Herne. Arbeitgeber können ihren Mitarbeitenden bis zu 3000 Euro steuerfreien Inflationsausgleich zahlen. Zwei Herner Firmen nutzen die Möglichkeit.

• Arbeitgeber können bis Ende 2024 bis zu 3000 Euro steuerfrei auszahlen

• Reifen Stiebling zahlt im Dezember die ersten 600 Euro aus

• NWB Verlag: Rückmeldung in der Belegschaft ist positiv

Im September wurde er im Rahmen des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung erstmals genannt, seit wenigen Tagen können Unternehmen ihn den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszahlen: den steuerfreien Inflationsausgleich von bis zu 3000 Euro. Zwei Herner Unternehmen machen von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Zur Einordnung: Der Inflationsausgleich geht auf die konzertierte Aktion zurück, bei der Arbeitgeber, Gewerkschaften und Bundesregierung im Sommer über Möglichkeiten berieten, die Preissteigerungen abzufedern ohne eine Lohn-Preis-Spirale durch hohe Tarifabschlüsse zu befördern. Das Ergebnis: die „Inflationsausgleichsprämie“. Ihr Kern: Zwischen dem 26. Oktober dieses Jahres und dem 31. Dezember 2024 können Arbeitgeber sie an ihre Beschäftigten bezahlen. Maximal 3000 Euro für jeden. Für die Prämie müssen weder Steuern noch Sozialabgaben bezahlt werden.

Sonderzahlung in Höhe von 600 Euro netto im Dezember

Christian Stiebling, Geschäftsführer des gleichnamigen Herner Reifenhandels, hat gar nicht abgewartet, bis die Bundesregierung die rechtlichen Voraussetzungen für die Auszahlung geschaffen hat. Für ihn stand schon vor Wochen fest, dass er seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern finanziell unter die Arme greifen muss. Nach der Energiepauschale in Höhe von 300 Euro im September habe das Unternehmen weitere 600 Euro zugesagt, so Stiebling im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Im November sei sowieso das Weihnachtsgeld fällig gewesen, und im Dezember folge bei Reifen Stiebling die Sonderzahlung über netto 600 Euro.

Christian Stiebling: „Die Mitarbeitenden brauchen jetzt das Geld, um die Energierechnungen zu bezahlen und um Preissteigerungen ein Stück abzufangen.“
Christian Stiebling: „Die Mitarbeitenden brauchen jetzt das Geld, um die Energierechnungen zu bezahlen und um Preissteigerungen ein Stück abzufangen.“ © FUNKE Foto Services | Michael Korte

„Die Mitarbeitenden brauchen jetzt das Geld, um die Energierechnungen zu bezahlen und um Preissteigerungen ein Stück abzufangen“, so Stiebling. Er spüre, dass seine Belegschaft angesichts der hohen Kosten verunsichert sei, das offenbare sich selbst an Details: So werde die Dusche im Betrieb deutlich öfter in Anspruch genommen, um daheim Energie zu sparen. Und deshalb sei jetzt schon klar, so Stiebling: „Wir werden natürlich auch die restlichen 2400 der 3000 Euro netto bis Ende 2024 an die Mitarbeitenden auszahlen.“ Der Modus liege noch nicht im Detail fest.

Stiebling unterstützt seine Beschäftigten auf mehreren Ebenen. So bietet er seit einigen Jahren Stromgutscheine als steuerfreien Gehaltsanteil in Höhe von 600 Euro jährlich an, über 120 der rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nähmen dieses Angebot in Anspruch. Auch die Coronaprämie in Höhe von 1500 Euro habe Stiebling 2020/21 ausgezahlt.

NWB Verlag hält sich die Möglichkeit offen, Mitarbeitende auch im nächsten Jahr zu unterstützen

Beim NWB Verlag hat man das Thema bereits seit September beobachtet. Damals war erstmals vom steuerfreien Inflationsausgleich von bis zu 3000 Euro die Rede. „Der NWB Verlag steht für Zusammenhalt, deshalb war für uns als Geschäftsführung klar, dass wir diese Möglichkeit nutzen, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen feststehen und wir es wirtschaftlich ermöglichen können“, so Mark Liedtke, Geschäftsführer. Deshalb erhalten die Mitarbeitenden in einem Staffelmodell im November einen Teil der möglichen Inflationsausgleichszahlung.

Ludger Kleyboldt und Mark Liedtke führen den NWB Verlag. Der Verlag nutzt das Instrument des Inflationsausgleichs für die Mitarbeitenden.
Ludger Kleyboldt und Mark Liedtke führen den NWB Verlag. Der Verlag nutzt das Instrument des Inflationsausgleichs für die Mitarbeitenden. © NWB Verlag

Das Feedback in der Belegschaft sei sehr positiv, in vielen Gesprächen habe sich offenbart, dass die gestiegenen Kosten auf Grund der Inflation die Mitarbeitenden bewegen, so Liedtke im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Dass der Verlag nicht die komplette mögliche Summe auszahle, erklärt Liedtke so: Man wolle sich auch für das nächste Jahr die Möglichkeit der Unterstützung offen halten, falls es für die Mitarbeitenden finanziell knapp werde und die wirtschaftliche Situation es erlaubt. Außerdem müsse man die Tarifverhandlungen abwarten. Es sei nicht auszuschließen, dass der Inflationsausgleich – wie in der Metall- und Elektroindustrie – Teil des Tarifabschlusses werde.