Herne. Der Haushalt für 2023 in Herne könnte trotz neuer Millionenlöcher durch den Ukraine-Krieg gelingen. Ermöglicht werden soll das durch einen Kniff.

„So dramatisch war es noch nie“: Das sagte Hernes Kämmerer Hans Werner Klee, als er im September den Haushalt, das städtische Finanzpaket, für 2023 vorstellte. Überall machten sich neue Millionenlöcher auf, berichtete er. Da sei es schwer bis unmöglich, sie alle zu stopfen. Nun gibt es „einen gewissen Lichtblick“, teilt er mit.

Wie zuletzt die „Corona-Schäden“, so sollen die Kommunen voraussichtlich auch die „Ukraine-Schäden“ zunächst aus der Bilanz herausrechnen dürfen, sagte Klee nun der Politik im Finanzausschuss. So sei es möglich, dass die Stadt am Ende doch noch eine „schwarze Null“ erreiche, sprich: auch 2023 keine neuen Schulden machen müsse. Die Kehrseite der Medaille: Die vielen Millionen Euro, die die Corona-Krise und nun auch der Ukraine-Krieg koste, müsse die Stadt natürlich zu einem großen Teil trotzdem schultern. Voraussichtlich ab 2026, so die Pläne, sollen diese Kosten auch in den städtischen Bilanzen auftauchen. Und finanziert werden müssten sie schon jetzt.

Besorgt: Hernes Kämmerer Hans Werner Klee, hier in einer Ratssitzung.
Besorgt: Hernes Kämmerer Hans Werner Klee, hier in einer Ratssitzung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch:

Die Pläne des Landes zum Herausrechnen der Ukraine-Schäden seien deshalb nur „weiße Salbe“, „Kosmetik“, so der städtische Finanzchef. Da sei die Landesregierung aber „kreativ geworden“, sagte er süffisant. Gemeint ist: Statt eines Kniffs würde er lieber Geld vom Land bekommen, damit Herne die neuen Löcher im Haushalt, verursacht etwa durch die explodierenden Energiepreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs, auffangen zu können. Rund 500 Millionen Euro Altschulden hat die Stadt bereits, wie die Corona- und Ukraine-Schäden bezahlt werden sollen, weiß der Kämmerer nicht: „Welche Bank finanziert uns das überhaupt?“

Besagter „gewisser Lichtblick“ sei aber, dass eine Genehmigung des Haushalts für 2023 näher rücke. Klee erwartet, dass es bis Dezember dauert, bis das Land seine Pläne in ein Gesetz gießt. Deshalb könne der Haushalt auch nicht wie geplant Ende November verabschiedet werden. Klee strebt nun an, dass das im Februar 2023 nachgeholt werden kann. Dazu plant er auch Steuererhöhungen: Klee schlug der Politik im September unter anderem vor, die Grundsteuer B, also die Steuer auf Wohneigentum, ab 2023 um rund 20 Prozent anzuheben – von aktuell 745 Hebesatzpunkten auf 890. Mehreinnahmen in Höhe von 5,5 Millionen Euro verspricht sich Klee davon. Zuletzt wurde die Grundsteuer in Herne 2018 erhöht: von 600 auf 745 Hebesatzpunkte.