzt werden.
Außerdem gebe es regelmäßig zum Teil heftige Diskussionen, bei denen die erwischten Fahrerinnen und Fahrer gegenüber den Schrankenwärterinnen und -wärtern ihrem Ärger Luft machten und sie verbal attackierten. In der Regel sei ein Mitarbeiter vor Ort. Größere Probleme habe es durch diese „Diskussionen“ aber noch nicht gegeben. „Die haben ein dickes Fell, die sind einiges gewohnt“, so Heuping.
Pkw sollen vierspurig auf der einen Hälfte der alten Brücke weiterfließen
Und wie geht es jetzt weiter? Gerade sei damit begonnen worden, die Emschertalbrücke baulich zu verstärken, sagt Heuping. Das sei nötig, damit der gesamte Verkehr ab kommendem Jahr auf einer Brückenhälfte fahren kann. Die Arbeiten dazu sollen im Februar beginnen. Der Pkw-Verkehr soll dann vierspurig auf der einer Hälfte der alten Brücke weiterfließen, während die andere Hälfte abgerissen und neu gebaut wird. Die erste Hälfte der neuen Brücke soll 2025 fertig sein, dann soll bis zur Fertigstellung der zweiten Hälfte der Verkehr aus beiden Richtungen darüber laufen.
Auch die Schrankenanlagen sollen dann abgebaut werden, denn auch die Lkw sollen dann über die neue Brückenhälfte rollen. Die komplette Emschertalbrücke, so Autobahn-Sprecher Heuping, soll 2027 fertig sein.