Herne. Das Theater Kohlenpott hat mit „Disco“ eine gelungene Premiere in den Flottmann-Hallen gefeiert. Das ist die wichtige Botschaft des neuen Stücks.

Einmal im Jahr bietet das Theater Kohlenpott Nachwuchsregisseurinnen und -regisseuren die Möglichkeit zur Inszenierung eines Stückes. In dieser Saison bringt die Kölnerin Sarah Victoria Wagner das 30-minütige Spiel „Disco“ auf die Bühne in den Herner Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5. Der Auftakt wurde am vergangenen Sonntag, 11. September, mit rund 60 Zuschauerinnen und Zuschauern gefeiert.

Herne: Lass uns Disco spielen!

Ein farbenfrohes Bühnenbild mit einer festlichen Girlande, bunten großen Luftballons und reichlich Lametta. In den Hauptrollen Katharina Rettig, Anna Sander und Benjamin Werner. Letzterer inszeniert den Hauptcharakter David: Ein vierjähriger Junge, der gerne den Kindergarten besucht, Fußball und Würstchen im Schlafrock mag. Am liebsten spielt der Vierjährige jedoch Disco: „Es gelten keine Regeln. Alle sind willkommen und dürfen sich kleiden, wie sie wollen. Wir hüpfen auf den Betten, tanzen und singen“, erklärt er dem Herner Publikum.

Eines Tages darf Freundin Pina bei David übernachten und sie spielen Disco. Sie kriegen nicht genug und wollen am nächsten Tag als Discotänzerinnen im Kindergarten weiter feiern. Die unversehrte Kinderwelt wird schnell von der Realität eingeholt. Denn David trägt ein rosafarbenes Nachthemd. „Ein Junge in Mädchensachen ist nicht angezogen, der ist verkleidet“, meint die Erzieherin. Es folgen weitere blöde Kommentare von Erwachsenen, die den Vierjährigen verunsichern und ratlos zurücklassen. David versteht die Welt nicht mehr: „Warum geraten Erwachsene wegen eines rosa Nachthemdes so in Aufregung und streiten sich?“

Theater Kohlenpott: Frühe Aufklärung fördert Identitätsfindung

Dass sich Erwachsene wegen eines rosafarbenen Nachthemdes streiten, zeigt, dass diese stereotypischen Rollenbilder durchaus ein Thema in der frühkindlichen Erziehung sind. „Ich bin selbst Schulleiterin einer weiterführenden Schule und merke, je früher Kinder darüber aufgeklärt werden, dass ihr Geschlecht keine bestimmte Rolle erfüllen muss, desto leichter wird später die Identitätsfindung“, sagt Dorit Heine aus Unna. Vor allem erleichtere eine aufgeklärte Welt die Entwicklung von Kindern, die nicht dem Stereotyp Mädchen oder Junge entsprechen. „Deshalb würde ich das Stück nicht nur Kindern, sondern auch Jugendlichen und Erwachsenen empfehlen“, so Heine weiter.

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Dass rosarote Kleider für alle da sind, darin sind sich Susanne und Thomas aus Herne einig. „Du bist du. Egal wie du aussiehst und was du dir anziehst“, das sei für sie die Botschaft aus dem Stück gewesen. „Es wurde alles so schön aufbereitet und vor allem die Ratlosigkeit von David wurde gut inszeniert“, so Thomas. Das Stück sei modern, die Botschaft brisant und ein Weckruf, dass Normen kritisch hinterfragt werden müssen.

>>> Über das Theaterstück „Disco“

Das Kinder- und Familienstück basiert auf der gleichnamigen Buchvorlage „Disco“ von Frauke Angel und Julia Dürr, das im Jahr 2020 mit dem österreichischen Kinder- und Jugendpreis ausgezeichnet worden ist.

Disco: Ab vier Jahren, Dauer etwa 30 Minuten. Karten kosten 10 bzw. 6 Euro, für Schulklassen 5 Euro pro Person. Ticketbestellung unter karten@theaterkohlenpott.de. Weitere freie Termine für Schulklassen gibt es am 14., 15. und 16. Dezember (jeweils um 16 Uhr).