Herne. Ein Herner Linker will Sahra Wagenknecht nicht mehr in der Partei und sich selbst im Landesvorstand sehen. Und: Warum hohe Schulden lustig sind.

Welchen Parteifreund ein Herner Politiker als Drecksack bezeichnet und warum es nicht nur in Herne Debatten über Tampons auf Männertoiletten gibt.

Patrick Gawliczek will es wissen

Patrick Gawliczek ist Vorsitzender der Herner Linkspartei, Bezirksverordneter in Sodingen – und in Kürze auch Mitglied des Landesvorstands? Der 29-Jährige kandidiert an diesem Wochenende (29. und 30. Oktober) beim NRW-Parteitag der (fast) zur Splitterpartei mutierten Linken als Beisitzer für den neu zu wählenden Vorstand. Warum er antritt, das kann man unter anderem auf der Facebook-Seite Gawliczeks nachlesen. „Wir sind ein zutiefst gespaltener Haufen“, schreibt er in seiner Kurzvorstellung. Ansonsten hält sich der Kommunalpolitiker allerdings stark zurück.

Ein sanftes Lächeln bei einem WAZ-Redaktionsbesuch, doch Hernes Linken-Vorsitzender Patrick Gawliczek kann innerparteilich auch anders.
Ein sanftes Lächeln bei einem WAZ-Redaktionsbesuch, doch Hernes Linken-Vorsitzender Patrick Gawliczek kann innerparteilich auch anders. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Wer wissen möchte, wo genau er denn in der innerparteilichen Auseinandersetzung steht, muss auf der Facebook-Seite des Herners nur ein wenig runterscrollen. Die Linken-Bundestagsfraktion bezeichnete er jüngst als „Sargnagel unsere Partei“, den Abgeordneten Dieter Dehm nach dessen Aussagen über das Massaker im ukrainischen Butscha als „Drecksack“ und „widerlichen Kerl“. Hintergrund: Dehm hatte die dortigen russischen Kriegsverbrechen bezweifelt und von einem Fake gesprochen. Und zur Reizfigur Sahra Wagenknecht schrieb Gawliczek im September anlässlich einer Rede der 53-Jährigen: „Anstatt ihr eine Bühne für ihre wirren pro-Putin-Thesen zu geben, sollte man die Frau Wagenknecht endgültig aus der Fraktion werfen. So langsam ist das Maß voll. Weder die linke Basis noch die Wähler*innen haben Bock auf diesen Scheiß!“

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Mal schauen, ob der Haufen in NRW, sprich: seine Parteigenosssinnen und -genossen das in Kamen ähnlich sehen und Bock auf Patrick Gawliczek haben.

Die Sache mit den Tampons

Tampons im Männer-WC? In Herne eine Randnotiz, im Stuttgarter Rathaus offenbar ein Politikum.
Tampons im Männer-WC? In Herne eine Randnotiz, im Stuttgarter Rathaus offenbar ein Politikum. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Was in Herne interessiert zur Kenntnis genommen worden ist und nur für leichte Verwirrung gesorgt hat, ist in Stuttgart offenbar ein Riesenthema und ein Politikum: Tampons auf dem Männerklo. Im neuen Stadtteilzentrum H2Ö am Hölkeskampring sind bekanntlich vier Toiletten eingerichtet worden, um allen Geschlechtern gerecht zu werden. Und da es auch männliche gelesene Menschen mit weiblichen Sexualorganen gibt, hat die Stadt auf dem Männer-WC ebenfalls einen Hygienespender unter anderem mit Tampons aufgehängt. Das ist auf Initiative der Grünen auch im Rathaus der baden-württembergischen Landeshauptstadt geschehen, was nun die dortige CDU und ihren Oberbürgermeister Frank Nopper mit wütenden Reaktionen auf den Plan rief. Vielleicht sollte man den bekannten Slogan des süddeutschen Landes - „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ - noch durch „und Gelassenheit“ ergänzen.

Der Haushalts-Humorist

Loriot, Gerhard Polt, Hape Kerkeling … Rolf Ahrens. Rolf Ahrens? Okay: In diese Liste der deutschen Top-Humoristen passt der Grünen-Politiker aus Herne nicht wirklich rein. Doch bei der Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte am Donnerstag brachte der 63-jährige seine Kolleginnen und Kollegen immerhin beim staubtrockenen Thema Haushalt zum Lachen.

Das ist nicht der Herner Grüne Rolf Ahrens, aber auch ein lustiger Mann (Gerhard Polt im hinreißenden Film „Man spricht Deutsh“).
Das ist nicht der Herner Grüne Rolf Ahrens, aber auch ein lustiger Mann (Gerhard Polt im hinreißenden Film „Man spricht Deutsh“). © Picture Alliance/United Archives | United Archives / kpa

Ahrens dankte Kämmerer Hans Werner Klee nicht nur für dessen ausführlichen Erläuterungen zum Haushalt, sondern machte ihm auch Mut. Er habe gerade David Graebers Sachbuch „Schulden: Die ersten 5000 Jahre gelesen“, berichtete der Grüne. Dieses beginne mit der Weisheit: „Wenn du weniger als 100.000 Dollar Schulden hast, gehörst du der Bank. Wenn du mehr als 100.000 Dollar Schulden hast, gehört dir die Bank.“ Ahrens Frage an Klee, welche Bank denn der Hüter der hoch defizitären Herner Finanzen besitze, blieb – wenig überraschend – unbeantwortet.