Herne. Hartgesottene Mittelalterfans haben sich trotz starken Regens Samstag am Schloss Strünkede in Herne getroffen. Die Lanzenshows mussten ausfallen.
Gaukler, Ritter und Puppenspieler haben am Wochenende den Park am Schloss Strünkede in Herne in eine Szenerie wie vor 700 Jahren verwandelt. Beim dreitägigen Mittelalterfest boten zahlreiche Händler- und Handwerkerstände Kurioses für Jung und Alt und es gab Musikkonzerte mit seltenen Instrumenten.
Der gesamte Park ist am Samstag gefüllt von Zelten der Lagerleute und von den rund 80 Händlerständen, die Schmuck aus Hufnägeln, verzierte Lederwaren oder Speis und Trank anbieten. Die Besucherinnen Julie und Anouk aus Dortmund, die würzige Fladenbrote vom Holzofenbäcker erstanden haben, kennen das Mittelalter-Spektakel schon vom vergangenen Jahr: „Hier auf dem Markt gibt es ganz unterschiedliche Lebenswelten. Es freut mich, Menschen zu sehen, die leidenschaftlich ihrem Hobby nachgehen“, sagt Julie.
Mittelalterspektakel in Herne: Lanzenvorführungen fallen aus
Aufgrund der starken Regenfälle müssen beide Lanzenvorführungen der Ritter, eigentlich ein Highlight der Veranstaltung, am Samstag abgesagt werden. Einige Besucher lassen sich aber auch von den meterbreiten Pfützen nicht abhalten, mit Ihresgleichen in die Welt des Mittelalters einzutauchen. Gegessen wird dem Anlass entsprechend unter anderem Brot vom Spieß oder Waffeln aus Kartoffeln und dazu wird der Honigwein ‚Met‘ getrunken.
Im Schlosshof gibt es mit einem Holzkarussell und Elfenhaar-Zuckerwatte Programm für die Kinder. Eine Puppenspielerin erzählt die Geschichte von „Rodrigo dem Drachen“ und das fahrende Volk „Angerspil“ spielt Live-Musik auf Sackpfeifen, Cister und Tastenfidel. Einige Besucher tanzen trotz des Regens vor der Bühne zu den mittelalterlichen Klängen.
Es gibt auch Stände mit alten Handwerkskünsten zu sehen. So zeigt der Schmied Thorsten Prang, wie er lange Eisenstäbe über einer großen Kohlenfeuerstelle erhitzt und anschließend das glühende Metall mit Hammer und Amboss bearbeitet. „Ich möchte alte Handwerksberufe lebendig halten. Meine Zielgruppe sind auch Kinder, die zum Wort ‚Schmied‘ ein Bild bekommen“, so Prang. Seine gefertigten Waren wie Kleiderhaken und Essbesteck bietet er anschließend zum Kauf an.
Besucher loben besondere Atmosphäre in Herne
Prang ist extra aus Berlin angereist, da ihm in Herne die „besondere Atmosphäre mit dem mittelalterlichen Schloss und der grünen Wiese“ gefällt. Auch die Bergbaugeschichte des Ruhrgebiets interessiere ihn. „Viele gewandete Besucher und befreundete Händler verbindet der gemeinsame Nenner und das Arbeiten mit Naturmaterialien wie Leinen, Leder und Filz, heute ist Plastik das Problem“, so Prang.
Wie der Schmied bewohnen an diesem Wochenende rund hundert weitere Lagerleute mit Gefolge und Zelten den Park. Zentrum der Wohnfläche ist die große Feuerstelle, an der das Essen zubereitet wird. Auch die Kleidung der Lagerleute ist wie damals aus Leinen, Fellen und Leder zusammengestellt. Yvonne und Jörg sind bereits Donnerstag aus Bochum angereist und werden von vielen Besuchern auf ihren selbstgebauten Waffenständer mit (stumpfen) Schwertern angesprochen. Das Kettenhemd und der von Jörg selbst vernietete Helm dürfen ausprobiert und aufgesetzt werden.
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„Der Kontakt zur Mittelalterszene kam über unsere Söhne und über die Kirche zustande und vor allem sind Freunde von uns schon länger bei den Lagerleuten und haben uns mitgenommen“, erzählt Jörg. Er ist schon zum vierten Mal in Strünkede dabei. Die Holzmöbel in der Wohnküche hat er fast alle selbst gebaut, getrunken wird aus getöpferten Keramikkrügen. „Besonders gefällt mir, dass sich alles im Freien abspielt statt im Büro, so können wir entspannen vom Alltag“, fasst Yvonne das Faszinierende am Mittelalterlager zusammen.