Herne. Das Herner Theater Kohlenpott startet mit dem Familienstück „Disco“ in die neue Saison. Im Zentrum der Handlung steht ein rosafarbenes Nachthemd.

Das Theater Kohlenpott startet am kommenden Sonntag, 11. September, in die neue Spielzeit – mit dem Kinder- und Familienstück „Disco“. Allerdings steht nicht Musik im Mittelpunkt der Handlung, sondern ein rosafarbenes Nachthemd.

Einmal im Jahr gibt das Theater Kohlenpott jungen Regisseurinnen und Regisseuren, die noch nicht so viel Gelegenheit zum Inszenieren hatten, die Gelegenheit sich auszuprobieren. In dieser Saison ist die Wahl auf die Kölnerin Sarah Victoria Wagner gefallen. Und Wagner hat einen sprichwörtlich „ausgezeichneten“ Vorschlag gemacht: Sie bringt „Disco“ auf die Bühne. Dabei handelt es sich um ein Kinderbuch von Frauke Angel und Julia Dürr, das 2020 mit dem österreichischen Kinder- und Jugendpreis ausgezeichnet worden ist.

Buchvorlage hat 2020 den österreichischen Kinder- und Jugendpreis erhalten

Im Mittelpunkt steht der vierjährige David, der gerne Würstchen im Schlafrock isst und den ganzen Tag Fußball spielt. Die Aufregung beginnt, als er eines morgens von seinem Vater als Discotänzerin in den Kindergarten gebracht wird – in einem rosafarbenen Nachthemd. Was für den Jungen einfach nur ein großer Spaß ist, löst bei den Erwachsenen sofort Streit über Rollenbilder aus. „Ein Junge in Mädchensachen ist nicht angezogen, der ist verkleidet“, sagt die Erzieherin. Und die Eltern geraten in Streit, weil schon ein vierjähriger Junge in einem rosafarbenen Nachthemd bei ihnen sofort die Assoziation „schwul“ auslöst.

Dieser Begriff, so erläutert Regisseurin Sarah Victoria Wagner, werde in dem halbstündigen Stück nicht fallen. Die Inszenierung – ebenso wie die Buchvorlage – zeige, wie Kinder mit Situationen umgehen, die sie nicht verstehen. Die Kinder – dargestellt von Sarah Rettich, Anna Sander und Benjamin Werner – können nicht verstehen, warum die Erwachsenen – in der Ausstattung von Regina Rösing symbolisiert von Luftballons – wegen des Nachthemds aneinandergeraten, weil sie noch nicht in „erwachsenen“ Kategorien denken.

Selbstverständlich wird der Streit gelöst, woran die Kinder in ihrer unbefangenen Art nicht unerheblichen Anteil haben. Die Kritiken zum Buch sprechen von einem witzigen und klugen Bilderbuch. Überträgt die Inszenierung dies auf die Bühne, dürfen sich Kinder und Eltern auf eine unterhaltsame halbe Stunde freuen.