Herne. Der Investor hat Pläne fürs neue Bürogebäude mit Kita in Herne-Mitte vorgestellt. Warum dabei auch Autos, Netto, Holz und Baupreise Thema waren.
Ein fünfgeschossiges Gebäude fast komplett aus Holz mit Kindergarten und Büros sowie Tiefgarage: Steven Engler von der E-Gruppe hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Herne-Mitte die Pläne für das Bauprojekt „H3“ direkt an der Kreuzkirche konkretisiert. Die Politik zeigte sich (einmal mehr) beeindruckt ob der Nachhaltigkeit, die der Investor auch bei diesem Projekt in den Mittelpunkt stellen will.
Das Gebäude und die Kita
Der Neubau soll am Gutenbergplatz entstehen, heißt: am ehemaligen Standort des an die Wiescherstraße umgezogenen Restaurants Elsässer Stuben. Das Fachwerkhaus ist inzwischen abgerissen worden. Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes soll auf bis zu 900 Quadratmetern eine Kindertagesstätte eingerichtet werden, die je nach Größe – drei- oder viergruppig – auch noch einen Teil des 1. Obergeschosses beziehen könnte, so Geschäftsführer Engler. Die (hinter dem Neubau an der Breddestraße geplante) Außenspielfläche der Kita werde wohl größer als vorgeschrieben, so wie es schon bei der Anfang August eröffneten Kita im Europagarten der Fall sei. Erdwärme soll das Haus beheizen, eine Photovoltaik-Anlage Strom erzeugen.
Die Büros
Fürs 2. Obergeschoss (etwa 1150 m2) plant die E-Gruppe mit einer Büro-/Mischnutzung, im 3. und 4. Obergeschoss sind auf jeweils circa 460 Quadratmetern ausschließlich Büros geplant. Die Zweifel der Linke-Bezirksverordneten Klaudia Scholz, ob in Herne überhaupt so viele Büroflächen benötigt würden, konterte Steven Engler mit bisherigen Erfahrungen in Herne.
Trotz des durch die Pandemie ausgelösten Trends zum Homeoffice gebe es in Herne einen großen Bedarf an „modernen Büroarbeitsplätzen mit einem gewissen Standard“. Im Europagarten und im City-Center – beides Immobilien der E-Gruppe – seien die Büros komplett vermietet worden. „Die Nachfrage konnten wir gar nicht decken“, so Engler. Und im derzeit entstehenden Quartier Kaiserstraße (Neue Mitte Baukau) hätten sie fünf Wochen nach Start der Vermarktung bereits rund ein Viertel der Büroflächen vermietet. Er gehe davon aus, dass die Vollbelegung dort bis Ende des Jahres erreicht werde.
Die Tiefgarage
Etwa 56 Stellplätze sollen in der Tiefgarage des Neubaus entstehen. Linken-Politikerin Scholz meldete hier ebenfalls große Bedenken an: Dadurch nehme der schon jetzt dichte Verkehr in Herne weiter zu, so ihre Kritik. Und auch das ließ Engler nicht stehen: „Ich stimme nicht zu, dass es automatisch mehr Verkehr geben wird.“ Im Übrigen versuchten sie, ihre Mieter dazu zu bewegen, auf Parkraum zu verzichten. So habe sich der Discounter Netto in der Europagarten-Tiefgarage mit der Zahl von 27 Stellplätzen zufriedengegeben. Und obwohl die Umsatzzahlen in dieser Filiale „durch die Decke gehen“, seien im Schnitt nur etwa zehn der Stellplätze belegt.
Wie bereits beim Europagarten entstünden „moderne Stellplatzmöglichkeiten, die es so bislang nicht gibt“. Und nicht zuletzt: „Wir verlagern die Stellplätze in einen nicht sichtbaren Bereich. Was Besseres gibt es doch gar nicht.“ Im Übrigen wisse er gar nicht, warum sich die Leute immer über E-Scooter am Straßenrand aufregten: „Wir haben Hunderte Autos auf der Straße. Den Anblick finde ich auch nicht attraktiv.“
Das Holz
Holz sei „der Baustoff der Zukunft“ und solle auch bei diesen Neubau so massiv wie möglich eingesetzt werden, kündigte Engler an. „Ein Partner von uns baut in Hamburg gerade das höchste Holzhaus in Europa.“ Nach einem ähnlichen Muster solle das H3 errichtet werden: die Tiefgarage aus Stahlbeton, alle weiteren Geschosse möglichst komplett in Holzbauweise.
Lieferengpässe befürchte er nicht. „Wir haben uns schon vor drei Jahren entschieden, dass unser Holz aus Skandinavien kommt, auch wenn wir es woanders billiger haben könnten“, sagte Engler. Und dass die Preise für Baumaterialien immer weiter stiegen, sei „eine Mär“. Im März/April habe es zwar einen deutlichen Anstieg gegeben, doch seit Mai fielen die Preise zum Teil drastisch.
>>> Ziel: Aufenthaltsqualität aller Herner Plätze verbessern
Der in der Bezirksvertretung Herne-Mitte vorgestellte Bebauungsplan sieht für den Gutenbergplatz neben dem Neubau auch eine Aufwertung des gesamten Areals unter anderem durch eine Begrünung vor. Die Aufenthaltsqualität soll aber auch auf anderen Plätzen der Stadt deutlich erhöht werden, so das Signal in der Sitzung des Bezirks.
Unter Beteiligung von Verwaltung und Politik habe bereits die Auftaktveranstaltung für ein zu erstellendes „Rahmenkonzept Plätze“ stattgefunden, berichtete der Fachbereich Umwelt und Stadtplanung.